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Im Falkenhof kehrt Ruhe ein

Von Heidi Thiemann 01.01.2007, 17:39

Wörlitz/MZ. - Fliegende Mäuse? Die gibt es in der Falknerei "Wörlitzer Park" bei Jim Ohle. Ebenso wie Königsbussard, Zwerggänsegeier, Sakerfalke, Steppenadler oder Eulen. Ein letztes Mal werden sie 2006 vom Publikum bestaunt, das seinen Ausflug am Silvestertag nicht bereut, obwohl die am herzoglichen Forsthaus gelegene Falknerei nicht von jedem auf Anhieb gefunden wird.

Und die Besucher erleben Schneeeule Hedwig, den Liebling der Kinder, als pfiffiges Tier. Denn Hedwig pfeift - und das nicht etwa aufs Futter, im Gegenteil, sie bettelt regelrecht darum. Steppengeier Moritz ist da gewitzter. Zum Gaudi des Publikums weiß er, dass sich in der Umhängetasche von Ohle Hähnchenschenkel befinden und bedient sich von ganz allein...

Wer zum Falkenhof kommt, sitzt - egal wo - allemal in der ersten Reihe. Rasant fliegen die Vögel vor den Augen des Publikums oder über dessen Köpfe hinweg. Und wer keine Angst vor Max hat, kann auch helfen, den Zwerggänsegeier zu füttern. "Wann hat man schon mal die Gelegenheit", sagt Angela Heinecke aus Jütrichau, und hält mit ihrer durch einen Handschuh geschützten Hand Max das Fressen hin. "So nah kommt man den Tieren sonst nirgends."

Doch nun ist erst einmal Winterpause angesagt. Die 15 Hütten der Wörlitzer Falknerei, die erst seit dem Sommer hier stehen, werden von Ohle winterfest gemacht, die Tiere noch am Silvestertag in Holzkisten verladen und nach Schköna gebracht. Dort sind Ohle und seine Frau Kerstin zu Hause, und dort haben Max, Moritz, Olga und Co. ihre Volieren. "Die einzige, die sich auf den Winter freut, ist Schneeeule Hedwig", lacht Ohle. Da kann die Kälte knacken - am besten minus 20 Grad. Die Geier hingegen mögen Frost überhaupt nicht, ihre Volieren sind deshalb beheizbar.

Winterpause bedeutet für die Tiere im wahrsten Sinne eine Pause, "sie fliegen dann nicht", erklärt der Falkner. "Sie bekommen so viel Futter wie sie wollen, sie müssen also nicht raus." Erst zwei oder drei Wochen bevor die neue Saison beginnt, fängt das Training für die Flugvorführungen am Rande des Wörlitzer Parks wieder an. "Die Tiere müssen sich dann wieder langsam an den neuen Rhythmus gewöhnen", sagt der Schkönaer.

Er selbst und seine Frau haben nun Urlaub und das heißt Zeit, sich Haus und Garten zu widmen, wo in den vergangenen Monaten doch einiges an Arbeit liegen blieb. Und Zeit hofft er dann auch zu finden, um mit seinem Habicht - der nicht zu den Tieren aus der Flugshow gehört - auf Jagd zu gehen. "Wir pflegen noch die tausende Jahre alte Jagdart", sagt Ohle.

Und er schwärmt davon, wie interessant es ist, wenn ein für die Jagd abgerichteter Habicht ein Fasan oder eine Ente in der Luft fängt. Gern würde er es deshalb in Zukunft auch Besuchern anbieten, ihn auf der Beizjagd zu begleiten. "Doch dazu", erklärt er, "bin ich noch auf der Suche nach einem passenden Revier."

Die neue Saison in der Falknerei "Wörlitzer Park" beginnt am 1. April. Bis zum 5. November sind dann täglich um 16 Uhr Flugvorführungen zu erleben, in den Ferien auch 11 Uhr. Vorführungen für Schulklassen und Gruppen nach Absprache (Tel. 0177 / 6 20 21 40).