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Garten-Ideen aus aller Welt

Von Claus Blumstengel 13.12.2007, 19:47

Halle/MZ. - Am Dienstag haben die angehenden Landschaftsarchitekten, Architekten sowie Umweltplaner aus Deutschland, China und Polen ihre Ideen

für den "interkulturellen Garten" beim Träger des Projekts, dem Multikulturellen Zentrum Dessau, vorgestellt. Mit dabei ihr Professor Erich Buhmann, der Berliner Landschaftsarchitekt Tancredi Capatti sowie - trotz Erkrankung - Baudezernent Karl Gröger.

Als Ziel war den Studenten der Bachelor- und Master-Studiengänge eine Begegnungsstätte für Leute jeden Alters und Nationalität mit Garten-, Sport- und Freizeitflächen vorgegeben, wobei Anwohner in die Gestaltung einbezogen werden sollen. Aus vorhergehenden Workshops waren Wünsche bekannt nach einem Basketball-Feld und einem Grillplatz mit Sitzgelegenheiten. Einen kleinen Garten hat das Multifunktionelle Zentrum schon angelegt.

"Wir haben nur drei Wochen Zeit gehabt. Das ist nicht viel, aber es ist ja auch keine große Fläche", erzählte Jie Yin Shi aus China, die seit vorigem Jahr an der Hochschule Anhalt studiert. Nein, typisch chinesisch seien ihre Entwürfe wohl nicht, merkte ihre Komilitonin Yi Mei an, der die Arbeit an dem Projekt in Dessau Spaß gemacht hat.

So überraschend und vielfältig wie die Titel der studentischen Entwürfe sind auch die Ideen. Dem Begriff "Kulturkreis" möchte zum Beispiel Silvia Methin mit runden Flächen für Grillen und Geselligkeit, Sport, Spiel und Entspannung Ausdruck verleihen. Kreisförmig auch ihre Gartenfläche mit tortenstückförmigen Parzellen und einer gemeinsamen Ruhezone im Zentrum. "Das ist attraktiv für Leute, die keinen Garten haben", meinte die junge Frau. Auch einen Kinder- und Schulgarten hat die Studentin vorgesehen.

Überhaupt spielten Kreise bei mehreren Arbeiten eine Rolle, so die den mysteriösen "Kornkreisen" entlehnten "Zeichen" im Entwurf von Stefan Niemitz, in denen die Dessau-Roßlauer Mais, Sonnenblumen und Kürbisse anbauen könnten. Man müsse seinen "Garten der Kulturen" nach außen offen gestalten, griff Christian Resow - sicher unbewusst - ein Problem des Dessauer Stadtparkes auf. Die Pumpstation der Stadtwerke in der Johann-Meier-Straße möchte er zu einer Bühne umgestalten.

Jan Katyszewski, Architekturstudent aus Polen, hat sich überlegt, wie "dieser völlig flache Platz ein Teil der Dessauer Landschaft" werden kann. Er möchte "laute Flächen" für Gespräche, Sport und Spiel ebenso wie Gärten und Plätze der Stille schaffen und damit die Menschen animieren, "die langweilige Straße zu verlassen und in den interessanten Garten zu gehen".

"Rhythmus der Bewegung" hat Student Ni Zhida seinen Entwurf genannt, in dem er die Topografie des Sportplatzes zentimetergenau ermittelte. Die vom Innern des Platzes aus sichtbaren Gebäude, den Verkehr ringsum und die Passanten-Ströme hat Dai Guangli analysiert, bevor er sich für seinen Entwurf an den Computer setzte. Seine Komilitonin Katy Görsch möchte in ihrem Entwurf "Bewegung der Kulturen" in eine alte Garage auf dem Gelände Sanitäranlagen einbauen und Gartenflächen an Interessenten verteilen. "Ziel meines Projekts ist es, die Menschen miteinander zu verbinden", sagte sie.

Nicht alle Studenten waren den Vorgaben gefolgt, so dass einige Projekte mehr nach einem Park, andere mehr nach einer Landwirtschaft aussehen. Studentin Zhong Hui aus China möchte dort in der Johann-Meier-Straße mit ihrem Entwurf "Freies Land" gar einen Botanischen Garten anlegen, eine Landsmännin in großem Stil Wein anbauen. Den wohl ungewöhnlichsten Entwurf mit dem Titel "Erdkrater" aber legte ihre Komilitonin Guan Ye vor: Ihre Gärten sollen in den Kratern einer Art Mondlandschaft erblühen.

Bühne, Tischtennisplatten, Basketball-Feld, Spielplatz - generell würden die Entwürfe zu viele Elemente enthalten, stellte Mentor Tancredi Capatti fest. Es sei aber auch nur eine Zwischenpräsentation gewesen. Nun komme es darauf an, eine dieser Ideen auf der Grundlage von Hinweisen der Dessau-Roßlauer weiter zu entwickeln.

Zwar sehe der interkulturelle Garten die Mitarbeit der Bürger vor, "doch eine Grundausstattung mit Wasserleitungen, Wegen und ähnlichem ist notwendig", stellte Professor Erich Buhmann fest. Es sei zu überlegen, ob sich die Hochschule Anhalt an der Verwirklichung des interkulturellen Gartens beteiligen kann, vielleicht als Studentenprojekt für die Internationale Bauausstellung 2010, äußerte der Professor.