Imkerei Imkerei: Start im schwierigen Bienenjahr 2013

dessau/MZ - „Welches Tier hat keinen Vater, aber einen Großvater?“ Mit solchen Fangfragen bringt Joachim Sommer sonst die Köpfe von Kindern aus Schüler- oder Kindergarten-Gruppen zum Rauchen. Die Runde der Kursteilnehmer geht dem Vorstandsmitglied vom Landesimkerverband und passionierten Hobbyimker nicht mehr auf den Leim. Des Rätsels Lösung ist natürlich ein Drohn. Dieser männliche Vertreter im Staat der Honigbiene - umgangssprachlich verweiblicht als „die Drohne“ - schlüpft aus einem unbefruchteten Ei der Bienenkönigin, seiner „Mutter“ also. Diese wiederum aber hat sich aus einem befruchteten Ei „gepellt“, hatte einen Vater, der ihrem „vaterlosen Spross“ zum Großvater wurde.
Die Bienenkunde (lat. Apidologie) ist voller Geheimnisse. Und Faszination. Der erlegen sind die Menschen seit Jahrtausenden. Und in jüngster Zeit haben auch in Stadt und Umgebung von Dessau-Roßlau wieder 19 Männer und Frauen Feuer gefangen für die Imkerei. Begannen im März und April mit der von Hobbyimkerin Uta Rauch aus Kleinkühnau organisierten theoretischen Ausbildung.
Fünf Vortrags- und Seminar-Samstagen folgten praktische Übung und Arbeit am Bienenstand. Den Neulingen zur Seite standen hier erfahrene Imker-Freunde aus den beiden in Dessau-Roßlau ansässigen Imkervereinen. Acht Betreuer konnte Uta Rauch gewinnen, die zwei bis drei „Schüler“ unter ihre Fittiche nahmen. „In kleinen Gruppen ließ es sich umso intensiver lernen“, freut sich Rauch über ihre Praxis-Mitstreiter Gerhard Mitschke, Helmut Halbekath, Rüdiger Gärtner, Ekkehardt Hermann, Joachim Sommer, Reiner Schulze und Wolfgang Lübeck. Aus Aken schloss sich Lutz Brinkmann der Betreuer-Riege an.
Der Zulauf von Kursinteressenten hat seinen Radius erweitert. 2013 fanden die Anfänger sogar den Weg aus Blankenburg, Halle, Coswig, Raguhn und Deetz nach Dessau. Und sie haben sich ein ausgesprochen außergewöhnliches Start-Jahr gewählt. Denn nach langem Winter mit viel Schnee bis Ostern fanden auch die fleißigsten Bienen erst mit drei Wochen Verspätung blühende Bäume, Gräser und Sträucher. Ein Zeitverlust mit Folgen im Kreislauf der Natur: Weniger Futter bremste zuerst das Wachstum im eigenen Volk, dann die Bestäubungsleistung in der Natur und schließlich auch den Honigertrag. „Die Frühjahrstracht ist in diesem Jahr fast komplett ausgefallen“, blickt Reiner Schulze auf ein „sehr schwieriges Bienenjahr“ zurück. Und mit der Sonnenwende in Juni wurde es zwar kalendarisch Sommer, aber die Tage wurden auch schon wieder kürzer.
Seine erste eigene Honigernte hat Eckhard Seidel vor vier Wochen eingeholt. Der Jungimker aus Ziebigk ist 62 und kaufte sein Honigbienen-Volk im Mai. Die haben bienenfleißig Blütennektar eingesammelt. Mitte Juni konnte die Robinientracht ausgeschleudert werden. Aus der zweiten, der Sommertracht soll Lindenhonig tropfen. „Honig aus eigener Herstellung oder aus der Kaufhalle - das ist geschmacklich ein Unterschied wie Tag und Nacht“, sagt Seidel. Er hat natürlich schon genascht.