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IQ-Beratung in Dessau IQ-Beratung in Dessau: Anerkennung ausländischer Abschlüsse soll erleichtert werden

Von silvia bürkmann 05.02.2013, 18:21

Dessau/MZ. - Zu seinem ersten Vor-Ort-Beratungstermin hatte das bundesweit agierende und von den Ministerien für Arbeit und Soziales, Bildung und Forschung sowie der Bundesarbeitsagentur geförderte IQ-Netzwerk am Montagvormittag in das Dessauer Rathaus eingeladen. "IQ" steht dabei für Integration durch Qualifizierung.

Beantwortet werden sollen Fragen zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in Deutschland. Im Zimmer 148 im Rathaus-Neubau (Raum Gliwice) empfingen Sylvia Hörner von der IQ-Servicestelle Sachsen-Anhalt-Süd aus Halle und Ulrike Wohlfahrt als Integrationskoordinatorin der Stadt Dessau-Roßlau die Fragenden.

Das Netzwerk zur Integration aus dem Ausland Zugewanderter - es ist in der Doppelstadt recht aktiv. Überzeugen konnten sich davon zahlreiche Besucher beim Aktionstag im BBFZ. Auch die IQ-Netzwerker aus Halle haben zuvor schon Gruppen von Zuwanderern in Dessau-Roßlau besucht. Kontakt gab es also schon. Mit diesem Vor-Ort-Termin angestrebt - der leichtere Zugang zu wichtigen Informationen.

Denn die gibt es. Seit April 2012 hat die Bundesrepublik Deutschland ein neues Gesetz zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Danach hat nun jeder Ausländer in Deutschland Anspruch auf eine Beratung und Gleichwertigkeitsprüfung seines erlernten Berufes - egal welchen Aufenthaltsstatus er hat (geduldete, befristete oder dauerhafte Aufenthaltserlaubnis).

Mit dem neuen Integrationsprogramm des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge soll schrittweise korrigiert werden, was bundesdeutscher Alltag ist: Ärzte fahren Taxi, Lehrerinnen gehen putzen: Weil ihre Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden, jobben hoch qualifizierte Zuwanderer als Billiglöhner. Bislang wurden im Ausland erworbene Berufsabschlüsse in Deutschland nicht nach einem einheitlichen Verfahren anerkannt. In jedem Bundesland sind unterschiedliche Stellen zuständig.

Auch wenn in Dessau-Roßlau mit etwa 2 000 Ausländern der Anteil an der Gesamtbevölkerung 2,3 Prozent ausmacht und im Deutschlandvergleich weit hinten rangiert, ist Integrationskoordinatorin Wohlfahrt überzeugt: "Der Beratungsbedarf ist da. Und er wird wachsen." Also sollen die Vor-Ort-Termine regelmäßig angeboten werden, aller Vierteljahre. Am Montag nun die Premiere.

Und die allererste Nachfrage stellt Irina, vom Jobcenter seit langem als Hartz-IV-Empfängerin betreut und dort auf das Beratungsangebot hingewiesen. Irina ist seit 20 Jahren in Deutschland. Geboren vor 43 Jahren in Tambow, im Herzen des europäischen Teils Russlands, brachte sie die Liebe und Ehe mit dem Magdeburger Sven nach Deutschland. Beim Umzug als Baby schon mit dabei war die heute 20-jährige Anja. Helmstedt war es, wo die junge Familie zuerst Quartier machte.

Irina war in den ersten Jahren zuallererst die Mutter, Sven der Ernährer. Die junge Russin hatte in der Heimat an der Fachschule studiert und 1989 einen Abschluss als Kunstmalerin gemacht. Viel Zeit und Gelegenheit, in der neuen Heimat dem erlernten Beruf als freischaffende Künstlerin oder in einer Anstellung nachzugehen, hatte Irina nicht.

Vier Jahre nach Anja meldete sich mit Jana die zweite Tochter an und pochte mit rosiger Babyfaust auf ihre Rechte. Wiederum vier Jahre später kam im Jahr 2000 die Familie nach Dessau. Irina und Sven aber wurden einander fremd, hatten nicht gemeinsam Wurzeln schlagen können, trennten sich. Sven zog westwärts, Irina blieb mit den Mädchen in Dessau.

Über Wasser hielt sich die gebürtige Russin mit der Teilnahme an verschiedenen Projekten, absolvierte Sprachkurse, sah sich nach kleinen Jobs zum Dazuverdienst um, versuchte sich über drei Jahre auch als Selbstständige im Beruf als Kunstmalerin. Der Versuch misslang. Den scharfen Blick der Künstlerin für Objekte konnte Irina dann noch bei der grafischen Dokumentation von Ausgrabungsfunden nach archäologischen Arbeiten auf dem Areal des heutigen Dessau-Centers unter Beweis stellen. Ihre Arbeit erntete Anerkennung, war spannend - aber eben befristet und objektgebunden.

Im Beratungsgespräch mit Sylvia Hörner erfährt Irina, dass ihr Künstlerberuf keine Anerkennung durch staatliche Behörden in einem reglementierten Überprüfungsverfahren braucht, frei ausgeübt werden darf. Gut, aber wie jetzt weiter auf einem Kunstmarkt, dessen Produkte in hiesigen Breiten nicht nachgefragt sind?

Um der 43-Jährigen eine ergänzende Qualifizierung nahezubringen, landen die Frauen schließlich bei den Pflegeberufen. Als Helferin in einem Altenheim die Bewohner mit kleinen Kunst-oder Handarbeiten zu unterhalten, zu plaudern oder zuzuhören, dieser Gedanke klingt gut in Irinas Ohren. "Mal sehen, was das Jobcenter dazu sagt. "