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Gegen alle Widrigkeiten Gegen alle Widrigkeiten: Malte Neumann aus Dessau ist zweifacher Meister im Sommerbiathlon

Von Daniel Salpius 01.12.2018, 13:00
Aufgeben ist nicht die Sache von Biathlet Malte Neumann.
Aufgeben ist nicht die Sache von Biathlet Malte Neumann. Thomas Ruttke

Dessau/Köthen - „In Köthen gibt es keinen Schnee und keine Berge“, sagt Malte Neumann. Dennoch eröffnet die Bachstadt dem 16-jährigen Dessauer vor dreieinhalb Jahren den Weg in seine Traumsportart: Biathlon.

Denn trotz aller Widrigkeiten, die das Flachland in Sachen Wintersport mit sich bringt, existiert mit dem Skiclub 1927 Köthen ein engagierter Verein, der schon manches Biathlontalent hervorgebracht hat - in jungen Jahren trainierte hier zum Beispiel auch die zweifache Weltmeisterin Franziska Hildebrand.

Und auch Malte Neumann ist ein junges Talent, sogar mehr als das: Bei den Deutschen Meisterschaften im Sommerbiathlon sicherte sich der Dessauer im Juli zwei Gold- und eine Silbermedaille. Der Schüler des Liborius-Gymnasiums ist im Massenstart und Sprint Deutscher Meister seiner Altersklasse. „Meine Stärke ist die Strecke, ich bin läuferisch gut. Mit dem Schießen mache ich mir eher viel kaputt, da habe ich die Ruhe nicht“, schätzt sich der Elftklässler selbst ein.

Für Neumann bleibt der Schritt in den Leistungssport wohl ein Traum

Beim Sommerbiathlon gehen die Athleten zu Fuß auf die Strecke, absolvieren eine Art Crosslauf. Die Waffen tragen sie dann nicht wie im Winterbiathlon auf dem Rücken. Stattdessen stehen die sensiblen Luftgewehre am Schießstand bereit.

Auch Franziska Hildebrand hatte einst als Sommerbiathletin begonnen. Für Neumann bleibt der Schritt in den Leistungssport und den Winterbiathlon aber wohl ein Traum. Zwar besteht der 16-Jährige den Aufnahmetest für die Sportschule in Altenberg im Erzgebirge. Allerdings seien seine Fußgelenke zu instabil, befinden die Sportmediziner anschließend vor Ort. „Daraus ergibt sich für mich ein Trainingsrückstand, den ich nicht aufholen könnte.“

Leistungssport als Beruf habe er damit abgehakt. Den Winterbiathlon aufgeben will Neumann deshalb aber nicht: „Mein Ziel ist, in der Wintersaison 2020 zumindest an den Start zu gehen.“ Dafür trainiert der Elftklässler hart und oft: drei- bis viermal die Woche.

„Die Chancen, dass ich beim Winterbiathlon nicht Letzter werde, sind gering“

An den Bewegungsabläufen beim Ski-Langlauf kann er dabei nur in den Wintermonaten arbeiten. „Dann fahren wir mit dem Verein in die Schneeregionen Harz, Erzgebirge und Thüringer Wald.“ Im Sommer könne er zwar auch mit Skirollern üben, das sei jedoch nicht dasselbe.

Umso härter arbeitet Neumann daher an seiner Kondition. Weil bis nach Köthen und zurück eineinhalb Stunden drauf gingen - Zeit, die er für die Schule braucht -, trainiert der Sportler zusätzlich mit der Laufgruppe des 1. Leichtathletikclubs Dessau. Er müsse einfach den Rückstand zu den Wintersportlern verkleinern.

Trotz aller Plackerei rechnet sich der Dessauer kaum Erfolgsaussichten aus. „Die Chancen, dass ich beim Winterbiathlon nicht Letzter werde, sind gering. Alles, was nicht letzter Platz ist, wäre also ein voller Erfolg.“ Der Ehrgeiz des 16-Jährigen ist umso erstaunlicher.

Malte Neumann fehlt ein Trainingspartner, jemand im selben Alter

Warum er sich das antut, weiß der Nachwuchsbiathlet genau: „Ich liebe einfach diesen Sport.“ Wenn er einen guten Tag erwische, sei außerdem alles möglich. „Und wenn ich nur einigermaßen konkurrenzfähig bin, haben wir schon viel erreicht. Dann haben wir den Leuten gezeigt, dass auch Flachländer Wintersport können.“ Neumann wirkt ruhig und ausgeglichen, seine Augen strahlen Entschlossenheit aus.

Was ihm auf seinem langen Weg bis zur Saison 2020 aktuell wirklich fehlt, ist ein Trainingspartner, jemand im selben Alter, mit den selben Zielen. Ohne Trainingspartner hat er niemanden, an dessen Leistungen er sich messen kann.

Nach der Schule möchte Neumann vielleicht Sportpsychologie studieren. „Ich mache ja gerade genau das durch, wobei ich den Leuten dann helfen soll.“ (mz)