Große Tradition lebt weiter
Dessau/MZ. - Anlässlich des Jubiläums "60 Jahre Namensgebung" lud das Gymnasium am Donnerstag ins Palais Dietrich - dort waren sowohl das alte als auch, bis 1950, das "neue" Philanthropinum untergebracht gewesen. Unter den Gästen waren auch vier Absolventen des Abiturjahrgangs 1947.
Wie Schulleiter Eckhard Zilm in seinem Festvortrag sagte, hatten nach dem Krieg drei Schulen den Namen Goethe erhalten. Das Realgymnasium (Oberschule für Jungen) wurde zur Goethe-Oberschule I, das Antoinetten-Lyceum zur Goethe-Oberschule II und das Hauptmann-Loeper-Gymnasium zur Goethe-Oberschule III. Während letztere in Philanthropinum umbenannt wurde, fusionierten die anderen später zur Rosa-Luxemburg-Oberschule. 1950 zog das Philanthropinum mit in das Gebäude der Oberschule VII in der Mauerstraße ein, ab 1961 teilte es sich mit der EOS "Rosa Luxemburg" das Gebäude der ehemaligen Handelsrealschule in der Friedrich-Naumann-Straße. 1968 / 69 wurden beide EOS unter dem Namen Philanthropinum zusammengeschlossen.
Zilm erinnerte auch an die Herausforderungen der Wende- und Nachwendejahre mit der Einführung des gegliederten Schulsystems und der Etablierung neuer Fächer und neuer Inhalte - aber auch an die "Wechselbäder in der Bildungspolitik". Dass die Stadt 1994 die Trägerschaft übernommen hat, sei "aus heutiger Sicht ein Glück für unsere Schule", so Zilm, der in diesem Zusammenhang dem Leiter des Schulverwaltungsamtes, Bernd Wolfram, für die sehr gute Zusammenarbeit dankte. Die Fusion mit dem Roßlauer Goethe-Gymnasium, die derzeit vorbereitet werde, sei "auf bestem Wege".
Anschließend wurden die vier Absolventen des Abiturjahrgangs 1947 mit einer Urkunde geehrt. Wobei Dieter Anderson, Klaus-Dieter Gisel, Wolfgang Schneider und Günther Bartsch ihren Abschluss nicht am Philanthropinum, sondern an der Goethe-Oberschule I gemacht haben. "Wir danken ganz herzlich für die Einladung", sagte Gisel. "Genau heute vor 60 Jahren haben wir unser Reifezeugnis erhalten." Die Jungen, alle Jahrgang 1928, waren 1944 als Luftwaffenhelfer eingesetzt worden. "Die Lehrer sind zu uns in die Flak-Stellung gekommen", erzählte Gisel, der als einziger der vier heute in Dessau lebt. Nach dem Krieg habe der Unterricht im Bauhaus wieder begonnen. "Unser Klassenraum war über dem Arbeitszimmer von Walter Gropius." Und trotz aller Schwierigkeiten sei es eine schöne Zeit gewesen, so Gisel.
Als Vertreter der Stadt würdigte der Amtsleiter und amtierende Sozialdezernent Wolfram die Verdienste des Philanthropinums. "Die Absolventen haben Führungspositionen in unserem Land, in der Bundesrepublik und weltweit besetzt", so Wolfram. Oberbürgermeister und Stadtrat hätten stets größten Wert auf die Förderung der Schulbildung in Dessau gelegt.