Havarie im Hafen Roßlau Havarie im Hafen Roßlau: Schiffbruch eines Arbeitsschiffs

Rosslau - „Es war definitiv kein Eisberg“, flachst Hafenbetriebsleiter Lutz Wiesel am Sonntag noch leicht gequält. Dennoch: Untergegangen war in der Nacht zum Sonnabend im Roßlauer Hafenbecken ein Schiff. Und liegt bislang unberührt (Wiesel: „Wie die Titanik“) auf Grund.
Voll beladene Behälter
Aber nicht unsichtbar. In drei Metern Tiefe zeichnen sich die Konturen des Unglückskahns bei derzeit klarem Wasser deutlich ab. Wie auch seine Ladung. Schiffbruch nämlich erlitt das Arbeitsschiff einer Wasserbaufirma. An ein Schubschiff angehängt waren zwei Behälter (Klappschuten), die Bausteine für Uferbefestigungen an die Baustellen auf der Wasserstraße Elbe transportieren sollten. „Für Montag hatte die Baufirma ihre letzte Tour geplant. Und dafür am Freitag noch die beiden Anhänger mit Steinen beladen“, berichtete Hafenchef Wiesel. Einer der Behälter aber war unter der Wasserlinie leckgeschlagen. Die kleine Leckage ließ sich von außen nicht erkennen. „Wann sie wo und wodurch entstanden war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen“, zuckt der Hafenchef die Achseln.
Meldekette funktionierte
Das Resultat aber ist eindeutig: Die leckgeschlagene Schute lief in der Nacht zum Sonnabend voll mit Wasser, sank mit den geladenen 150 Tonnen wie ein Stein auf Grund und zog auch noch eine verbundene zweite Schute hinter sich her auf den Grund. Das gleichfalls noch verbundene Schubschiff konnte sich über Wasser halten.
Entdeckt hatte die Havarie am Sonnabendvormittag Gunter Wolf, Betriebsstättenleiter der im Hafen ansässigen UTV Umwelt Technik Service GmbH. Zuvor lange Jahre selbst Hafen-Chef, informierte Wolf seinen Nachfolger Wiesel über die Überraschung zum 4. Adventswochenende. Dann aber sprang eine umfängliche Meldekette reibungslos an: Wiesel informierte die Einsatzleitstelle Dessau-Roßlau, die setzte ihre Feuerwehr in Gang, auch die Wasserschutzpolizei und das städtische Umweltamt wurden alarmiert und waren vor Ort.
Wie Martin Müller von der Leitstelle Innsbrucker Straße im Einsatzbericht resümiert, war im Einsatzverlauf das Schubschiff von seinen „anhängenden Behältern“ gelöst worden. Das erfolgte ab 11.43 Uhr durch den Schiffsführer, so Müller. Die Feuerwehr unterstützte in der Folge die zuständige Wasserbaufirma bei der Aufnahme ausgetretener Betriebsstoffe. Im Hafenbecken hatte sich inzwischen ein Ölfleck ausgebreitet, erinnert sich Lutz Wiesel an den Augenschein. Wasserbaufirma und Feuerwehr legten die Ölsperre und brachten Bindemittel ein.
Das Umweltamt gehe nicht von einer gravierenden Gefährdung der Natur durch die Havarie im Industriehafen aus, interpretiert Hafen-Chef Wiesel die Vor-Ort-Absprachen: Unbelastete, pure Bausteine als untergegangene Ladung und als ausgetretenes Betriebsmittel maximal der Schmierstoff von den Klappschuten. Das motorgetriebene Schubschiff blieb ja über Wasser. „Damit ist nix passiert. Wir sind mit einem blauen Auge und Blechschaden davongekommen. Wie beim Parkplatzunfall neben der Straße. Nee halt, neben einer Wasserstraße.“
Gut zu tun zwischen den Jahren
Die wird demnächst wieder gut befahren sein. Am Abzweig „Industriehafen Roßlau, Kilometer 264“ werden in nächster Zeit wieder größere Schiffsverbände erwartet. Aus Antwerpen kommen große Blechladungen aus China, die zwischen Weihnachten und Neujahr im Hafen Roßlau umzuschlagen sind: Die Arbeit im Hafenbecken ist nur wenig beeinträchtigt. (mz)
