Sepp Müller bei Oliver Welke heute show ZDF: Oliver Welke stellt Sepp Müller aus Wittenberg bloß

Dessau - Für Politiker gibt es angenehmere Interviews als die von der ZDF-„heute show“. Das öffentlich-rechtliche Satire-Flaggschiff führt die Volksvertreter regelmäßig auf das Glatteis.
Getroffen hat es am Freitag nun Sepp Müller, den CDU-Bundestagsabgeordneten des Landkreises Wittenberg und der Stadt Dessau-Roßlau. „Getroffen“ ist dabei eigentlich falsch, denn der Auftritt war ein freiwilliger.
Sepp Müller als „cooler, fresher Typ“ in der ZDF-„heute show“
Als „cooler, fresher Typ“ sollte Müller zusammen mit dem Grünen-Abgeordneten Tobias Lindner „heute show“-Reporterin Hazel Brugger Rede und Antwort stehen - und die schwarz-gelb-grünen Sondierungsgespräche in Berlin vorantreiben.
Der geneigte „heute show“-Zuschauer ahnt, dass das nicht so einfach ist. Mit der Folge, dass Sepp Müller gleich mehrere Lacher lieferte.
Zu Beginn des Interviews mussten sich Müller und Lindner - wie zu Grundschulzeiten - ein Wollknäuel zuwerfen und stellten sich so nacheinander vor. Schnell unterbrach Brugger die Vorstellungsrunde und forderte die Politiker auf, Inhalte anzusprechen. Themen waren unter anderem das Klima, aber auch die Flüchtlingskrise.
Hazel Brugger: „Was ist schlimmer? Ein schwarzer Afghane oder ein regulärer Afghane?“
Brugger fragte Müller, was für Deutschland schlimmer sei: Ein „schwarzer Afghane“ oder ein regulärer Afghane? Müller lachte, senkte den Kopf und kratzte sich diesen. Eine Antwort erhielt der Zuschauer nicht.
„Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ein schwarzer Afghane ist. Das habe ich nach der Sendung googlen müssen“, erklärte Müller der MZ lachend am Montag nach der Sendung. Es handelt sich dabei um eine dunkle Haschischsorte.
Im weiteren Verlauf des Gespräches brachte der 28-Jährige seine Heimat geschickt unter und versicherte: „Wir würden Horst Seehofer in meinem Wahlkreis pflegen“. Zuvor hatte die Reporterin nämlich gefragt, wer sich nach Seehofers politischer Rente um diesen kümmern würde.
Brugger gab in Richtung Müller zu bedenken, dass man auf dem Land ja keine Ärzte hätte. „Man braucht auch keine Ärzte, um Horst Seehofer zu pflegen, sondern Pfleger“, sagte Müller.
Sepp Müller: Nicht auf „heute show“ vorbereitet
Im Gespräch mit der MZ sagte der CDU-Politiker, dass er zum Zeitpunkt der Aufzeichnung noch nicht ahnen konnte, wie aktuell seine Aussage wird. Am Wochenende forderte die Junge Union Seehofers Rücktritt. Müller ging davon aus, dass sich auch Ministerpräsident Reiner Haseloff später in seinem Wahlkreis pflegen lassen wird - schließlich ist Haseloff Wittenberger. Warum also nicht auch Horst Seehofer?
„Die Anfrage für das Interview kam am vergangenen Montag, geführt wurde es am Mittwoch in Berlin“, sagte Müller der MZ. Vorbereitet habe sich Müller auf das Interview nicht. „Dass es sarkastisch wird, war mir klar. Aber ein Politiker muss auch über sich selber lachen können“, so der 28-Jährige. Die Show hatte er zuvor nicht verfolgt, nun wird er sie regelmäßig schauen.
Teilnahme an „heute show“ mit Wirkung für Landkreis Wittenberg
Die Frage, ob er der „heute show“ noch einmal ein Interview geben möchte, beantwortet er mit „Jain“. Das Interview hätte ihm vor allem geholfen, seine Heimat bekannter zu machen. Das sei gelungen.
Ein solch „sarkastisches Interview“ gehöre zur heutigen Politik und könne „man mal machen“, so der junge Bundestagsabgeordnete. Reporterin Hazel Brugger hat Müller indes in seinen Wahlkreis eingeladen. (mz)