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Gewerbegebiet Flugplatz  Gewerbegebiet Flugplatz in Dessau: Alter Junkers-Bunker verzögert Baustoffhandel-Projekt

Von Heidi Thiemann 21.07.2017, 06:44
Die Bagger können auf dem Flugplatz-Areal derzeit nicht viel machen.
Die Bagger können auf dem Flugplatz-Areal derzeit nicht viel machen. Lutz Sebastian

Dessau - Der Grundstein sollte schon längst gelegt sein für den neuen Rothkegel-Baustoffmarkt zwischen Herrmann-Köhl-Straße und Alter Landebahn. „Doch nach dem optimistischen Start wurden wir jäh gebremst“, rauft sich der Dessauer Rothkegel-Chef Hagen Heine die Haare.

Elf Eidechsen mussten umgesiedelt werden

Erst mussten Eidechsen umgesiedelt werden auf vier Ausweichquartiere. Elf Tiere wurden gefunden. Jetzt ist der Kampfmittelbeseitigungsdienst im Einsatz. Aber es warten weitere Überraschungen im Untergrund. Mit dem Ausmaß, gibt Heine zu, habe er nicht gerechnet, als er das Grundstück im Gewerbegebiet Flugplatz von der Stadt erworben hatte.

Alte Karte gibt Aufschluss über Materialbunker

Das Gelände wird nicht nur auf Blindgänger untersucht, weiß der Dessauer Bernd Willing, der sich im Förderverein Technikmuseum „Hugo Junkers“ engagiert. Denn gerade dort, wo Rothkegel bauen will, „befand sich der Materialbunter der Junkerswerke“.

Im Magnetogramm der Detektoren zeichnen sich deshalb - neben vielen Eisenobjekten - „deutlich die Umrisse eines gewaltigen Bauwerkes ab, dessen komplettes Untergeschoss noch in der Erde steckt“. Im Technikmuseum, verweist Willing, gebe es eine rekonstruierte Karte der Junkerswerke, die darüber Auskunft gibt. „Auch in alten Luftbildern ist der Materialbunker deutlich zu sehen“, so der Kleinkühnauer.

Bauwerk hatte ober- und unterirdischen Teil

Von dem Bauwerk gab es einen oberirdischen und einen unterirdischen Teil. „Während der oberirdische Teil im Krieg weggesprengt wurde, blieb der Rest im Boden“, schildert Willing. Die Trümmerlandschaft war im Laufe der Jahre zugewachsen - ein Biotop aus verschiedensten Pflanzen und Obstbäumen entstand. Auch Hanf soll hier einmal versteckt angebaut worden sein.

Im Rahmen der Vorbereitung des zukünftigen Baugebietes habe es vor Jahren schon einmal eine Baugrunduntersuchung gegeben. „Im Bereich des Bunkers legte man dabei bei hohem Grundwasserstand einen wassergefüllten Raum frei, der erst durch mehrere Wagenladungen Erdreich verfüllt werden konnte. Ein angeheuerter Taucher kam leider zu spät“, schildert Willing.

Objekt soll völlig freigelegt werden

Bei den jetzigen Baggerarbeiten wurde zunächst der mittlere Bunkerbereich freigelegt. „Es gibt eine Treppe nach unten und verschiedene kleinere Räume. Näheres werden wir in einigen Wochen erfahren. Dann soll das Objekt völlig freigelegt, vom Landesamt vermessen und, notfalls mit Sprengungen, komplett beseitigt werden“, weiß der Kleinkühnauer. Ob dabei noch interessante technische Überbleibsel aus der Flugzeugproduktion zum Vorschein kommen, das freilich sei ungewiss.

Die Begeisterung von Willing kann Rothkegel-Chef Heine nicht ganz teilen, „obwohl ich natürlich geschichtsinteressiert bin und stolz, dass wir auf ehemaligem Junkers-Gelände bauen“. Doch schon jetzt hat das Projekt Minimum sechs Wochen Zeitverzug. Wie viele es insgesamt werden, sei nicht absehbar. „Und ich weiß auch nicht, wo die Kostenschraube endet“, sagt er, dass die für Untersuchungen eingeplante Summe schon längst überschritten ist.

Neubau sollte eigentlich bis Winter stehen

„Aber solange die Sonden verborgenes Metall lokalisieren, muss alles ausgebaut werden“, weiß Heine. Er befürchtet, dass der ganze Keller raus muss. Bislang türmten sich auf dem Baufeld aus dem Boden geholter Kabel- und Leitungsschrott. Erst, wenn kein Metall mehr gefunden werde, könnte mit dem Bau angefangen werden. „Vorher sind wir nicht baufähig.“

Der Materialbunker der Junkerswerke erstreckt sich über 30 mal 70 Meter. Gerade dort hat Rothkegel seine Lagerhalle und einen Teil des Lagerplatzes geplant. Eigentlich sollte der Neubau bis zum Winter stehen, damit die kalten Monate zum Innenausbau genutzt werden können. Am 1. April nächsten Jahres soll der Baustoffmarkt eröffnen. „Das ist der Plan“, sagt Heine. Ob das zu schaffen ist, ist ungewiss.

(mz)

Blick auf die Junkers-Flugzeugwerke und den Flugplatz im Jahr 1936. Rechts ist die heutige Kühnauer Straße.
Blick auf die Junkers-Flugzeugwerke und den Flugplatz im Jahr 1936. Rechts ist die heutige Kühnauer Straße.
Stadtarchiv Dessau-Rosslau