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Goethe-Gymnasium Goethe-Gymnasium: Mathe-Pauker tanzt Limbo mit der Lehrerin

Von Annemarie Gramsch 23.04.2002, 17:00

Roßlau/MZ. - Zu einer Weltreise luden am vergangenen Freitag die Schülerinnen und Schüler der 13. Klassen des Goethe-Gymnasiums Roßlau ihre Tutoren, ihre Lehrerinnen und Lehrer sowie die übrigen Klassen der Schule ein. Unter dem Motto "Einmal um die ganze Welt" zelebrierten nämlich an diesem Tag die Gymnasiasten der Abschlussklasse, die als erster Jahrgang in Sachsen-Anhalt ihr Abitur nach 13 Jahren ablegen werden, das offizielle Ende ihrer Schulzeit.

Obwohl sie ein Jahr länger die Schulbank gedrückt haben, an der Tradition des letzten Schultages änderte die Bildungspolitik zum Glück nichts, und so liefen die Vorbereitungen schon Monate lang auf Hochtouren. Unter strengster Geheimhaltung des Themas für den letzten Schultag wurde im Keller des Gymnasiums gebastelt, gepinselt und geklebt.

Das Haus 2 der Schule verwandelte sich wahrhaft zum "Big Apple" unserer Welt. Hatte man erst die monsunähnlichen Wasserbombenattacken auf dem Schulhof überstanden, schlugen einem auch schon am Schuleingang erste fremde musikalische Klänge, eingehüllt in Nebelschwaden aus den verschiedensten Gerüchen nach Sandelholz, indischem Patschuli und mitteleuropäischem Schulstaub, entgegen.

Dem folgte Geographieunterricht der ganz besonderen Art; über tropische Lianen gelangte ein jeder Reiselustiger in die USA, wo die Freiheitsstatue bereitwillig zu einem Erinnerungsfoto posierte.

Von Holland aus ging''s über Frankreich direkt nach Mexiko, Ägypten und Indien, Entspannung und Sonne auftanken war in der Karibik angesagt, und von dort aus begab man sich zum Kälteschock in die Arktis. Nun ja, was doch so ein zusätzliches Schuljahr Geographieunterricht ausmacht, das müsste doch für Pisa reichen.

10.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit drehten die Abiturienten den Spieß jahrelanger Schulquälerei einfach um und zogen ihre Peiniger öffentlich vor den gewählten Sonnengott und sein Fußvolk, auf dass er über das weitere Dasein eines jeden Lehrers richtete.

Zum allgemeinen Gelächter musste zum Beispiel Mathepauker Andreas Hess Limbo tanzen und dabei in hawaiianischer Tracht gegen Englischlehrerin Birgit Fricke antreten, während sich die Chemielehrerinnen Karin Obst und Sylvia Spieler in der Alkoholherstellung mittels barfüßiger Bearbeitung roter Weintrauben bewiesen. Dem folgten flotte Karaokegesänge, Gedichtrezitationen auf sächsisch, Kunstinterpretationen, Pantomime und Sackhüpfen.

Die Pauker traten ihre Reise wahrlich nicht ganz freiwillig an, so maßen sich in China Sozialkundelehrerin Barbara Knebel und Informatiklehrer Henry Fochmann erbittert im Hantieren mit Stäbchen und Reis, während die Sportlehrer Bärbel Jacob und Axel Barknowitz in der Karibik um die Wette Kokosnüsse knackten. Auf Herz und vor allem Lunge wurden in Holland Geographielehrerin Rita Schmidt und Kollegin für Mathe und Physik Gabriele Dreiling geprüft, die sich im XXL-Joint-drehen versuchten, während Deutschlehrerin Helga Rehfeld das Steppen mit Holzclogs vollführte. Die Geschichtslehrer Sylke Matziak und Jörg Kadler deuteten aus ägyptischen Hieroglyphen eine völlig neue Version der Menschheitsgeschichte, einer Liebesgeschichte, die mangels Pünktlichkeit im Wahnsinn endet.

Auch Schulleiter Hans Henning Messer blieb an diesem Tag nicht verschont, er wurde gemeinsam mit Kerstin Gerngroß am Nordpol ausgesetzt, wo sie sich eingehend mit aktuellen Modetrends beschäftigten.

Am Ende der Reise um die ganze Welt wurden selbstverständlich auch die auf die Insel St. Helena verbannten Lehrerinnen und Lehrer wieder ins heimische Roßlau entlassen, auf dass sie auch allen jüngeren Schülern so einen feierlichen letzten Schultag ermöglichen.