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Gesprächsabend Gesprächsabend: Kleine Plauderei ist sehr gefragt

09.12.2010, 19:54

Dessau/MZ. - Eingeladen wurde in die Anhaltische Landesbücherei, wo die ehemalige Tänzerin gemeinsam mit ihrem früheren Schauspielkollegen Heinz Behrens aus ihren Erinnerungen las. Beide hatten sich dafür eine abwechslungsreiche Dramaturgie erdacht, der Mime war Stichwortgeber für die Anekdoten und Erinnerungen der Künstlerin, die diese in den vergangenen Jahren zusammentrug und aufschrieb - freilich nur für einen kleinen Kreis. Lediglich sieben Exemplare gab Ellen Meissner-Kamrath im Eigenverlag heraus. "Für Freunde und Verwandte. Mehr wäre einfach zu teuer", erklärte sie ihren Zuhörern, die diesen Umstand sichtlich bedauerten.

Wer tags zuvor bei der Ausstellungseröffnung war, hörte die eine oder andere Anekdote vielleicht noch mal, erfuhr aber auch viel Neues. Die Tänzerin plauderte über das erste Treffen mit ihrem späteren Ehemann Wilmo Kamrath und seinem saloppen "Hallo, kleine Dame", erzählte vom zufälligen gemeinsamen Strandspaziergang - beide in zitronengelben Badesachen, erinnerte sich an die Reaktion der Mutter, als diese erfuhr, dass der Choreograph "das blutjunge Geschöpf in die Ostzone verschleppt", zum gemeinsamen Engagement am Landestheater Dessau.

"Wir waren fast alle verliebt in sie", erzählte Heinz Behrens. Und er auch ein bisschen mehr, denn der Schauspieler war jener Mortimer, den Meissner-Kamrath in ihren Erinnerungen als den Mann erwähnt, mit dem es im schweren Hochwasserjahr einen heftigen Flirt zwischen Sandsäcken und mit den Seemannsjacken aus dem "Fliegenden Holländer" bekleidet, gab.

Im anschließenden Gespräch mit MZ-Redakteur Andreas Hillger berichtete Ellen Meissner-Kamrath von ihren Erinnerungen an das Bauhaus. "Das war damals trostlos und zugenagelt. Aber wir waren mit Carl Marx befreundet und der hat uns vieles erzählt", sagte sie. Vom schwierigen Unterfangen, später als freie Tänzerin mit ihrem Mann Kammertanzabende im Osten Deutschlands zu etablieren, berichtete sie gleichermaßen wie von den wenigen Jahren am Wittenberger Theater, die ihr zumindest eine schmale Tänzerrente sicherten. "Für eigene Choreographien war ich nicht kühn genug, ich war zu schüchtern und zu scheu", so Meissner-Kamrath. So malte sie also nach dem Ende ihrer Karriere und schrieb. Vielleicht findet sich ja ein Regionalverlag, der die Erinnerungen der ehemaligen Dessauer Tänzerin druckt? Die Zuhörer jedenfalls wären allesamt Käufer.