Internethit aus Roßlau Internethit aus Roßlau: 31 Ostrock-Klassiker: Frank "Hardy" Wedler schreibt Ost-Hymne

Dessau-Roßlau - Oliver Welke, immer wieder dieser Welke. Von Freitagabend zu Freitagabend tat der Moderator der Heute-Show es vor rund zwei Jahren, im Vorfeld der Bundestagswahlen, immer wieder und wieder - die neuen Bundesländer als „Dunkeldeutschland“, mit sächselnden und krakelenden Wutbürgern darzustellen. „Ich verstehe viel Spaß, kann auch über mich selbst lachen. Doch das war kein pointierter Humor mehr, sondern nur noch Diffamierung“, blickt Frank Wedler zurück.
Das wollte er alles nicht auf sich und den vielen anderen, die zwischen Ostsee und Thüringer Wald wohnen, sitzen lassen - und schlug zurück, mit den Waffen eines Musikers. Die Antwort des Roßlauers auf das „Dunkeldeutschland“ der Heute-Show ist „Im Osten geboren“. Es ist ein Lied, das gerade ziemlich für Furore sorgt und das Zeug dazu hat, eine Osthymne zu werden, über die man noch lange spricht. Am 23. August ist die Single erschienen und das dazugehörige Video, unter anderem bei Youtube eingestellt worden.
Über 200.000 Mal wurde es mittlerweile angeklickt, tausendfach gelikt und hundertfach kommentiert
Über 200.000 Mal wurde es mittlerweile angeklickt, tausendfach gelikt und hundertfach kommentiert. „Dass es was Gutes wird, das hatte ich im Gefühl. Dass es so eine Resonanz auslöst, dass macht mich einfach nur glücklich“, erzählt der Roßlauer Musiker, der „Im Osten geboren“ unter dem Künstlernamen „Hardy & Heroes“ herausgebracht hat. „Über sieben Brücken weit, mit Autos alt wie ein Baum, Man genoss als letzter Kunde jede Stunde in dem Apfeltraum“, beginnt Wedler alias Hardy sich durch „Im Osten geboren“ zu reimen.
31 Klassiker des Ostrocks bringt er in rund dreieinhalb Minuten, mit einem etwas rotzigen Refrain, im Lied unter.
„Im Osten geboren, verrückt und verschworen, hat manchen geschockt, auch bei uns hat’s gerockt. Na klar haben wir alle Rias gehört, doch Rock aus der Zone war Heimat und Herz“ schallt es im Refrain aus ihm heraus. „Ich wollte ein Lebensgefühl transportieren“, sagt der Sänger.
Für den 54-Jährigen ist es das Gefühl, damals in jungen Jahren durch die Musik der Puhdys, von Karat, Silly und Co. ein Stück Freiheit in der Unfreiheit zu genießen und durch das Hören zwischen den Zeilen auch ein bisschen Systemkritik ohne Repressionen formulieren zu können. Sonst waren die Ostrocksongs auch der jeweils passende Soundtrack für die erste Liebe, den ersten Urlaub ohne Eltern, für laue Sommernächte und kalte, graue Wintertage.
Der Roßlauer will an die „wilde Zeit“ erinnern, ohne politisch oder sarkastisch zu werden
In komprimierter Form will der Roßlauer an die „wilde Zeit“ erinnern, ohne politisch oder sarkastisch zu werden. „Wir sind nicht die besseren oder schlechteren Deutschen. Wir sind erst recht keine Jammerlappen. Wir sind nur Menschen, die sich für ihre Vergangenheit und Gegenwart nicht schämen müssen“, stellt der Musiker fest.
Vielen scheint er damit aus dem Herzen zu sprechen. Fast ausschließlich positiv sind die Hunderte von Kommentaren auf sein Video. „Exil-Ossis“, die ihren Weg in den alten Bundesländern, im europäischen Ausland oder Übersee gemacht haben, danken ihm für den kleinen Exkurs in die Vergangenheit genauso wie die Hiergebliebenen. Sogar „Wessis“ loben ihn für „Im Osten geboren“.
urchgemacht. Schnell geschrieben war der Text nicht. Die Melodie auch nicht schnell komponiert. Gut Ding will halt Weile haben. Das spiegelt auch den Musiker wider. Lust auf Musik hat Wedler von Kindesbeinen an.
„Im Osten geboren“ könnte Wedlers bisher größter Coup werden
Doch die Eltern raten ihm, als Baufacharbeiter mit Abitur, erst einmal was Anständiges zu lernen. Zur Jahrtausendwende wagt er den endgültigen Sprung ins Musikbusiness. Als Party-DJ Hartman, als Rex Hardy, der für den DHRV 06 die Hymne „Helden wie wir“ schreibt, sowie als Lindenberg- und Westernhagen-Double (als Lindenhagen) macht sich Wedler einen Namen und etabliert sich.
„Im Osten geboren“ könnte sein bisher größter Coup werden. Über Verkaufszahlen spricht er nicht, über seinen ersten großen Auftritt mit „Im Osten geboren“ schon. „Ausgerechnet in den tiefsten Westen wird es mich dafür verschlagen“, erzählt der Roßlauer. Das Nostalgiemuseum Syke bei Bremen hat ihn für den 6. Oktober für einen Auftritt gebucht. Zum Goitzsche-Festival 2020 ist er ebenfalls schon eingeplant. „Ich freue mich einfach auf die Dinge, die kommen“, erzählt Hardy. Die nächste Single oder ein Album kommt bestimmt. Wann, ist aber noch völlig offen. (mz)