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Imker Martin Jütten Imker Martin Jütten: Bienenvater aus Leidenschaft

Von sylke kaufhold 26.06.2015, 18:56

dessau - Seinen Kaffee trinkt Martin Jütten jetzt immer mit Honig. „Das schmeckt himmlisch“, schwärmt der 55-Jährige, der seit diesem Jahr ein „Bienenvater“ ist, wie er schmunzelnd erzählt.

Zwei Völker haben in seinem Garten in Ziebigk ihr Zuhause. Genauer gesagt, wohnen sie in einem hohlen Baumstamm, was in der Imkersprache eine Klotzbeute ist. Erzählt Martin Jütten von seinem neuen Hobby, dauert es nicht lange und er kommt in Schwärmen. Über die Bienen an sich. „Ich bin fasziniert von der Organisationsform eines Volkes, wo nicht das Individuum zählt, sondern die Gesamtleistung. Jede Biene hat ihre Aufgabe, die sie erfüllt.“

Auch vom Verein, dem er als Jungimker beigetreten ist, schwärmt der Dessauer. Der Verein ist der „Immenhort“ e.V. in Schortewitz, wo der Bienenlehrgarten Kleinfolgenreich sein Domizil hat. „Hier habe ich im Frühjahr vorigen Jahres mit den Imkerkursen begonnen, die ich jetzt mit dem offiziellen Imkerschein abgeschlossen habe“, berichtet Jütten. Das Vereinsleben sei lebhaft und ungemein inspirierend. „Hier trifft man Leute, die sich mit den unterschiedlichsten Arten der Imkerei beschäftigen, auch erfahrene Imker sind dabei. “ Der Austausch untereinander sei „einfach Klasse“.

Am Tag der offenen Imkerei am 4. Juli laden der Bienenlehrgarten Kleinfolgenreich und die “Imkerei Immenwohl“ zu einem Bienenfest nach Schortewitz ein. Erstmals ist in diesem Jahr der noch junge Imkerverein für wesensgemäße Bienenhaltung „Immenhort“ mit von der Partie. Der vom Imkerverband des Landes Sachsen-Anhalt anerkannte Bienen-Lehrgarten wird an diesem Tag zum Treffpunkt für alle bieneninteressierten Menschen. In ihm wird die Entwicklung der Bienenhaltung vom Volk im hohlen Baumstamm über einen typischen DDR-Wanderwagen (heute als Gästewagen genutzt) bis zum modernen Magazin anschaulich. Zwei verglaste Beuten ermöglichen Einblicke in das Stockdunkel und beim Schauimkern wird das Gewimmel auf dem Wabenwerk anschaulich.

Das neue Wahrzeichen von „Kleinfolgenreich“ ist der Weißenseifener Hängekorb. Er hängt in einem „Glockenstuhl“ und wird nur selten geöffnet. Zum Fest wird um 15 Uhr das Geheimnis dieser formvollendeten Behausung erstmalig geöffnet. Ob beim Schauschleudern, Bienenquiz oder am Honigstand, die Gäste erfahren viel über Bienen und ihr Leben. Beim Pflanzschilder kolorieren, Stelzenlaufen, Seilspringen oder Bauernkegeln gibt es Unterhaltung auch für die Jüngsten. Auch eine Rundfahrt mit einem Deutz-Traktor-Gespann zu einem Bienenstand steht auf dem Programm.

Bienenfest am 4. Juli, 13 bis 19 Uhr in Schortewitz, Nordstraße (hinter dem neuen Friedhof)

Der Verein „Immenhort“ hat sich die wesensgemäße Imkerei auf die Fahne geschrieben. Was bedeutet, „so viel wie nötig, so wenig wie möglich Eingriffe“. Ein Grundsatz, hinter dem Martin Jütten voll und ganz steht und den er bei seinen eigenen Völkern praktiziert. Die werden von ihm zwar „dezent kontrolliert, aber dabei nicht gestört“. „Ich habe die Klotzbeute so modifiziert, dass mir Einblick und Beobachtung möglich sind, ebenso die wichtige Abfallkontrolle.“

Angesteckt von der Begeisterung fürs Imkern hat Martin Jütten inzwischen auch Frau und Sohn. „Meine Frau ist schuld an allem“, erzählt er lachend. Sie habe ihm ein Buch „Das 1x1 des Imkerns“ geschenkt. „Da haben wir uns beide so reingelesen, dass unser Interesse geweckt war.“ Ein Besuch beim Tag der offenen Imkerei vor zwei Jahren im Georgium bei Marion Krause tat dann sein übriges. „Wir haben unser Hobby gefunden“, konstatiert Martin Jütten zufrieden und weiß dieses inzwischen auch als hervorragende Entspannungsmethode zu schätzen. „Man kann beim Imkern total runterfahren und wird ganz ruhig“, so der Theater-Techniker.

Überhaupt die Natur! „Die nehme ich jetzt viel bewusster wahr, sehe sie mit anderen Augen.“ Auch Zusammenhänge erschlossen sich ihm jetzt, wo er sich intensiv mit dem Leben der Bienen beschäftige. Eines ist Jütten dabei sehr schnell klar geworden: Die Bienen sind für Natur und Mensch gleichermaßen enorm wichtig und benötigen dringend Schutzmaßnahmen. Denn in Sachsen-Anhalt gibt es nur sehr wenige Bienenvölker. Auch, weil es immer weniger Flächen gibt, wo sie sammeln können. „Kultur- und Zuchtblumen sind nicht bienengeeignet“, weiß Jütten. Und plädiert deshalb für blühende Ackerränder oder die Mahd öffentlicher Grünflächen nach der Blüte.

Beim Bienenfest in Schortewitz ist er natürlich dabei und will den Besuchern dort die Bienen nahe bringen. (mz)