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Historisches Dessau Historisches Dessau: Vor 100 Jahren war Kaufhaus "Zeeck" ein Mekka für Weihnachtsgeschenke

Von Danny Gitter 05.01.2020, 11:00
Das ehemalige Kaufhaus Zeeck und spätere HO-Warenhaus in der Kavalierstraße. Das Foto stammt aus den 1960er Jahren.
Das ehemalige Kaufhaus Zeeck und spätere HO-Warenhaus in der Kavalierstraße. Das Foto stammt aus den 1960er Jahren. Stadtarchiv Dessau-Rosslau

Dessau-Roßlau - Dessau-Roßlau im Wandel der Zeit: Geblättert in alten Zeitungen und zurückgeschaut auf die Ereignisse vor 100, 70, 50 und 25 Jahren.

Vor 100 Jahren

Schuhe waren im Jahr 1919 ein begehrtes und knappes Gut. Deshalb mussten sie so lange wie möglich halten. Um die Bevölkerung dabei zu unterstützen, wurde im städtischen Armenstift eine kommunale Schuhmacherwerkstatt eingerichtet.

Im Dezember 1919 bekam diese Werkstatt einen zweiten Ableger in der Zerbster Straße, um „der Bürgerschaft im Zentrum und im nördlichen Stadtteil den weiten Weg abzukürzen“, wie der „Anhalter Anzeiger“ in seiner Ausgabe am 10. Dezember 1919 schrieb. Jegliche Arbeiten an Schuhen wurden in den kommunalen Schuhmacherwerkstätten zum Selbstkostenpreis ausgeführt.

Das Kaufhaus „Eduard Zeeck“ in der Kavalierstraße versprach Spielwaren in größter Auswahl

Gut besohlt konnten sich die Dessauer dann ins Weihnachtsgeschäft stürzen. Die Auswahl war riesig. Mit großen Anzeigen in der Ausgabe des „Anhalter Anzeigers“ am 14. Dezember warben die Händler für einen Besuch im Zentrum. Das Kaufhaus „Eduard Zeeck“ in der Kavalierstraße versprach Spielwaren in größter Auswahl im III. Stock sowie Pelzgarnituren in allen neuen Pelzarten.

Auch sonst konnte fast jeder Wunsch erfüllt werden, von Blusen über Röcke bis hin zu Teppichen, Decken, Gardinen und Klöppeldecken. Schöne preiswerte Weihnachtsgeschenke! Größte Auswahl an Schalen, Karaffen, Römern, Weingarnituren und so weiter versprach A. Helfert & Co., das Spezialhaus für Kristall, Glas und Steingut in der Dessauer Mittelstraße 8.
Nach Weihnachten kommt bekanntlich die Zeit der guten Vorsätze, zu denen vor allem Sport zählt.

Gründungsfeier des Dessauer Turn- und Sportvereins im Kristallpalast

Am 30. Dezember 1919 wurde daher passend über die Gründungsfeier des Dessauer Turn- und Sportvereins im Kristallpalast berichtet. In Sport wurde viel interpretiert. Leibesübungen sollten „das ohnmächtige deutsche Volk innerlich und äußerlich gesund und stark machen und es befähigen wieder eine führende Rolle zu spielen“.

Vor 70 Jahren

Zum Jahresende 1949 bekam Dessau ein neues Stadtoberhaupt. Der bisherige Oberbürgermeister Karl Adolphs wurde zum Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks ernannt. Die Nachfolge trat Lisa Krause an. „Dessau dürfte die erste Stadt in der Republik sein, die eine Frau als Oberbürgermeister hat.

Auch das ist ein beachtlicher Fortschritt“, frohlockte die „Freiheit“ am 1. Dezember.
Grund zur Freude hatten auch die Schüler in Kochstedt. Im Ort fand die Grundsteinlegung für eine neue Zentralschule statt. Bis dahin musste in einer ehemaligen Flak-Kaserne und in einem Gasthof unterrichtet werden. Innerhalb eines Jahres sollte das neue Schulgebäude schlüsselfertig dem Kochstedter Nachwuchs übergeben werden.

Vor 50 Jahren

Wie schon 50 Jahre zuvor, weihnachtete es auch in der „Freiheit“ im Dezember 1969 sehr. Es waren vor allem die beiden großen Kaufhäuser „Konsument“ und das Kaufhaus Magnet, die in großen Anzeigen am 12. Dezember 1969 um Kunden buhlten. Der Planwirtschaft zum Trotz wurden reichliche Gaben auf dem Weihnachtstisch versprochen.

Das Kaufhaus Magnet setzte vor allem auf Mode. So gab es Damen-Wintermäntel für 422 Mark und Herren-Anzüge für 361 Mark. „Festfreude für groß und klein“, versprach das „Konsument“ mit einem Kofferfernsehgerät für 2 040 Mark und einem Plattenspieler für 595 Mark. Man konnte sein Geld aber auch in kulinarische Genüsse investieren. Die Jägerklause in Dessau-Haideburg eröffnete am 19. Dezember. Sie sollte nach dem Willen der Stadt eine gastronomische Institution über Dessau hinaus werden.

Vor 25 Jahren

Was Fridays-For-Future heute kann, konnten Umweltschützer der Dessauer Gruppe des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) schon im Dezember 1994. Mit spektakulären Aktionen zogen die Klimaschützer durch die Dessauer Innenstadt, um gegen zu hohe Schadstoffbelastung der Luft zu protestieren. In DDR-Atomschutzanzügen verhüllt und mit einem Weihnachtsmann, der bittere Neuigkeiten brachte, protestierten die Umweltschützer für weniger Autos und mehr ÖPNV, wie die „Mitteldeutsche Zeitung “ am 3. Dezember 1994 berichtete.

Dafür forderten sie Preissenkungen bei Bus und Straßenbahn und Taxi-Stände an den jeweiligen Streckenenden, um entfernte Wohnungen auch nachts ohne eigenen Pkw erreichen zu können.

Relativ zentral gelegen ist das Meisterhaus Feininger. Im Dezember 1994 wurde es nach einer Rekonstruktion feierlich eingeweiht. Die Kurt-Weill-Gesellschaft hat seitdem dort ihren Sitz. Zu DDR-Zeiten befand sich in dem historischen Gebäude in der Ebertallee eine Poliklinik. Die dazugehörige Doppelhaushälfte von Moholy-Nagy wartete dagegen noch auf den Wiederaufbau. (mz)