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Grundwasser drückt auf tausende Grundstücke

Von STEFFEN BRACHERT 10.06.2011, 17:50

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Im Ausschuss für Bauwesen, Verkehr und Umwelt deutete Joachim Hantusch, Dezernent für Wirtschaft und Stadtentwicklung, am Donnerstag Überlegungen an, das Know-How des städtischen Unternehmens mitzunutzen und ihm vielleicht sogar die Federführung des Projekts zu übertragen. Die Überlegungen dürften nicht zuletzt finanzielle Gründe haben.

Zuvor hatte Uwe Riemann von der Fugro HGN GmbH den Stadträten die lang erwarteten Ergebnisse einer Konfliktanalyse vorgestellt und aufgezeigt, wie und wo das Grundwasser in Dessau nach der Wende gestiegen ist. Vor allem, weil die großen Kombinate kein Wasser mehr benötigten. Im vorigen Jahr kamen besonders regenreiche Monate hinzu. Das langjährige Niederschlagsmittel wurde deutlich übertroffen.

Überraschende Erkenntnisse brachte die Konfliktanalyse nicht. Die Dimension der Probleme vor allem in Alten, Kleinkühnau, Großkühnau und Törten offenbarte allerdings eine neue Karte, die grundstücksbezogene Angaben über den Grundwasserstand ermöglicht. Von den 3 000 Grundstücken in Alten steht beispielsweise bei 735 Grundstücken das Grundwasser bis einen Meter unter der Oberfläche, bei 1 900 Grundstücken sind es maximal zwei Meter. In Kleinkühnau sind von den 1 200 Grundstücken 52 besonders gefährdet. Bei 994 steht das Grundwasser zwischen einem und zwei Meter unter der Oberfläche. In Großkühnau sind von den 1 300 Grundstücken in Sachen Grundwasser 91 stark und 474 mittelstark betroffen. Von den 2 400 Grundstücken in Törten steht bei 249 das Grundwasser maximal einen Meter unter der Oberfläche, bei 1 332 sind es maximal zwei Meter. Das ist der Ist-Zustand, der noch nicht zwischen bebauten und unbebauten Grundstücken unterscheidet. "Die Zahl der betroffenen Grundstücke", sagte Riemann, "könnte sich noch relativieren, eine Eingrenzung der Betroffenheit ist möglich." Das Grundproblem aber bleibt.

"Wir stehen immer noch am Anfang", sagte Joachim Hantusch. Ein erster kleiner Schritt sei gemacht, der große komme erst noch. "Was wir jetzt brauchen, sind konkrete Handlungsempfehlungen, was wir wo tun wollen und können, was welchen Effekt hat." Wo es beispielsweise sinnvoll ist, das vorhandene Grabensystem zu erweitern. Wo lohnt es sich, Brunnen zu installieren - und was das kostet.

Das Land warte auf solche konkreten Vorschläge, bestätigte Gerd Pfefferkorn, der Leiter des Dessau-Roßlauer Tiefbauamtes. In welchen Umfang diese Vorschläge dann finanziert und umgesetzt werden, muss sich zeigen. "Es wird nicht ohne Beiträge der Bürger gehen", sagte Ralf Schönemann, der Leiter des Ausschusses für Bauwesen, Verkehr und Umwelt. "Die Antworten auf die Probleme werden nicht kostenlos sein."