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Helene-Meier-Straße in Dessau Helene-Meier-Straße in Dessau: Sieben Tage ohne Fernsehen

Von Lisa Garn 15.04.2016, 18:54
Verwirrung vor Ort: Zwei Anbieter stellten Signal wieder her. Datel Dessau gab Soforthilfe, danach verlegte Kabel Deutschland Leitungen.
Verwirrung vor Ort: Zwei Anbieter stellten Signal wieder her. Datel Dessau gab Soforthilfe, danach verlegte Kabel Deutschland Leitungen. Thomas Ruttke

Dessau - Irgendwann war es nicht mehr zum Aushalten. Jeden Tag hatte Sieglinde Labitzke die Fernbedienung in die Hand genommen und wollte den Fernseher einschalten. Aber es passierte - nichts. Kein Bild, kein Ton. Kein einziger Sender lief. „Seit einer Woche ist der Fernseher tot“, sagte die 81-Jährige am Freitag. „Hier wohnen so viele ältere Leute, da ist der Fernseher wichtig.“ Denn allein in der Helene-Meier-Straße in Dessau hatten vier Häuser keinen Empfang. Und es sind noch mehr Mieter in der Stadt betroffen.

Warum? Kabel Deutschland hat sich nicht an Vereinbarungen gehalten. So sehen es die drei großen Wohnungsgesellschaften und die Dessauer Datel GmbH, eine Tochter der Stadtwerke. Und schalteten in der vergangenen Woche die Signal-Technik von Kabel Deutschland in den eigenen Häusern ab. Damit sind derzeit einige, noch über diese Verstärker mitversorgten Häuser privater Vermieter ohne Fernsehsignal. „Das Problem ist nicht auf einen Stadtteil begrenzt, sondern besteht im gesamten Stadtgebiet“, sagt Stadtwerke-Sprecher Christian Mattke. Wie viele Haushalte genau betroffen sind, konnte er nicht sagen.

Kabel Deutschland hält Vereinbarung nicht ein

Die Datel versorgt seit dem 1. Januar 2015 rund 16.000 Kunden in Dessau-Roßlau mit Breitband, über das auch der Fernseh-Empfang möglich ist. In einigen Objekten der Wohnungsunternehmen aber befinden sich noch alte Verstärkerkästen. Damit wird das Datensignal für Kabel Deutschland verstärkt und nun nur noch in die Wohnungen weiter geleitet, die privat vermietet sind. „Es war eine Infrastruktur für den damaligen Anbieter, um Kunden zu versorgen. Mit der Signalübernahme durch die Datel aber ist diese für uns unnötig geworden“, so Mattke.

Kabel Deutschland sollte bis Ende 2015 die alte Technik abbauen und Kunden separat neu anschließen. Das hatte der Anbieter den Wohnungsgesellschaften sogar in einem Vertrag zugesichert. Außerdem sollten die Stromkosten für die Verstärker übernommen werden. „Bis heute hat Kabel Deutschland aber weder eine technische Lösung geschaffen, um die Häuser zu erschließen. Noch kommt das Unternehmen seit dem Ende der Vereinbarung für die anfallenden Stromkosten auf.“

Helene-Meier-Straße vergessen

Die Wohnungsgesellschaften stimmten sich schließlich mit der Datel ab - und Stadtwerke-Tochter nahm die Verstärker außer Betrieb. „Danach kamen zunehmend Kunden auf uns zu und baten um Hilfe“, so Mattke. Für eine dauerhafte Lösung befinde man sich jetzt mit den privaten Vermietern im Gespräch. Zu Details wollte er sich nicht äußern.

Am Freitag jedenfalls gab es in der Helene-Meier-Straße erstmal Irritationen. Datel sorgte zunächst für einen TV-Empfang - per Sofort-Hilfe.

Aber die Recherchen der MZ haben offenbar auch das fusionierte Unternehmen Vodafone Kabel Deutschland in die Spur geschickt. Vor Ort wurde eine neue Leitung verlegt - und das Problem für gelöst erklärt. Ein Vodafone-Sprecher räumte aber ein: „Es gibt einen Vertrag, der festlegt, dass die bestehenden und stromführenden Netzkomponenten abzubauen sind.“ Doch er widerspricht: Das Problem in der Helene-Meier-Straße sei ein Einzelfall. „Der Abbau hat weitestgehend stattgefunden, bedauerlicherweise aber nicht in dieser Straße.“ Der Grund: Das Verstärkergerät in der Nummer 2 sei nicht im System erfasst worden, weil es keine eigene Stromversorgung habe.

Für Sieglinde Labitzke ist der Streit der beiden Anbieter erstmal nebensächlich. „Wir freuen uns jetzt, dass wir wieder fernsehen können. Das war ja wie ein Schildbürgerstreich“, so die Rentnerin. Sie selbst habe das beste aus der TV-losen Zeit gemacht. „Musik hören und Bücher lesen.“ Wie es nun vertraglich weiter geht, ist offen: Labitzke hat noch einen Vertrag mit Kabel Deutschland laufen. (mz)