Grüne Echsen in der Stube
Dessau/MZ. - So drei Monate Lebenszeit, höchstens aber sechs hatten die Leute im Dresdner Tierheim der geschundenen Kreatur noch gegeben, als sie 2002 den Dessauer Leguan-Experten Papenroth baten, drei dieser in Mittel- und Südamerika beheimateten Riesenechsen aufzunehmen. Das Elbe-Hochwasser hatte die Häuser ihrer Besitzer überflutet und - wie sich später herausstellte - auf Dauer unbewohnbar gemacht.
"Die Halter in Dresden hatten danach natürlich andere Sorgen und konnten ihre Tiere nicht wieder aufnehmen", erzählt Papenroth. Es gelang ihm, zwei der tierischen Hochwasser-Opfer an seriöse Halter zu vermitteln, die unansehnliche "alte Dame" aber, damals schon reichlich sieben Jahre alt, über und über mit Wunden bedeckt und fast ohne Kamm, wollte keiner haben. Für Jens Papenroth war es keine Frage, sie sollte die paar Monate noch ihren Gnaden-Salat bekommen.
Fünf Jahre ist das jetzt her, in denen sich der Dresdner Flüchtling zwischen seinen Artgenossen sichtlich erholte, sei es im vier Meter großen Terrarium, das der handwerklich begabte Kfz-Meister derart in die Wohnung einpasste, als wäre dort an der Wand nie etwas anderes gewesen, oder in der großzügigen Freianlage im Garten.
Erst 1995 konnte sich der heute 42-Jährige einen Kindheitstraum erfüllen und ein erstes Terrarium bauen. Darin tummelten sich bald Stachel-Leguane und Anolis, eine Art Gecko. Die werden zwar nur um die 20 Zentimeter groß, fressen aber im Unterschied zu den vegetarischen Grünen Leguanen Heuschrecken und Würmer. Als geflüchtetes Futter in der Wohnung nächtelang zirpte und sich ab und zu so ein Würmchen auf Wanderschaft ins Bad verirrte, stieß das bei Ehefrau Jeanett auf wenig Begeisterung. "Ich baute also eine größere Anlage und halte seitdem Grüne Leguane", berichtet Jens Papenroth.
Sein Wissen um die interessanten Echsen gibt der Tierfreund auf einer umfangreichen Internetseite weiter. "Leguane sind vor allem bei Jugendlichen eine Art Kult. Jeder glaubt, er könne sich so ein Tier halten und manche gehen sogar mit Leguanen spazieren. Das ist doch nicht artgerecht!", mahnt er und fügt hinzu: "Ich würde einem 15-Jährigen niemals einen Grünen Leguan verkaufen."
Mit ein paar Salatblättern sei es nicht getan. Ohne abwechslungsreiche Ernährung würden die Echsen schnell krank und eine teure Behandlung werde fällig. Überhaupt sei die Haltung mit hohen Kosten verbunden, für Licht, Heizung, Wasser. "Und wenn aus dem 20 Zentimeter großen Leguan nach drei Jahren eine 90 Zentimeter große Echse geworden ist, liest man dann in der Zeitung ,Gebe Leguan umständehalber ab'", weiß Papenroth aus schlechter Erfahrung. Mittlerweile sitzt er nach Feierabend täglich eine halbe Stunde am PC und beantwortet Mails von Haltern aus ganz Deutschland. "Da habe ich mir ganz schön was aufgehalst", meint der Dessauer.
"Es ist traurig, dass der Grüne Leguan nicht mehr auf der Cites-Liste der international geschützten Tierarten steht", bedauert Papenroth. Bis vor einigen Jahren seien seine Terrarien noch amtlich kontrolliert worden. Ein Grund, dass jetzt darauf verzichtet wird, sei wohl das "Überangebot". Immerhin legt ein Weibchen - auch in Gefangenschaft - im Frühjahr bis zu 40 Eier. Dennoch müsse die Haltung dieser Art bei der Unteren Naturschutzbehörde gemeldet werden, stellt der Experte klar. Zahlreiche weitere Vorschriften zum Tier- und Artenschutz sind auf seiner Webseite nachzulesen.
In der Papenroth-Familie kommen die Leguane übrigens gut an. Die Töchter, zehn und sieben Jahre alt, kümmern sich auch schon um die Echsen. Mindestens einmal im Monat gehen sie mit Papa in den Dessauer Tierpark und besuchen das Tier, für das Jens Papenroth die Patenschaft übernommen hat. Es ist natürlich der Leguan.
Die Webseite von Jens Papenroth: www.leguanwelt.de