GMD bleibt am Anhaltischen Theater GMD bleibt am Anhaltischen Theater : Markus L. Frank: Ich will das eine Weile genießen

Dessau - Markus L. Frank bleibt für weitere drei Spielzeiten Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Anhaltischen Theaters Dessau. MZ-Mitarbeiter Marcus Bräuer unterhielt sich mit dem gebürtigen Schwaben über die Gründe und seine Ziele.
Herr Frank, zu Beginn der aktuellen Spielzeit sagten Sie: „Ich finde es sehr wichtig, dass man weiß, wo man hingehört. Hier, das ist genau der richtige Platz für mich. Hier ist gut sein.“ Woraus schließen Sie das?
Markus L. Frank: Als Chefdirigent der Anhaltischen Philharmonie kann ich sagen, dass wir musikalisch zusammenpassen. Die Musiker verstehen, was ich ausdrücken möchte, verbal und mit dem Taktstock. Sie können es umsetzen. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang. Es ist für mich als Dirigent das Schönste, wenn ich spüre, dass die Musiker sich begeistern lassen und sich meine Intentionen zu eigen machen.
Was haben Sie noch in Ihre Entscheidung einfließen lassen, bis Sommer 2023 Generalmusikdirektor und Chefdirigent des ATD zu bleiben?
In der Leitungsebene ist es ebenso stimmig. Ich habe Amtskollegen, die mit ihren Intendanten und Verwaltungsdirektoren Ärger haben. Das ist hier nicht so. Wir sind ein super Team. Wir haben eine gute Kommunikation und gehen auf Augenhöhe miteinander um. Als ich gehört habe, dass Johannes Weigand und Lutz Wengler bleiben werden, haben wir darüber gesprochen, ob wir es zu dritt machen wollen. Das war keine Frage.
Und inhaltlich?
Wir haben uns darüber ausgetauscht, wie die musikalische Entwicklung sein soll. Es ist mir natürlich wichtig, dass ich mich weiterhin so gut verwirklichen kann wie bisher. Auch wenn die Sparzwänge bekannt sind. Dass wir immer so tolle Stücke und Produktionen auf die Bühne bringen, grenzt für mich fast schon an ein Wunder.
Aber das Haus wird so effizient geführt, dass die Philharmonie und ich das tun können, was wir am besten können und was auch das Publikum von uns erwartet, nämlich gute Musik machen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, der mich dazu bewogen hat zu bleiben.
Ein Mensch mit Ihrer Erfahrung weckt sicher Begehrlichkeiten. Wen haben Sie mit Ihrer Entscheidung enttäuscht?
Ich will nicht sagen, enttäuscht. Es gab 2018 ein Angebot, als ich erst zwei Jahre hier war. Aber da habe ich ganz klar gesagt, das mache ich nicht. Ich will mich hier voll einbringen, da gucke ich nicht nach links und rechts. Ich bin auch einfach stolz darauf, was wir hier musikalisch erreicht haben und das will ich eine Weile genießen. Schnell die Biege zu machen, würde meinen Grundsätzen zuwiderlaufen.
Meine Grundeinstellung als Generalmusikdirektor ist es zudem, dass ich nicht nur im Theater präsent sein will, sondern auch in der Stadt. Eine Kontinuität ist wichtig für eine Entwicklung des kulturellen Lebens in einer Stadt.
Neben der beruflichen ist es auch eine private Entscheidung. Ist Dessau zu einer zweiten Heimat geworden?
Wenn man so lange Zeit in einer Stadt und Region verbringt, dann bindet einen das natürlich. Dessau ist unser Lebensmittelpunkt. Wir sind 2016 ganz bewusst mit der Familie hierher gezogen. Wir kannten es ja noch von meiner ersten Zeit hier am Haus, als ich von 2003 bis 2008 Kapellmeister war.
Die vielen Kontakte die wir damals zu den Menschen geknüpft hatten, sind nie abgerissen. Wir haben zwei Kinder, der Große macht jetzt Abitur, wird also bald seinen eigenen Weg gehen. Der Kleine ist 15, der hat hier viele Freunde und fühlt sich wahnsinnig wohl. Man kann schon sagen, dass es für uns eine zweite Heimat geworden ist.
Wie würden Sie den Markus L. Frank von damals, als Sie 2003 nach Dessau kamen, charakterisieren?
Ich war voller Neugier auf dieses große Haus. Das hat mich umgehauen, von der ganzen Dimension, wie hier gearbeitet wird. Und mich hat die Verantwortung gereizt, als erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor. Ich habe wahnsinnig viel dazulernen können, was man nicht an der Hochschule lernt. Dirigentisch, beim Repertoire. Im Gegensatz zu damals habe ich jetzt eine Entwicklungsstufe erreicht, wo ich diesen Erfahrungsschatz nutzen kann. Es macht Spaß, mit diesem Wissen gemeinsam mit dem Orchester zu musizieren.
Was hoffen Sie für Ihre weitere berufliche Zeit in Dessau?
In den letzten Jahren haben wir konzentriert gearbeitet und an der musikalischen Perfektion gefeilt. Jetzt wissen wir - die Philharmonie und ich - dass wir uns auch bei komplizierten und anspruchsvollen Stücken total aufeinander verlassen können. In diesem Bewusstsein und mit diesem Selbstverständnis habe ich große Lust auf die kommende Zeit und möchte den Spaß am Musizieren ganz in den Vordergrund rücken. (mz)