Gelandet im Zentrum Gelandet im Zentrum: Klinikum plant MVZ im Dachgeschoss des Dessau-Centers

Dessau-Rosslau - Das Städtische Klinikum in Alten wird im Dessau-Center ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) errichten. Die moderne Variante der DDR-Poliklinik soll im Frühjahr 2016 öffnen. Das hat der MVZ-Verwaltungsrat beschlossen, in dem Oberbürgermeister Peter Kuras und acht Stadträte sitzen.
Im Dachgeschoss des Dessau-Centers sollen auf 650 Quadratmeter insgesamt sechs Praxen einziehen. Ein Allgemeinmediziner, zwei Gynäkologen, ein Orthopäde und ein Neurologe stehen schon fest. 400.000 Euro will das 2006 gegründete MVZ in den neuen Standort investieren. Perspektivisch sollen eine weitere allgemeinmedizinische und eine internistische Praxis einziehen.
Mit der Entscheidung für den Standort Dessau-Center an der Museumskreuzung endet eine jahrelange Diskussion um ein innerstädtisches MVZ. Bislang hat das MVZ seinen Hauptsitz im Auenweg und damit in direkter Nähe zum Städtischen Klinikum. Es stößt dort aber schon seit längerem an Grenzen. Derzeit sind mehrere Mediziner in Containern untergebracht. Auch die Parkplatz-Situation ist alles andere als optimal.
Große Lösung Kristallpalast
Schon 2011 schien eine Lösung gefunden. Das MVZ sollte als Mieter Teil eines geplanten Bürger- und Kongresszentrums im Kristallpalast werden. Ein Politikum mit Intrigen-Potenzial. Am Ende überwogen im Stadtrat die Vorbehalte gegen diese Variante. Danach war das ehemalige „Haus des Reisens“ in der Kavalierstraße das Vorzugsobjekt.
Doch im Herbst 2011 zog Klinikum- und MVZ-Chef Joachim Zagrodnick die Notbremse und stellte alle Planungen auf Null, um einige juristische Hausaufgaben zu machen und die Standortsuche noch einmal von vorn zu beginnen. Dreieinhalb Jahre später stand im Verwaltungsrat nun die Wahl zwischen dem Dessau-Center und der Hauptpost, die zwischenzeitlich zum Verkauf stand.
In Sachsen-Anhalt gibt es 44 Medizinische Versorgungszentren, wobei das MVZ des Städtischen Klinikums Dessau gGmbH mit zehn Nebenbetriebsstätten und inzwischen 35 Arztsitzen aus 18 verschiedenen Fachgebieten hier zu den größten Einrichtungen zählt.
Für die Patienten soll die ambulante MVZ-Versorgung kurze Wege von Arzt zu Arzt bringen. Zudem gibt es die Möglichkeit, leichter spezialisierte Leistungen anzubieten. So gibt es in Dessau ein Sozialpsychiatrisches Zentrum für Kinder und Jugendliche und die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung Sachsen-Anhalt Ost.
Bereits seit Jahren gehören ambulante Operationen - inzwischen auch im Fachbereich Gynäkologie - zum Angebot. Die ambulante Schmerztherapie erweitert in Dessau gerade zudem ihre Versorgungsmöglichkeiten.
„Die Planungsarbeiten sind bereits gestartet“, sagte André Dyrna, Verwaltungsdirektor des Städtischen Klinikums und mit Zagrodnick Geschäftsführer des MVZ. „Wir rechnen mit einem Beginn der Baumaßnahmen ab Ende August.“ Der Praxisbetrieb soll zum 1.April 2016 starten. Bis dahin sollen in der oberen Etage zusätzliche Sanitäranlagen, flexibel nutzbare Funktionsräume und eine Röntgeneinrichtung geschaffen werden.
Für das Dessau-Center ist das MVZ ein wichtiger Impuls. „Dass dort eine Belebung notwendig ist, ist unstrittig. Sonst bräuchten wir die Kavalierstraße gar nicht umbauen“, sagte Hans-Georg Otto, Stadtrat von Pro Dessau-Roßlau und MVZ-Verwaltungsratsmitglied. „Es ist eine gute Entscheidung.“ Das sieht auch Linke-Stadtrat Frank Hoffmann so, der ebenfalls im MVZ-Verwaltungsrat sitzt.
„Es wird höchste Zeit, das MVZ ins Zentrum zu bringen, um auch die Situation in Alten zu entspannen. Eine Odyssee ist zu Ende“, sagte Hoffmann. Die Entscheidung für das Dessau-Center sei nachvollziehbar und vernünftig. Am Standort Hauptpost hätte man sich auch finanziell verheben können.
Belebung für die Innenstadt
Im Dessau-Center gibt es derzeit schon eine Zahnarztpraxis und eine Kinderärztin. Diese bleiben unabhängig vom MVZ, das selbst mit bis 36.500 Patienten pro Jahr rechnet. „Wie Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, wird das auch die Kundenfrequenz im Center steigen und die Innenstadt insgesamt beleben“, sagte MVZ-Geschäftsführer Zagrodnick, optimistisch, mit dem innerstädtischen MVZ „den Wünschen der Stadträte nach einem Ausbau des Fachrichtungsspektrums, zusätzlichen Facharztsprechstunden, kürzeren Wartezeit und einer besseren Erreichbarkeit gerecht werden zu können“. Das Dessau-Center hat Haltestellen von Bus und Straßenbahn direkt vor der Tür - und zudem 300 Parkplätze, die drei Stunden kostenlos genutzt werden können. (mz)

