Fluggäste in Obstbäumen
Dessau/MZ. - Munter summt und brummt es derzeit nicht nur in Dessaus Obstbäumen. Die Junikäfer sind da - viele wie selten - so dass Deutschlands Hobby-Gärtner sogar im Internet klagen: Hilfe, was kann man gegen Juni-Käfer tun? Genau das wollte MZ-Redakteurin Annette Gens von Dr. Tim Karisch, Entomologe im Museum für Naturkunde und Vorgeschichte, wissen.
Angesichts der Scharen von Junikäfern, die in diesem Jahr um die Bäume schwirren, müssen wir um unsere Obstbäume bangen?
Karisch: Ich glaube nicht. Die Käfer sind zwar jetzt auf Partner- und Nahrungssuche, doch so viele Blätter wie ein Baum hat, werden sie nicht vertilgen können. Bei weitem nicht.
Im Internet gibt es gar Hilferufe von Hobbygärtnern. Sind Juni-Käfer gefährlich?
Karisch: Mir ist das nicht bekannt. Sie sind weder giftig noch gefährlich. Deshalb wäre es verschwendet, sie zu bekämpfen. Junikäfer - wie der Name schon sagt, sind im Juni da und gewöhnlich Anfang Juli wieder verschwunden. Da in diesem Jahr alles früher grünte und blühte, kann es durchaus sein, dass sie schon Ende Juni verschwinden. Dann bricht die Zeit des Julikäfers an.
Wer keine Schäden im Garten zu verzeichnen hat, der sollte sich an den Käfern erfreuen. Wer diese Insekten wirklich als störend empfindet, der sollte vorübergehend den Lieblingsplatz im Garten, auf Terrasse oder Balkon meiden. Es dauert nicht mehr so lange, dann ist die Zeit des Junikäfers vorüber.
Im letzten Jahr waren viel weniger dieser Käfer zu beobachten. Treten sie in Scharen auf, weil es einen milden Winter ohne strenge Minusgrade gab?
Karisch: Das glaube ich nicht. Es liegt sicherlich eher am optimalen Frühjahr und Sommer. Die Larven, aus dem sich die Käfer entwickeln, hatten im warmen Gras eine gute Nahrungsgrundlage. Man hat außerdem beobachtet, dass diese Insekten zyklisch auftreten. Die Larven brauchen zwei Jahre, um sich zum Käfer entwickeln zu können. Man erinnere sich: 2003 war ein Junikäfer-Jahr. 2005 hatten sie im kalten Frühjahr keine optimalen Bedingungen. Seitdem sind wieder zwei Jahre ins Land gegangen. Dieses Mal treten sie stärker auf.
Nochmals: Man sollte sie wirklich nur bekämpfen, wenn Pflanzen und Wurzeln erheblichen Schaden genommen haben, was ich momentan nicht glauben kann. Ansonsten gibt es ja noch natürliche Feinde, auf die Verlass ist: Vögel, der Abendsegler - eine Fledermausart -, auch Spitzmaus oder Maulwurf gehören dazu. Selbst eine Katze hascht Käfer. Das hat sicherlich schon jeder einmal beobachten können.