Geschwister Weisheit bei Roßlau 800 Geschwister Weisheit bei Roßlau 800: Geburtstagsgrüße aus 40 Metern Höhe

dessau-rosslau - Wer einen Fluss überqueren will, der nimmt für gewöhnlich eine Brücke. Langweilig, finden die Geschwister Weisheit. Die bekannte Artistentruppe aus Gotha macht’s beim 800. Roßlauer Geburtstag lieber auf ihre gewohnte Art: nämlich über ein Hochseil. Zum Heimat- und Schifferfest 2015 werden die Geschwister Weisheit ein 180 Meter langes Seil über die Elbe spannen. Das ist selbst für die traditionsreiche Artistenfamilie ein Längenrekord. In 30 bzw. 40 Metern Höhe werden die Artisten mit insgesamt drei Motorrädern und über drei Seile düsen. Von Roßlau nach Dessau und zurück, so symbolisieren die Weisheits über den Fluss die Verbindung der Doppelstadt.
Folgende Auftritte der Geschwister Weisheit sind in Roßlau beim 24. Heimat- und Schifferfest zu erleben:
Donnerstag, 16.30 Uhr, Festplatz: Historische Show
Freitag, 16.30 Uhr, Festplatz: Historische Show; ca. 18.10 Uhr nach Eintreffen des Raddampfers „Kaiser Wilhelm“, Schifferklause (Bootshäuser): Elbüberquerung und Hochmastshow
Sonnabend, 17 Uhr, Schifferklasue (Bootshäuser): Elbüberquerung und Hochmastshow, ca. 22.15 Uhr, Schifferklause (Bootshäuser): Elbüberquerung als Nachtshow
Sonntag, ca. 16.30 Uhr, Luchplatz: Hochseilshow
Zum Heimat- und Schifferfest präsentieren die Hochseilakrobaten drei verschiedene Shows. Das Historische Programm „Anno dazumal“ blickt zurück in die Zeit der Jahrhundertwende. Auf einem nachempfundenen historischen Seilgerät dürfen auch schon die „kleinen“ Weisheits ans Werk: Der neunjährige Friedrich und die zwölfjährige Johanna zeigen, was ihnen in die Wiege gelegt wurde. Die Jüngsten in der Familie sind zwei und drei Jahre alt. „Auch sie dürfen schon mit aufs Seil“, sagt Susanne Weisheit. Aber natürlich nicht alleine. „Zum historischen Programm gibt es Drehorgelmusik, moderiert wird mit einer Sprechtüte“, kündigt sie an.
Moderne Hochseilkunst
Der zweite Programmpunkt, die Hochseilshow der Geschwister Weisheit, widmet sich der modernen Hochseilkunst. Auf dem Programm der zwölf Akrobaten stehen dabei etwa Fahrten mit dem Fahrrad, Einrad aber auch eine Pyramidenkonstruktion aus fünf Personen, die den Seiltänzern so einiges an Konzentration abverlangen.
Highlight des Gastauftritts der Gothaer Artisten wird sicherlich die Elbüberquerung per Motorrad, an der zehn Artisten beteiligt sind. Mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde düsen bis zu drei Maschinen gleichzeitig über die 14 Millimeter dicken Stahlseile.
Um die Fahrzeuge in Waage zu halten, werde seit Beginn der Motorradartistik unter den Motorrädern ein Künstlertrapez montiert, erklärt Susanne Weisheit. Dort müsse sich während der Fahrt über das Hochseil mindestens ein Artist befinden, um ausreichend Gegengewicht zu bieten. Ohne den Untermann würde das Motorrad schlichtweg umkippen. „Die Idee, mit einem Motorrad übers Hochseil zu fahren, hatte die Familie schon in den 50er Jahren“, so Susanne Weisheit. 1962 habe der erste Versuch stattgefunden. Dabei ist es natürlich nicht geblieben. Neue Motorräder wurden umgebaut und eine besondere Bereifung entwickelt, die zur besseren Führung eine Rille in der Mitte hat. Im Laufe der Zeit haben sich auch die Sicherheitsvorschriften verändert: „Zusätzlich ist jeder Artist mit einem Bergsteigerfallschutz gesichert“, sagt Susanne Weisheit.
Auf dem höchsten mobilen Artistenmast der Gegenwart spielt Alexander Weisheit - in 40-jähriger Tradition - ein Trompetensolo. Auf dem 62 Meter hohen Mast mit schwankender Spitze macht er noch allerlei Kunststückchen, wie etwa einen einarmigen Handstand.
Alexander Weisheit ist ein waschechter Zufalls-Dessauer. Die Familie gastierte 1984 gerade in der Bauhausstadt, als bei der Mutter die Wehen einsetzten und der heute 31-Jährige im Dessauer Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Schon im Alter von vier Jahren habe er mit dem Tranig begonnen, sagt seine Frau Susanne. Ganz im Gegenteil zu ihr.
"Die Aufregung ist nicht zu unterschätzen"
Susanne Weisheit hatte eigentlich gar nichts mit Hochseilakrobatik am Hut - bis sie ihren heutigen Mann Alexander kennengelernt hat. 2007 hat sie mit der Artistik angefangen, ist heute voll ins Familienunternehmen integriert. Die 29-Jährige ist für die Pressearbeit der Weisheits zuständig, steht mittlerweile aber auch selbst auf dem Hochseil und hat bei der Motorradshow ihren festen Platz auf dem Trapez - natürlich unter dem Motorrad ihres Mannes Alexander. „Die Aufregung ist nicht zu unterschätzen, es muss vor Publikum ja genauso gut klappen wie bei den Proben“ - obwohl sie nun schon einige Jahre Erfahrung habe, sei sie noch immer verstärkt am Trainieren, sagt sie.
Die Geschwister Weisheit sind schon seit April dieses Jahres auf Tour. „Darauf haben wir uns den ganzen Winter über vorbereitet“, sagt Susanne Weisheit. Das Schifferfest in Roßlau begleitet die Gruppe drei Tage lang, die Elbe werden sie am Freitag und Sonnabend überqueren - und persönlich die Dessauer Geburtstagsgrüße nach Roßlau bringen. (mz)
