Fußball-Kreisoberliga Fußball-Kreisoberliga: Kampf um den "falschen" Titel

Dessau/MZ - Größer hätten die Gegensätze an diesem kalten November-Nachmittag wohl nicht sein können. Auf der einen Seite stand Nico Frauendorf, Spielertrainer der ASG Vorwärts Dessau, dessen Mannschaft sich soeben deutlich mit 4:0 im Verfolgerduell gegen die SG Waldersee/Vockerode durchgesetzt hatte - und das auch noch auf fremdem Platz. Frauendorf sprach von einer geschlossenen Mannschaftsleistung, sagte Sätze, die man nach einem überzeugenden Sieg eben sagt. Uwe Wilke war enttäuscht.
Der Trainer des unterlegenen Teams meinte: „Wir haben Geschenke verteilt.“ Und auch, wenn Frank Jaenecke diesen Satz nicht hörte, weil sein SV Chemie Rodleben zeitgleich auf dem heimischen Platz stand, hätten diese Worte auch von ihm stammen können. Der Tabellenführer vergab gegen Schlusslicht Mosigkau Chance um Chance, kam über ein torloses Unentschieden nicht hinaus und verhalf dem Kreisoberliga-Aufstiegskampf zu noch mehr Spannung.
Vorwärts als ärgster Verfolger
Wenn man überhaupt schon von einem Aufstiegskampf sprechen darf. Natürlich, noch sind zahlreiche Begegnungen zu absolvieren. Die Hinrunde ist noch nicht einmal vorbei. Und doch wird schon bald ein erster, wenn auch inoffizieller Titel vergeben: Die Kreisoberliga sucht ihren Herbstmeister. „Diesen Titel gibt es ja eigentlich gar nicht“, macht Frank Jaenecke deutlich, dass es sich nun einmal nur um einen inoffiziellen handelt. Selbstbewusstsein verleiht es einer Mannschaft aber ohne Frage, wenn man sich beim Blick auf die Tabelle während der gesamten Winterpause ganz oben sieht.
Drei Partien sind in diesem Jahr noch zu absolvieren, dann ruht der Ball erst einmal bis zum März kommenden Jahres. Chemie Rodleben rangiert derzeit mit 28 Punkten aus 13 Partien auf dem ersten Platz, dicht gefolgt von Vorwärts Dessau mit nur einem Zähler weniger auf dem zweiten Rang. Die SG Waldersee/Vockerode rutschte durch die Heimniederlage im Verfolgerduell auf den dritten Platz, hat bislang 25 Punkte sammeln können.
„Da wir davon ausgehen, dass es dabei bleibt, dass Spielgemeinschaften nicht aufsteigen dürfen, ist Vorwärts momentan also unser ärgster Verfolger“, sagt Rodlebens Trainer Frank Jaenecke, „die haben gestandene Akteure im Kader, die natürlich auch älter geworden sind. Aber trotzdem war von Anfang an klar, dass Vorwärts vorne mitspielen wird.“ Der Chemie-Trainer meint außerdem: „Auch Coswig und Mildensee sollte man im Auge behalten.“
Verstärkung in der Winterpause?
Zwei Teams, die auf dem vierten (Coswig) beziehungsweise sechsten (Mildensee) Tabellenplatz stehen, punktetechnisch allerdings nicht sonderlich weit von den Spitzenplätzen entfernt sind. Es geht eng zu in der Kreisoberliga. Eintönigkeit an der Spitze wie in Deutschlands höchster Spielklasse ist nicht in Sicht - das wäre ja auch zu schön. Die Frage, die sich in der Kreisoberliga am Ende stellen wird, ist eine ganz andere: Nicht wer wird, sondern wer will denn überhaupt aufsteigen? Frank Jaenecke sagt: „Wir wollen das schaffen und würden das Aufstiegsrecht wohl auch wahrnehmen.“
Für Prognosen sei es aber schlichtweg zu früh, sagt Rodlebens Trainer. „Es wird sich bei den Vereinen in der Winterpause auch personell mit Sicherheit etwas tun. Jeder möchte sich punktuell verstärken, auch wir schauen uns um“, so sagt er. Erst einmal geht es aber im Kampf um den Herbstmeistertitel in die heiße Phase. Denn auch wenn es kein offizieller Titel ist: Frank Jaenecke möchte ihn mit seiner Mannschaft dennoch gewinnen - genau wie die Konkurrenz.