Flieger geht in Rente Flieger geht in Rente: Die Dessauer AN-2 wird nicht wieder fliegen
Dessau - Die Antonov AN-2 des Anhaltischen Vereins für Luftfahrt wird nicht wieder fliegen und soll dem Technikmuseum „Hugo Junkers“ zukünftig als Museumsstück dienen. Das teilte der Flugplatzleiter und Vereinsmitglied Peter-Christian Klein kürzlich bei einem Pressegespräch mit. „Schweren Herzens haben wir uns entschieden, nicht mehr in die Maschine zu investieren und sie damit nicht wieder in Betrieb zu nehmen“, so Klein.
Mehrere Stürme haben den Doppeldecker vom Dessauer Flugplatz in der Vergangenheit stark beschädigt. Am 22. Juni 2017 riss eine Sturmböe die AN-2 aus ihrer Verankerung auf dem Flugplatzgelände und schob sie in einen Wassergraben. Zwei Steuerflächen wurden dabei beschädigt. Der Anhaltische Verein für Luftfahrt veranlasste eine Reparatur.
Ein paar Wochen später war die AN-2 wieder flugtauglich. Ende Oktober 2017 wurde die Maschine durch das Sturmtief „Herwart“ erneut aus der Verankerung gerissen, über den Flugplatz gewirbelt und wieder beschädigt. Diesmal wurde unter anderem die linke untere Tragfläche abgeknickt.
Beschädigungen am Flugzeug hätten Reparaturkosten von rund 70.000 Euro verursacht
Die gesamten Beschädigungen am Flugzeug hätten Reparaturkosten von rund 70.000 Euro verursacht. „Wir hätten uns sicherlich erfolgreich darum bemüht, die nötigen Gelder zur Reparatur durch Spenden aufzutreiben. Doch das Unterfangen wäre aus verschiedenen Gründen wenig sinnvoll gewesen“, sagt Klein.
Vor allem organisatorische und gesetzliche Hürden haben aus seiner und der Sicht seiner sechs Mitstreiter beim Anhaltischen Verein für Luftfahrt gegen einen Weiterbetrieb gesprochen. „Wenn wir die AN-2 wieder flugtauglich gekriegt hätten, wären die Wartung und der Unterhalt der Maschine zur immer größeren Herausforderung geworden. Weil alle Vereinsmitglieder mittlerweile ein gewisses Alter erreicht haben und geeigneter Nachwuchs nicht in Sicht ist“, erläutert Klein.
Zudem gibt es auch große gesetzliche Herausforderungen. „Wir sind in letzter Zeit immer mit Ausnahmegenehmigungen geflogen“, sagt der Flugplatzleiter. Nicht gewerbliche Nutzungen historischer Maschinen sind laut Luftfahrtrecht nicht vorgesehen. „Dank liberaler Regelungen in Sachsen-Anhalt konnten auch wir als gemeinnütziger Verein die AN-2 betreiben. Wie lange noch, ist aber sehr fraglich“, sagt der Flugplatzleiter.
Neues EU-Gesetz hätte „wirtschaftlichen Weiterbetrieb sehr schwierig gemacht“
Außerdem ist laut Klein auch ein EU-Gesetz auf dem Weg, das eine stärkere Begrenzung von Passagieren in historischen Flugzeugen vorsieht. Statt bisher bis zu neun Menschen, hätten dann nur noch bis zu vier Passagiere pro Flug in der AN-2 Platz nehmen dürfen. „Das hätte einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb sehr schwierig gemacht“, stellt Klein fest.
Deshalb geht die Dessauer AN-2 in ihrem 51. Jahr endgültig in den Ruhestand. Am 7. September 1968 war ihr Erstflug. Seit 1993 war sie in Diensten der Luftsportabteilung des PSV 90 gewesen. 1998 übernahm der Verein für Luftfahrt das Flugzeug. Mehrere tausend Flüge hat die Maschine absolviert. In Diensten des Vereins war sie in der Region, in Deutschland und Europa unterwegs. Von ihrem Stellplatz auf dem Flugplatzgelände soll sie auf das Gelände des Technikmuseums wechseln und dort die Flugzeugausstellung bereichern. Wann es soweit sein wird, ist derzeit aber noch offen. (mz)