Jubiläum Jubiläum: Jungfernfahrt mit einer Ladung Holz für West-Berlin
ROSSLAU/MZ. - Er kann sich noch genau an seine erste eigene Ladung erinnern. "Da habe ich Holz gefahren für Tischlermeister Bodo Fricke", schwelgt Andreas Thauer in Erinnerungen. Nach West-Berlin sei es gegangen, und den ersten neuen Lkw - ein Hängerzug mit 34 Europaletten-Stellplätzen - hatte er mit seinem Startkredit bezahlt. "Damals war das ein Raumwunder für uns", schmunzelt der gelernte Facharbeiter für Straßenbautechnik, der allerdings schon seit 1980 seinen Lebensunterhalt als Berufskraftfahrer verdiente, "wir waren ja nur W 50 gewohnt!"
Die Jungfernfahrt für die eigene Firma fand übrigens genau an seinem 30. Geburtstag statt und jährt sich am 17. Juli zum 20. Mal. Ein bisschen stolz ist der sympathische Unternehmer darauf schon. Deswegen und auch um seinen mittlerweile zwölf Angestellten und seinen treuen Geschäftspartnern zu danken, lädt der Inhaber der Firma Thauer Transporte (TT) am Jahrestag zur Jubiläumsfeier ein.
Ein Tag der offenen Tür auf dem Betriebsgelände in der Bernsdorfer Straße in Roßlau soll die Festivitäten eröffnen. Interessierte Gäste können von 10 bis 14 Uhr verschiedene Lkw Typen inspizieren und sich so selbst vom Unterschied zwischen den alten ostdeutschen und den modernen Fahrzeugen überzeugen. Für Feiertagsstimmung auf dem Gelände mit den großen Hallen - das Objekt wurde früher als Lehrwerkstatt der Schiffswerft genutzt - wird Schulzes Diskothek aus Coswig sorgen. Die Steppkes können sich auf einer Hüpfburg austoben und mit einem großen Grillstand sind die Veranstalter auch gegen hungrige Mägen gewappnet. Andreas Thauer freut sich schon sehr auf den kommenden Sonnabend.
In den ersten Jahren seiner Selbständigkeit konnte er immer weiter expandieren, berichtet er. "Besonders private Baustellen von Eigenheimen hielten uns mit unzähligen Kiesladungen beschäftigt." Der Exklusivvertrag mit dem Investor, der den Coswiger Standort der "VEB Vereinigte Papierfabriken" übernahm, brachte weiteren Aufschwung. Immer mehr Transportfahrzeuge wurden angeschafft und Fahrer eingestellt. Auch mit der momentanen Auftragslage sei er durchaus zu frieden.
Wie sehr der Roßlauer in seiner Tätigkeit aufgeht, beweist die Tatsache, dass erst in 2003 ein längst überfälliger Disponent eingestellt worden ist. "Bis dahin habe ich das alles allein gemacht", so Thauer, der immer noch nahezu täglich selbst hinterm Steuer sitzt. Auf Baustellen sei er meist zu finden: "Ich fahre am liebsten Stückgut." So waren seine Lkw auch am Krankenhaus-Neubau beteiligt.
Momentan rollen für Thauer-Transporte zehn Fahrzeuge über die Straßen. Unter anderem auch drei so genannte Jumbozüge - flache Transport-Lkw mit 125 Kubikmeter Ladevolumen. Glücklicherweise habe er auch seine Lebenspartnerin einstellen können. "Ich bin die halbe Arbeitskraft", sagt Susanne Schulze - die sich halbtags um anfallende Arbeiten im Büro kümmert - lachend.
Aber Thauer kann innerhalb der 20-jährigen Geschichte auch von schlechteren Zeiten berichten. Die viel beschworene Krise hatte sich in seinen Büchern schon 2007 abgezeichnet. "Das Auftragsvolumen der Rückfahrten hatte damals stark nachgelassen." Das Ergebnis waren unzählige Leerfahrten. Als Folge musste der leidenschaftliche Trucker schweren Herzens vier seiner Fahrzeuge aufgeben und stilllegen. Trotz dieser Schattenseiten des Unternehmer-Daseins blickt Thauer optimistisch in die Zukunft: "Es macht mir immer noch Spaß."