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Angespannte Ruhe an der Mulde Hoher Wasserstand in der Mulde bei Dessau: Wasserwehren kontrollieren Deiche derzeit täglich

Von Silvia Bürkmann 16.01.2019, 09:48
Der Pegel der Mulde ist aktuell sichtbar erhöht.
Der Pegel der Mulde ist aktuell sichtbar erhöht. Lisa Garn

Dessau - Halt: Seit Dienstag ist das Betreten und Radfahren auf der sogenannten Kap-Straße ab der Elbebrücke Roßlau nach Waldersee untersagt. Die Beschilderung weist hin auf Hochwassergefahr.

In Mildensee hat die Berufsfeuerwehr Dessau-Roßlau bisher vier Regenwasserabsperrschieber geschlossen, um das Eindringen von Wasser aus dem Scholitzer See in die Ortslage zu verhindern. Mit diesen ersten, präventiven Maßnahmen hat das Amt für Brand- und Katastrophenschutz der Stadt auf das Ansteigen der Pegel reagiert.

Warmstufe 2 war am Montag für Dessau ausgerufen worden

Die Warnleuchten waren am Montag aufgeblinkt. Die Hochwasserwarnstufe 2 für die Mulde, ausgerufen vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW), setzte im städtischen Amt für Brand und Katastrophenschutz umgehend die vielen Rädchen in Gang, die das amtliche Dokument „Hochwasser“ im Getriebe von Leitstelle, Berufsfeuerwehr und Wasserwehren vorsieht: Ab Warnstufe 1 kontrollieren die örtlichen Wasserwehren einmal täglich und melden ihre Informationen direkt an das Amt. Am Montag patrouillierten die Wasserwehren auf den Muldedeichen in Törten, Mildensee, Sollnitz, Kleutsch und auch in Dessau-Nord.

Es gab zwar Oberflächenschäden durch Wildfraß oder wühlende Wildschweine, aber keine hochwasserrelevanten Schadensmeldungen, sagt Christian Lange-Lippmann von der Berufsfeuerwehr, der im Amt den Katastrophenschutz koordiniert und die aktuellen Wasserstände und Vorhersagen verfolgt.

„Die Lage ist überschaubar und entspannt. Das Stadtgebiet Dessau-Roßlau ist derzeit nicht von Hochwasser gefährdet“, so Lange-Lippmann „Der relevante Pegel in Golzern ist rückläufig. Das werden wir am Mittwoch auch in Dessau sehen.“

Inzwischen aber sinkt der Pegel wieder stark

Ähnlich ausdauernd verfolgt auch Lothar Ehm die aktuellen Meldungen vom Landesamt für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) zur Lage. Das Amt, die Feuerwehren, Ortsbürgermeister und Wasserwehren hatten sich am Montag zur Situation verständigt und abgesprochen. „Da war unser Alarmierungspunkt am Pegel Golzern kurzzeitig überschritten.

Inzwischen aber sinkt der Pegel wieder stark. Ein ,Schwapp’ kann am Mittwoch noch bis Dessau gelangen. Der Peak aber, die Spitze, ist durch, es gibt keinen Grund zur Hektik“, so der Walderseer Ortsbürgermeister, der in der Stadt seit der Hochwasserkatastrophe von 2002 als ewiger Warner für den Hochwasserschutz agiert.

Das Durchnässen der Elbwiesen und Muldeauen beobachtet Heiko Schrenner aus einem ganz anderen Blickwinkel. Das Projektbüro „Wilde Mulde“ vom WWF Deutschland verfolgt die Revitalisierung der wilden Flusslandschaft an der Unteren Mulde.

Muldeaue wieder mit Wasser gefüllt wie seit dem Jahr 2013 nicht mehr

Sechs Totholzbäume sind in verschiedenen Abschnitten in der Flusssohle verankert worden, um die natürliche Flussdynamik und Struktur wiederzuerlangen. Dass die sogenannten Raubäume beim jetzigen Hochwasser abgerissen werden könnten, wie zur Projektdiskussion von mehreren Bürgern befürchtet, hält Schrenner nicht für möglich - „die sind wirklich extrem sicher verankert, noch zusätzlich hochgerechnet für Eisgang“.

Mit der Öffnung und Anbindung des Seitenarms zum Fährsee, drei Kilometer vor der Muldemündung in die Elbe, füllt sich augenblicklich die Muldeaue wieder mit Wasser wie seit dem Jahr 2013 nicht mehr. „Die Aue lebt wieder“, freuen sich WWF-Gewässerkundler und Artenschützer. „14 Tage nach Abschluss der Maßnahme können wir erste Erfolge und das Wasser fließen sehen. Prima“, findet Schrenner (mz)