Wirtschaft In 20 Jahren viel bewegt: Karl Krökel erneut in Dessau an Spitze der Kreishandwerkerschaft gewählt
Die Auflösung der Metallinnung konnte vor zwei Jahrzehnten verhindert werden, weil der Dessauer Firmenchef übernahm. Seit 15 Jahren steht Karl Krökel zudem an der Spitze der Kreishandwererkschaft in Dessau-Roßlau.
Dessau/MZ - „Ich wusste gar nicht so recht, was eine Innung ist“, gibt Karl Krökel zu. Vor 20 Jahren war das, als der Unternehmer an einer Tankstelle angesprochen wurde, ob er nicht Mitglied der Dessauer Metallinnung und auch deren Obermeister werden wolle. Denn die Innung stand kurz vor der Auflösung. Also kniete sich Krökel rein. Nun ist er seit zwei Jahrzehnten Innungsobermeister, zudem seit 15 Jahren Kreishandwerksmeister, „und damit Sprachrohr aller sieben Innungen der Kreishandwerkerschaft Anhalt Dessau-Roßlau“. Und noch immer geht ihm die Puste nicht aus.
Vor 33 Jahren hatte sich Karl Krökel mit zwei Firmen selbstständig gemacht
Finanzwirtschaft und Maschinenbau an den Unis in Halle und Magdeburg hat Krökel studiert, arbeitete bei Campingmöbel Dessau. War dort nach der Wende Geschäftsführer und Prokurist. Vor 33 Jahren machte er sich selbstständig mit seinen Firmen Stahlmöbel Dessau und Krökel Desko Bauelemente.
Im eigenen Saft schmoren aber ist seine Sache nicht. Er will auch über seine Firmen hinaus etwas bewegen im Ehrenamt. Als Vorsitzender des Jobcenter-Beirates, Leiter der Arbeitsgruppe Bildungskonferenzen, Organisator der deutschlandweiten Dessauer Handwerksgespräche zur Reform der Handwerksorganisation oder als Initiator des „Masterplans Handwerk 2025“. Krökel gibt Gas. Auch in der Freizeit - seit über 50 Jahren auf der Kartrennstrecke.
Handwerk bringt sich an vielen Stellen in der Stadt ein: Dessauer Bank und Handwerkerbrunnen sind Beispiele
Der Metallinnung, zu dessen Obermeister Krökel jetzt zum fünften Mal gewählt wurde, sei es nicht nur wichtig zu wachsen. 15 Mitgliedsbetriebe umfasst sie heute. Firmen gibt es weitaus mehr, denn über 5.700 Mitarbeiter in Dessau-Roßlau „arbeiten für die Wirtschaftsmacht von nebenan“, wie Krökel sagt. Mit ihren Ideen, Erzeugnissen und Dienstleistungen erfüllen sie nicht nur Kundenwünsche. „Sie sorgen auch dafür, dass unser Leben in Dessau-Roßlau lebenswert ist und bleibt“.
Das Handwerk „ist ein aktiver Mitgestalter in der Stadt“, wie Krökel mit Beispielen belegt. Da gibt es die „Dessauer Bank“, die in Kooperation mit Design-Studenten der Hochschule Anhalt entstand. Zwei Bänke wurden gebaut - Krökel hätte sich gewünscht, dass mehr daraus wird bei der Möblierung der Stadt. „Wir entwickeln Ideen und suchen Mitstreiter, um gemeinsam etwas auf den Weg zu bringen, doch am Ende sind wir allein“, bedauert er.
Ebenfalls ein sichtbares Zeichen aller Innungen der Stadt ist der Handwerkerbrunnen auf dem Markt, dessen 15. Jubiläum im September gefeiert wird. Auch bei einem weiteren Projekt haben sich die Innung und die Kreishandwerkerschaft eingebracht, dem 2017 gestarteten Haiti Hilfsprojekt der Hochschule Anhalt zum Bau einer Krankenstation.
Fachkräftemangel treibt den Innungsobermeister um: Mehr um den Nachwuchs kümmern
Aber um das Handwerk in eine gute Zukunft zu führen und sich weiter einbringen zu können für die Stadt, braucht es Nachwuchs. „Unsere Metallbetriebe spüren den Fachkräftemangel“, erklärt Krökel. Und auch: „Wir müssen uns um unseren Nachwuchs kümmern.“ Man könne es sich nicht leisten, dass junge Menschen nicht richtig vorbereitet zu Zwischen- und Gesellenprüfungen kommen und durchfallen. Weshalb ihnen beim Beruflichen Ausbildungs- und Vorbereitungswerk Dessau eine extra Prüfungsvorbereitung ermöglicht wird. Ihn freut dieses Engagement, denn Krökel ist sich sicher: „Das bringt was“.
Fünf Jahre will sich der Innungsobermeister noch engagieren, denn die Wirtschaft stehe vor vielen Problemen. „Zu so einer Situation wie damals an der Tankstelle darf es aber nicht wieder kommen“, sagt Krökel und baut vor. Sein Stellvertreter Stephan Rosner werde dann übernehmen.
Geschichte der Innung reicht 446 Jahre zurück: Namhafte Vertreter sind Johann Erdmann Schintzel, Friedrich Lutzmann und Gottlieb Sachsenberg
Die Geschichte der Dessauer Metallinnung reicht 446 Jahre zurück. Gegründet wurde sie als Innung der Schlosser, Sporer, Schmiede, Uhrmacher und Windenmacher zu Dessi. Das damalige Logo der Innung ziert die heutige Innungsfahne der Metallinnung, die aus Anlass des 435. Innungsjubiläums neu angefertigt wurde.
Die Innung hatte in ihren Reihen viele berühmte Mitglieder. Zu ihnen gehört der Büchsenmachermeister Johann Erdmann Schintzel. Ein Steinschlossgewehr aus dem Jahr 1743 befindet sich im Besitz der Kunstsammlungen Dresden.
Eng verbunden mit der Innung war der Dessauer Kunstschmiedemeister Friedrich Lutzmann, der auch als Autopionier mit seinem Opel Patentmotorwagen Geschichte schrieb. Zu nennen ist auch der Roßlauer Schmiedemeister Gottlieb Sachsenberg, der für mehrere Kirchen der Region Turmuhren fertigte. Von ihm stammt auch das Stabgeläut der 1830 errichteten Kirche in Serno.