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Fußball Fußball: ASG Vorwärts Dessau feiert 40-Jähriges

Von Thomas Schaarschmidt 04.08.2014, 18:07
Die Vorwärts Jubiläumself (v.l.n.r.): Rolf Klippstein, Volker Schmidt, Andreas Wolf, Ralf Steinat, Uwe Borchardt, Torsten Pätzold, Ralf Steffens, Peter Westendorf, Bernd Gaschka, Udo Rietschel, Peter Schinköth, Michael Walzel, Swen Dreyer, Ingo Krone, Jörg Dämmrich, Rainer Fräßdorf und Erhard Garstecki.
Die Vorwärts Jubiläumself (v.l.n.r.): Rolf Klippstein, Volker Schmidt, Andreas Wolf, Ralf Steinat, Uwe Borchardt, Torsten Pätzold, Ralf Steffens, Peter Westendorf, Bernd Gaschka, Udo Rietschel, Peter Schinköth, Michael Walzel, Swen Dreyer, Ingo Krone, Jörg Dämmrich, Rainer Fräßdorf und Erhard Garstecki. Hartmut Bösener Lizenz

Dessau/MZ - Wie genau er sich noch an diesen Tag vor vierzig Jahren erinnern kann? Rolf Klippstein lächelt. „Fangen Sie an“, sagt der 67-Jährige, „und fragen Sie einfach alles, was sie wissen wollen.“

Es mögen vier Jahrzehnte vergangen sein, seit Rolf Klippstein die ASG Vorwärts Dessau in ihrem allerersten Spiel als Kapitän auf das Feld im Dessauer Paul-Greifzu-Stadion führte. Doch vergessen ist nichts. Denn dieser Septembertag des Jahres 1974 ist schließlich der Beginn von allem. Der Start einer Geschichte, die von vielen Erfolgen und nicht weniger Niederlagen erzählt. Er ist der Grund, warum Rolf Klippstein heute hier unter diesem Baum im Schatten sitzt und den Augenblick genießt.

Vom ersten Tag an gut aufgenommen in Dessau

„Es war eine vietnamesische Stadtauswahl, 10000 Zuschauer, wir haben 4:2 gewonnen“, denkt Klippstein an die Premiere zurück, „wir wurden vom ersten Tag an gut aufgenommen in Dessau. Und sind doch trotzdem immer ein kleines bisschen die verpflanzte Mannschaft geblieben.“

Klippstein ist einer von vielen ehemaligen Spielern, die am Sonnabend auf die Sportanlage des Friederikenplatzes gekommen sind. Das Jubiläum heißt „40 Jahre ASG Vorwärts Dessau“ und viele kleine und große Details erinnerten an die facettenreiche Geschichte einer Tradition, die am 4. September 1974 als ASG Vorwärts Dessau begann, in den Wirren der Wende kurz zur SG 89 Dessau wurde, später 14 Jahre als „FC Anhalt“ firmierte und seit dem April 2005 unter dem alten neuen Namen neu gegründet weitergeführt wird.

Nach Abschluss der Spielzeit 1973/74 der zweitklassigen Fußball DDR-Liga beschloss die Armeesportvereinigung Vorwärts die Verlegung des bisherigen Vorwärts Leipzig nach Dessau. Daraufhin wurde am 4. September 1974 die Armeesportgemeinschaft Vorwärts Dessau gegründet.

Sie übernahm mit Beginn der Saison 1974/75 den DDR-Liga-Platz der Leipziger. Die Dessauer Armeemannschaft spielte von 1974 bis 1991 ununterbrochen in der DDR-Liga und löste den Lokalrivalen Motor Dessau für viele Jahre als führende Fußballmannschaft der Stadt ab.

Vorwärts Dessau spielte über den gesamten Zeitraum der DDR-Ligazugehörigkeit im oberen Drittel der Tabelle mit.

Da war Erhard „Ebs“ Garstecki - lange Jahre gute Seele, Stadionsprecher, Statistiker und Betreuer in Personalunion - der am Mikrofon die Aufstellung der alten Helden bekannt gab, die er wochenlang zuvor zusammengetrommelt hatte. Da war das Trikot mit der Nummer 11, das Swen Dreyer locker wie immer weit über der Hose hängen hatte. Da war Rainer Fräßdorf, der noch einmal als Trainer fungierte und selbst für ein Traditionsspiel („bloß keine langen Bälle“) taktische Ideen mitbrachte. Da waren Bernd Gaschka im Tor, Udo Rietschel in der Abwehr, Jörg Dämmrich und Peter Schinköth im Mittelfeld und Ralf Steinat: überall.

Und da war Andreas Wolf. „Vorwärts Dessau sind 23 Jahre meines Lebens“, sagte Wolf, früher erst Spieler, später dann Trainer. Nicht nur für ihn war die Armee-Weltmeisterschaft 1986 in Vietnam der absolute Höhepunkt der Vereinsgeschichte. „Wir sind hinter den Russen und den Ungarn Dritter geworden“, erinnert sich Wolf. Der Großteil derer, die zum Traditionsspiel am Sonnabend kamen, gehörte dieser Mannschaft an. Die ist in die Jahre gekommen - und doch auf ihre ganz eigene Art immer noch präsent in den Erinnerungen und Erzählungen der Fußballfans in der Region. Wenn auch nicht aller.

Rolf Klippstein selbst nicht mehr aktiv auf dem Platz

„Dessau 05 war und ist irgendwie für viele immer die Nummer eins geblieben“, meint der mittlerweile in Zerbst lebende Rolf Klippstein, der seit einer Erkrankung vor acht Jahren selbst nicht mehr aktiv auf dem Platz stehen kann. Das hätte am Sonnabend aber wohl auch nicht viel geholfen: Der Jubiläumsgegner, die Traditionself des 1. FC Magdeburg zeigte vor 200 Fans ihren Respekt für den Geburtstag des „anderen Dessauer Clubs“ und lief gut besetzt auf: Seguin, Stahmann, Halata, Schößler, Siersleben und Co. siegten mit 5:0.

„Es hat mich gefreut, dass ich dabei sein konnte “, sagte Rolf Klippstein zum Abschluss, „für mich war Vorwärts eine gute Zeit, und es ist schön, diese vielen Gesichter einmal wiederzusehen.“ Zum fünfzigsten Geburtstag, so er denn gefeiert wird, will Klippstein gern wiederkommen. Die spannende Frage dürfte dann sein: Welche Entwicklung wird der Verein im fünften Jahrzehnt seines Bestehens nehmen?