Handball-2. Bundesliga Handball-2. Bundesliga: Sprecher gibt Sicherheit
Dessau/MZ. - Ratlos stand Walter Schubert am Spielfeldrand: Die Hände erhoben, dirigierte Spenges Trainer seine Akteure, wechselte aus, ordnete seine Reihen, um irgendwann zum Ende der ersten Halbzeit resigniert den Kopf zu schütteln. "Wir waren auf die offensive Deckung nicht vorbereitet", gab Schubert offen zu. "Und wir sind damit nicht klar gekommen."
Gregorz Subocz, Dessaus Trainer, hatte lange nach einer Taktik für das erste Heimspiel gesucht. "Spenge hat einen wurfstarken Rückraum", erklärte Subocz. "Den mussten wir ausschalten." Subocz probierte dies mit einer offensiven Abwehrformation: Stefan Schöne und Ralf Stojan kümmerten sich intensiv um Stefan Dessin und Marco Steffen - mit Erfolg. Dessin und Steffen, die Spenger Erfolgsgaranten der Vorsaison, erzielten zusammen sechs Tore, zu wenig, um aus Spenge einen Angstgegner zu machen. Dessaus Taktik dürften die anderen Mannschaften der Liga mit Interesse gesehen haben.
Von einem richtungweisenden Spiel zu sprechen, wäre wohl zu früh gewesen. Und doch: Nach dem Pokal-Aus in Ahlen und der Auftaktniederlage in Emsdetten spürte Dessau den Druck, das erste Spiel in der heimischen Halle unbedingt gewinnen zu müssen. Nach dem souveränen 28:22 atmete Jürgen Kessing tief durch. "Ich hatte schon ein paar Bauchschmerzen", gestand der DHV-Präsident. Doch das war unnötig. "Die Mannschaft hat das ganz hervorragend gemacht."
"Wir haben eine Superleistung gezeigt", fand ein zufriedener Gregorz Subocz. Vor allem in der ersten Halbzeit überzeugte das Team und machte dank einer ausgezeichneten Abwehrleistung aus einem 7:6 ein 13:7. "Am Anfang waren wir schon etwas unsicher", fand André Langen, der die Mannschaft als Kapitän in das Spiel führte. Doch Dessau hatte mit Andreas Sprecher einen Mann zwischen den Pfosten stehen, der alles tat, seiner Mannschaft ein starker Rückhalt zu sein: Sprecher parierte gleich den ersten Konter von Marco Steffen. Es war die erste von gut einem Dutzend Paraden in der ersten Halbzeit. "Super", lobte Langen seinen Schlussmann. "Andreas war ein wunderbarer Rückhalt", fand Subocz. An Sprecher richtete sich die Mannschaft auf und zeigte ein beeindruckend erfolgreiches Konterspiel: Jens Werner, der mit Achillessehnenproblemen eigentlich geschont werden sollte, nutzte die Freiräume und verwandelte die Gegenstöße traumhaft sicher. 16:9 führte Dessau zur Halbzeit - hoch verdient vor 1 400 Zuschauern. Dass Carsten Kommoß keinen guten Tag erwischt hatte, fiel kaum auf. Die Mannschaft steckte den Ausfall ihres bislang besten Torschützen weg. Der junge Stefan Gragert bot auf Rechtsaußen ein beherztes Spiel.
Die zweite Halbzeit begann mit der Gala des Stefan Schöne: Stark in das Spiel gestartet, sorgte der Rückraumspieler für die Tore 17 bis 21. Dessaus Vorsprung wuchs auf neun Tore an, ehe sich Spenge besser auf Dessau eingestellt hatte. "Dass 5-1, das die dann gespielt haben, hat uns nicht so behagt", gab Subocz zu. Es wurde gekämpft. Die Emotionen kochten hoch, besonders als Marco Steffen einen Siebenmeter an den Kopf von Marko Rösike setzte und dafür die rote Karte sah. Die empfundene Ungerechtigkeit führte zu einer Spenger Trotzreaktion. Dessaus Vorsprung schmolz, ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten. Spenges Mittel waren an diesem Abend einfach zu begrenzt. Marko Rösike, der zwei weitere Siebenmeter parierte, und Volker Preißner, der in der Schlussphase endlich traf, sicherten den wichtigen 28:22-Erfolg, der Selbstvertrauen geben sollte, um am Wochenende Revanche nehmen zu können für das Pokal-Aus in Ahlen.
Dessauer HV: Sprecher, Rösike - Kommoß 3, Heddrich, Preißner 2, Schöne 11/4, Matschos 1, Subocz, Gragert 1, Werner 5, Frank Stojan 1, Ralf Stojan 2, Langen 2.