Historische Technik Historische Technik: Deutz-Motor wird Attraktion auf nächstem Burg-Treffen
Hundeluft/MZ. - Die holten das gute Stück zwischen Spinnweben und Strohballen hervor, um es zunächst einmal beim ersten Stationärmotortreffen im vergangenen Jahr zu zeigen. Doch beachtet hätte ihn kaum jemand, so heruntergekommen sei er gewesen, erinnert sich Motorfreak Friedhelm Görsch. Dabei sei das gute Stück als Dreschmaschine und Brennholzkreissäge Anfang des 20. Jahrhunderts ein nahezu unentbehrliches Arbeitsgerät gewesen.
Vielleicht waren es diese Überlegungen, vielleicht auch der Wille etwas unglaubliches zu realisieren, der die Mitglieder des Burgvereins auf die Idee brachte, den 1908 an einen gewissen Otto Arndt von
Köln nach Hundeluft ausgelieferten Motor wieder zum Laufen zu bringen.
"Da hat uns so manch einer 'nen Vogel gezeigt", beschreibt Friedhelm Görsch die Reaktionen von Freunden und Bewohnern aus Hundeluft. Sogar Vereinschef Achatzi konnte sich nicht so recht vorstellen, dass sich die Antriebsräder irgendwann mal wieder drehen. Doch er sollte eines Besseren belehrt werden. In nur drei Monaten gelang es Friedhelm Görsch und 20 Helfern, das Unikum zum Laufen zu bringen.
Zunächst wurden alle Teile gelöst, keine Schraube blieb an ihrem Platz. Mit den Einzelteilen ging es dann auf Reparaturreise. So konnte Schmied Horst Noack die Vorderdachse wieder auf Vordermann bringen, in einem Zeitzer Stahlwerk wurde der Zylinderkopf repariert. So fügte sich Stück für Stück.
Dann ging es ans Zusammenpuzzeln. Und da fast alle beim Reparieren und Restaurieren Maßarbeit geleistet hatten, war dies kein Problem.
Ein neuer schwarzer Anstrich für das Motorgehäuse, ein roter Anstrich für die Räder und Silber für den Rahmen komplettierten die Meisterarbeit. Der spannendste Moment war natürlich der, als das gute Stück nun endlich wieder knattern sollte. Der erste Versuch schlug fehl, beim zweiten sprang der Motor dann an.
Sage und schreibe vier Stunden sei er ohne Probleme gelaufen. Wenn Friedhelm Görsch das erzählt, dann nicht ohne das gewisse Leuchten in seinen Augen.
Gerade mal 20 Stück sind von diesem Motortyp gebaut worden, und das auch nur auf Bestellung. Und das Betreiben des Deutz-Motors war damals wie heute kein billiges Unterfangen bei einem durchschnittlichen Benzinverbrauch von fünf Litern in der Stunde.
Noch steht der 1 400-Kilo-Koloss auf einem Bukoer Hinterhof. Doch spätestens am 15. Mai soll er der Hingucker werden. Dann wird auf der Burg Hundeluft das 2. Stationärmotortreffen stattfinden, mit einem Deutz-Motor, an dem sicher keiner mehr achtlos vorbeigehen wird.