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Gaststättenpläne Gaststättenpläne: Wird das Zollhaus an der Mulde verkauft?

Von Annette Gens 21.07.2017, 14:06
Mustafa Gönen vor dem Zollhaus. Ihm gehören Gebäude und Grundstück.
Mustafa Gönen vor dem Zollhaus. Ihm gehören Gebäude und Grundstück. Sebastian

Dessau - Hier haben Tausende Dessauer bei türkischen und deutschen Speisen und kühlem Blonden schöne Stunden verbracht. Im Zollhaus an der Mulde war immer etwas los, erinnert sich Mustafa Gönen.

Doch im Dezember 2012, seit sich die Abrissbagger ankündigten, um der alten Friedensbrücke zu Leibe zu rücken, wurde der Schlüssel im Gasthaus „Zollhaus“ für die Gäste zum letzten Mal im Schloss gedreht.

Inzwischen ist eine neue Brücke gebaut und eingeweiht. Eine nagelneue Treppe führt zur ehemaligen Gaststätte. Doch dort ist es einsam. An jedem Fenster befindet sich ein Schild mit dem Hinweis, dass das Objekt videoüberwacht ist. Was wird aus dem Zollhaus an der Ortsausfahrt Dessau-Ost?

Kinder gehen eigene Wege

Grundstückseigentümer Mustafa Gönen, der Mann der einst den Döner nach Dessau brachte, zuckt mit den Schultern. Das Gebäude, ein ehemaliger Kiosk, gehört zu seinem Lebenswerk. 1991 hatte es der heute 62-Jährige gepachtet und später gekauft. 1996 wurden im Zollhaus die ersten Gäste begrüßt - zunächst mit Wirt Gönen und später mit einem Pächter.

Das inzwischen verwaiste und stark sanierungsbedürftige Gebäude gehört ihm noch heute. „Am liebsten würde ich es sehen, wenn das Haus von einem meiner Kinder als Gaststätte wieder aufgebaut werden würde“, sagt er.

Gönens Söhne haben ihren eigenen Weg gefunden

Doch alle drei Söhne haben längst ihren eigenen Weg gefunden. Der eine führt zwei Gaststätten in Dessaus Innenstadt. Der andere einen Imbiss nahe dem Bauhaus. Der Älteste schlug eine andere berufliche Entwicklung ein. Er arbeitet im Gastronomie-Service. Die älteste Tochter ist verheiratet und lebt in einem anderen Bundesland. Die Jüngste ist noch minderjährig.

„Ich würde das Zollhaus gerne verpachten oder - wenn es sein muss - auch verkaufen“, sagt Mustafa Gönen ein wenig traurig und führt durch das Haus, das heute einer Baustelle gleicht.

Doch Gönens Fantasie blüht. An einer Wand sollten orientalische Fliesen angebracht werden. Gegenüber, so zeigt Mustafa, könnte ein offener Grill stehen. Für den Außenbereich hatte er sich immer einen Wintergarten gewünscht, um die Platzkapazität im kleinen Zollhaus erweitern zu können. „Leider kann ich die Arbeit nicht mehr schaffen.“

Zufall führt Gönen einst nach Dessau

Mustafa Gönen ist in Dessau bekannt. 1991 war er mit einem Freund von Koblenz aus in den Osten gestartet, um auszuloten, ob sich dort eine Existenz aufbauen lässt. „Eigentlich wollten wir nach Leipzig, wir haben aber die Autobahnabfahrt verpasst“, lacht er.

Gestrandet waren die beiden in Dessau. Gönen blieb. Er handelte mit Obst und Gemüse auf dem damaligen Romanjukplatz und er verkaufte Döner. Im Damaschkecenter im Dessauer Süden wurde bald ein erster fester Imbiss eröffnet. Es folgten Restaurants im Junkerspark oder im Kauflandcenter Mildensee.

„Ich habe überall viel investiert, aber auch viel verloren“, sagt er rückblickend. Gönen fühlt sich in Dessau sehr wohl. Er lebt heute im Haus einer seiner Söhne. „Ich bin Dessau sehr dankbar, die Behörden haben für mich hier vieles möglich gemacht“, meint er. „Ich habe mich hier nie als Ausländer gefühlt.“

Gönen hat Lebensmut nicht verloren

Mustafa Gönen ist heute krank. Zwar konnte ein Krebsleiden geheilt werden. Durch einen Unfall vor zwei Jahren, ausgelöst durch einen Zuckerschock, wurden seine Nieren verletzt. Dreimal wöchentlich muss er zur Dialyse. Seinen Lebensmut hat er aber nicht verloren. „Ich kann essen, reden, laufen - Gottseidank.“ (mz)

Blick ins Zollhaus: Es gibt viel zu tun.
Blick ins Zollhaus: Es gibt viel zu tun.
Sebastian