Freundschaft in eisiger Zeit Freundschaft in eisiger Zeit: "Schneekönigin" startet Sonntag am Anhaltischen Theater Dessau

Dessau - Der November ist fortgeschritten, nachts gibt es schon manchmal Frost - es ist Weihnachtsmärchen-Zeit im Anhaltischen Theater Dessau. Und das mit dem Frost passt diesmal besonders gut, denn das diesjährige Weihnachtsmärchen im ATD ist „Die Schneekönigin“, 1841 vom dänischen Schriftsteller Hans Christian Andersen verfasst. Am Sonntag feiert das Stück um 16 Uhr Premiere.
Sophie Hutter und Ralph Kinkel werden dabei sein. Wie auch bei allen anderen, insgesamt 28 Aufführungen des Stücks. Hutter und Kinkel sind als Gäste engagiert. Beide 29. Also Jungschauspieler? „Hmm, ich würde sagen, im Übergang“, sagt Sophie Hutter. Ralph Kinkel hakt ein: „Also, wir sind keine Anfänger mehr.“
Sehr richtig. Sophie Hutter spielte vier Jahre am Theaterhaus Jena, Ralph Kinkel drei Jahre am Staatstheater Braunschweig. Beide haben Gastspiele hinter sich, haben erste Schritte in der Filmbranche gemacht. Die ersten Hürden also haben die beiden genommen.
Ralph Kinkel spielt in Die Schneekönigin den Jungen Kai
Wie haben Sie nach Dessau ans ATD gefunden? „Ich habe mich ein Jahr lang intensiv auf Film konzentriert und hatte dann große Lust, wieder Theater zu spielen“, erzählt Sophie Hutter. Sie meldete sich bei der ZAV-Künstlervermittlung und wenig später kam das Angebot, in Dessau für das Weihnachtsmärchen vorzusprechen.
Bei Ralph Kinkel war es etwas anders. Er beugt sich nah ans Diktiergerät und sagt betont laut: „Mirjana Milosavljević, der Star des Dessauer Theaters!“ Er muss lachen. Kinkel und Milosavljević – seit 2016 am ATD – haben im selben Jahrgang am Mozarteum in Salzburg Schauspiel studiert. Als sie gefragt wurde, ob sie jemanden kennt, der gut ins Weihnachtsmärchen passen könnte, fiel ihr sofort Ralph Kinkel ein. „Ich freue mich sehr darüber. Und das ist auch ein Beispiel dafür, wie gut es ist, wenn man Freunde hat, die an einen denken.“
Kinkel spielt in Die Schneekönigin den Jungen Kai. Ein Eiskristall trifft Kais Auge, sein Herz erkaltet und er wird böse. Gerda, Kais beste Freundin, gibt ihn aber nicht auf, sondern will verstehen, was mit ihm passiert ist und schreckt auch nicht davor zurück, den von der Schneekönigin entführten Kai überall zu suchen.
„Ich finde es sehr spannend, dass es nicht die Jungfrau in Nöten ist, die vom Prinzen gerettet wird“
„Ich finde es sehr spannend, dass es nicht die Jungfrau in Nöten ist, die vom Prinzen gerettet wird, sondern dass es ein Junge in Nöten ist, der von einem Mädchen gerettet wird“, sagt Ralph Kinkel. Warum gibt Gerda Kai nicht auf? „Es gibt dieses unfassbare Vertrauen in die andere Person, egal wie sie sich gerade verhält“, so Kinkel, „Gerda fragt: Warum bist du auf einmal so? Denn sie weiß: Das bist nicht du.“
Kinkel und Hutter haben es selbst schon erlebt, dass sie glaubten, einen guten Freund oder eine gute Freundin verloren zu haben. „Meine allerbeste Freundin, mit der ich groß geworden bin, hat sich mit 16 verliebt und war dann plötzlich weg vom Fenster“, erzählt Sophie Hutter, „das war ganz schrecklich, ich dachte, es ist gelaufen.
War es aber nicht. Sie kam wieder zurück.“ Ralph Kinkel glaubt, dass Kinder weniger nachtragend sind. „Wenn ich mich mit meinem besten Freund in der Schule gestritten habe, konnten wir am nächsten Tag trotzdem normal miteinander spielen. Es war halt so ein Tag.“
Sophie Hutter und Ralph Kinkel werden in verschiedenen Rollen auf der Bühne zu sehen sein
Die Premiere eines Stückes ist auch „so ein Tag“. Erst recht, wenn man vor vollem Haus spielt. Kinkel und Hutter freuen sich sehr, dass es nach intensiven Proben endlich losgeht. Das Pensum von 28 Aufführungen schreckt beide nicht. „Es ist nicht so problematisch, vor allem weil wir nicht so viele Doppel-Vorstellungen haben“, sagt Hutter.
Sowohl Sophie Hutter, als auch Ralph Kinkel werden in verschiedenen Rollen auf der Bühne zu sehen sein. Kinkel spielt neben Kai auch eine Blume, den Prinz, den Räuber und den Fuchs. Hutter spielt Prinzessin, Räubermädchen und Blumenoma. Gerade mit Letzterem, der Oma, hat die 29-Jährige erstaunlich viel Erfahrung. „Ich habe in Jena sehr viele Omas oder ältere Damen gespielt, was mich erst ein bisschen empört hat“, erzählt sie lachend, „aber es sind auch sehr gute Rollen, weil man viele Freiheiten hat.“
Und es zeigt: Jungschauspielerin oder nicht, wichtig ist, dass man überzeugend ist. Das Dessauer Publikum kann Sophie Hutter und Ralph Kinkel ab Sonntag erleben. (mz)