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Grieboer Paintball-Platz Grieboer Paintball-Platz: Markierer blieben noch zu Hause

Von Lothar Gens 18.03.2001, 19:57

Griebo/MZ. - Kaffee gab es zum Wärmen, denn es war nass und kalt. Und ins Schwitzen ist am Sonnabend Vormittag niemand geraten, konnte es auch nicht: Wettkämpfe waren zur Eröffnung des Paintball-Platzes in Griebo vom Landratsamt verboten worden. So blieb den Aktiven vom Roßlauer Paintball Sport Verein und ihren Gästen nur übrig, den Platz in aller Stille in Besitz zu nehmen.

Und dagegen zu protestieren, dass man an jenem Tag nicht üben konnte. Doch auch der Protest gelang eher verhalten: Bereits eine halbe Stunde vor dem offiziellen Termin um 10 Uhr prangten Transparente am Maschendrahtzaun des Areals in der Nähe des Grieboer Waldbades, das einmal ein Kinderferienlager gewesen ist. "Paintballspieler gegen Rassismus" stand auf einem, "Paintballsport für alle - auch in Sachsen-Anhalt" auf einem anderen. Derweil ließ ab und zu eine Funkstreife der Polizei ihre Limousine am Zaun entlang rollen: Kontrolle, ob alles ruhig bleibt.

Seit fast einem Jahr sind die etwa 20 Vereinsmitglieder dabei, Ordnung auf dem Platz zu schaffen. Sie entrümpelten das Gelände, befreiten es zum Teil von Unterholz, zogen die Wettkampfbahn und friedeten sie mit quergenagelten rohen Hölzern ein. Hier hätten sie Sonnabend mit ihren Markierern - Druckluft- oder Gasdruckwaffen, mit denen Gegenspieler mit Farbe gekennzeichnet werden - eigentlich loslegen wollen.

Da das aus erwähntem Grund nicht möglich war, blieb es beim Fachsimpeln. Nicht einmal die Masken, die beim Paintball (auch Gotcha genannt) die Gesichter der Mitspieler vor den mit einigem Druck daherkommenden Farbkugeln schützen, waren zu erspähen.

Aber Gäste waren gekommen, so dass bis 17 Uhr herum an die 60 Leute das Areal bevölkerten. Darunter Jünger dieser Freizeitbeschäftigung aus Potsdam, Belzig, Berlin und Braunschweig.

So resümierte dann René Diedering, Dessauer Unternehmer, Betreiber der Anlage und Vereinsmitglied: "Wir hatten uns den Tag heute zwar etwas anders vorgestellt. Aber die Resonanz bei anderen Vereinen, Post und E-Mails, die wir bekamen, das baut auch irgendwie auf. Wir lassen und jedenfalls nicht unterkriegen."

Die Roßlauer Paintballer wollen auch weiterhin rechtlich gegen die Verfügungen des Landkreises vorgehen, und Diedering ist optimistisch: "Ich denke, wir haben gute Chancen, nach außen hin klar zu machen, dass wir hier einen Sport betreiben. Auch, dass wir kein Sammelbecken für Rechtsradikale sind, wie manche uns vorhalten. Leute mit Bomberjacken oder Springerstiefeln lassen wir nicht auf den Platz. Uns geht es nicht um Politik, sondern um den Sport."

Dies einzuschätzen, waren auch Gäste vom Ordnungs- und vom Gewerbeamt des Landkreises erschienen. Sie ließen sich von René Diedering die Anlage erläutern. So erfuhren sie, worum es beim Painball geht: Dass zwei Mannschaften versuchen, jeweils in den Besitz der Fahne der anderen zu gelangen. Dabei geht es über Stumpf und Stiel. Unvorsichtige Spieler bekommen derweil von ihren Gegnern mittels der Markierer gezielt Farbflecken verpasst. Die Gezeichneten müssen ausscheiden, was die Chancen der anderen Partei verbessert.

Günther Berg vom Ordnungsamt des Landkreises machte nach dem Rundgang klar, dass der Landkreis weiter zu dem von ihm erarbeiteten Rechtsstandpunkt stehen werde. Dieser geht u. a. davon aus, dass Paintball nicht mit Artikel 1 des Grundgesetzes vereinbar ist, in dem es heißt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.

Anders sehen es die Mitglieder des Roßlauer Vereins. Sie sind guten Mutes, vielleicht schon am kommenden Wochenende mit Markierer über ihren Parcours zu gehen. René Diedering hofft darauf, dass sich der sachsen-anhaltische Landtag in den nächsten Tagen mit dem Thema Paintball beschäftigt und eine verbindliche gesetzliche Regelung dazu in Kraft tritt. Wie er sie sich wünscht? Na, wie wohl?