Gotthard Adolf Gotthard Adolf: Die kurze Zeit der Lämmer
Elsnigk/MZ. - Zur Zeit hat Adolf auch keine Bedenken, dass es stiller werden könnte in seinem Reich der Tiere. "Dafür sorgt schon Mutter Natur", sagt er. Denn es ist Zeit für die Lämmer. "Manchmal", meint er, "habe ich das Gefühl, die Schafe warten mit dem Lammen, bis ich zu Hause bin." Spüren es, wenn er nicht da ist. Vor zehn Jahren etwa, da hat es ihn erwischt, "da begann für mich eine andere Zeitrechnung", erinnert sich der heute 56-Jährige. Damals sei er einem Laster mit Lämmern hinterher gefahren. "Tja und da war es geschehen", weiß er noch.
Mittlerweile hat er etwa 50 Schafe, die er sein Eigen nennt. Rauhwollige pommersche Landschafe und Coburger Fuchsschafe, erläutert der gelernte Landwirt und Pflanzenbauer. Und Max, den Schafbock, der für Lukas kam, der nun in Bautzen für Nachwuchs sorgt. "Sie sind irgendwie schon mein ein und alles", meint er nachdenklich und lächelt schüchtern.
Und wenn die Zeit des Lammens kommt, dann wird's eng in der 120 Jahre alten Lehmscheune. So wie jetzt - in der Zeit vor Ostern. 40 Lämmern hat Adolf in den vergangenen Wochen auf die Welt geholfen. Oft im Doppelpack. Denn Zwillinge sind keine Seltenheit "Ich kämpfe um jedes Tier", sagt er.
So manche Nacht hat er im Stall verbracht, dem Nachwuchs auf die Beine geholfen. Und während Adolf um den Nachwuchs zitterte, stand Ehefrau Helga bereits in der Küche, füllte warme Milch in eine Flasche. "Für den ersten Schluck auf der Welt." Oft hat der Elsnigker mit seinen Schafen um Leben und Tod gerungen. "Meistens", überlegt er, ging alles gut, "manchmal haben meine Schafe und ich verloren". Schlachten, das sei nicht sein Ding, erzählt er. "Das überlasse ich anderen. Selbst Hand anlegen, das könnte ich nicht", so Adolf. Natürlich wisse er, dass gerade zum Osterfest viele Leute Lamm zubereiten. "Wir jedenfalls nicht", sagt er. Da könne er sich nicht ändern.
Tja und die Wolle? Ja, da komme immer jemand zum Scheren. "Die letzte habe ich säckeweise verschenkt", plaudert Adolf. Die von den Pommerschen kratze zwar ein wenig, aber wem das nichts ausmache, denjenigen würde sie tüchtig warm halten. Gotthard Adolf sagt: Ich höre erst mit der Schafzucht auf, wenn ich meinen Kopf unterm Arm trage. Und sei wohl noch lange nicht so weit, hofft er. Denn schließlich ist die Welt auf dem Elsnigker Hof noch Ordnung, denn der Hahn kräht immer noch pünktlich. Und von Stille ist hier nichts zu spüren.