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Internationale Konferenz Internationale Konferenz: Weltsprache verbindet

Von Heidi Thiemann 24.07.2012, 16:25

Dessau/MZ. - Ido? Was bitte ist Ido? Das aufzuklären, sind Teilnehmer der Internationalen Ido-Konferenz, die bis zum Wochenende in Dessau stattfindet, am Dienstagvormittag auf den Platz der Deutschen Einheit am Rathauscenter gekommen, verteilen Informationsmaterial und sprechen mit neugierigen Besuchern.

"Ido ist eine Plansprache", erklärt Thomas Schmidt, Vizepräsident der Deutschen Ido-Gesellschaft. "1907, also vor 105 Jahren, wurde sie als reformierte Variante der Kunstsprache Esperanto geschaffen", berichtet der 47-jährige Politikwissenschaftler. Und für die Verbreitung der Sprache, die auf Konferenzen das Verständigen der internationalen Teilnehmerschar erleichtern sollte, hatte auch ein Dessauer Politiker wesentlichen Anteil: Heinrich Peus (1862-1937).

Peus' Geburtstag jährt sich in diesem Jahr zum 150. Male, außerdem fand vor 90 Jahren in Dessau eine wichtige internationale Konferenz der Ido-Bewegung statt. "Deshalb findet unsere Konferenz in diesem Jahr in Dessau-Roßlau statt", sagt Präsident Detlef Groth und verweist stolz auf zwei großformatige Bilder, die die Konferenzteilnehmer von 1922 zeigen.

Als Konferenzsprache wird Ido heutzutage nicht mehr genutzt - außer natürlich von den Anhängern selbst. Und Ido zu erlernen, sagt der Bio-Informatiker Groth (43), sei nicht schwer. Er hatte sich noch zu DDR-Zeiten Esperanto selbst beigebracht, Ido hat er erst vor wenigen Jahren erlernt. "Die Grammatik kann man locker an einem Wochenende lernen", versichert er. Und die Wörter, die aus dem Italienischen, Spanischen, Französischen, Englischen, Deutschen und Russischen entlehnt sind, lernten sich auch recht schnell. Besonders im Internet findet man dazu viele Quellen.

Auch heute noch gibt es weltweit Menschen, die sich auf Ido verständigen. Schmidt und Groth schätzen, dass etwa 500 die Sprache aktiv gebrauchen. "Es gibt inzwischen eine reiche Ido-Kultur mit Originalliteratur auf Ido, regelmäßig erscheinenden Zeitschriften, lokalen und internationalen Verbänden, zahlreichen Webseiten, Internetforen, Mailinglisten und eine eigene Ido-Wikipedia mit bereits über 23 000 Artikeln", verweist Schmidt stolz.

Aus Belgien, Frankreich, Italien, Schweden, Spanien und Deutschland werden in dieser Woche etwa 25 Ido-Enthusiasten in Dessau erwartet. Der weiteste Gast ist aus Hongkong in China angereist. Alle verständigen sich auf Ido. Zahlreiche Vorträge werden gehalten und der weitere Weg der Ido-Bewegung diskutiert, erklärt Schmidt.

Außerdem lernen die Teilnehmer auch Dessau und Umgebung kennen. Auf das Bauhaus freuen sie sich, sagt Groth, auf den Besuch des Georgengartens, des Wörlitzer Parkes, des Technikmuseums "Hugo Junkers", aber auch der Bachstadt Köthen. Das hat einen besonderen Grund: "In Köthen gab es nach dem Krieg die stärkste Ido-Bewegung. Am Gymnasium gab es eine starke Ido-Gruppe mit 70 Leuten", so Groth.

Doch zu DDR-Zeiten durfte die Ido-Bewegung sich nicht mehr organisieren, das war erst wieder nach der Wende möglich - in der Deutschen Ido-Gesellschaft, die 1960 im damaligen West-Berlin gegründet wurde.