Firma Wilhelm Behr Köthen Firma Wilhelm Behr Köthen: Der «Bär» soll wieder brummen
Köthen/MZ. - Den Traditionsbetrieb, der auch unter dem Namen "Schnapsbehr" bekannt ist - auch weil er den Bären als Symbol führt -, gibt es bereits seit über 170 Jahren. Immer wurden hier Schnäpse verschiedenster Art hergestellt. Allerdings, 1972 wurde die Firma verstaatlicht und auf dem Betriebsgelände am Heinrichsplatz nur noch Sekt für die Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg produziert. Nach der Wende kam die Reprivatisierung. Und Cornelia Kubitz, geschieden, Mutter von zwei Kindern, stieg ins Geschäft ein. Das ist bis heute jedoch kein leichtes.
Die studierte Lebensmitteltechnikerin hätte auch alles anders machen können. Im Beruf bleiben zum Beispiel. Tat sie aber nicht. Ihr Herz hänge an der Firma, sagt die gebürtige Köthenerin. Denn ihr Vater, Werner Bierhoff, war seit 1945 Inhaber von "Wilhelm Behr". Er wiederum hatte sie von seinem Schwiegervater übernommen, der sie 1943 von den Nachfahren des Firmengründers Wilhelm Behr gekauft hatte. Auch nach der Verstaatlichung führte der Vater von Frau Kubitz bis 1985 als Werksleiter die Geschäfte. Ein Erbe für die Tochter? "Ich wollte die Firma nicht sterben lassen, ohne es wenigstens versucht zu haben."
Bis vor kurzem bedeutete die Wiederbelebung des "Schnapsbehr" vor allem einen langen Atem. "Eine Produktion hatte erst einmal keinen Sinn, zu viele Fragen waren ungeklärt", erzählt Frau Kubitz. Jedes Flurstück auf dem Betriebsgelände habe jemand anderem gehört. All das zu kaufen, hätte Schulden bedeutet. Das Hin und Her ist jedoch vorüber. 8 000 Quadratmeter gehören jetzt wieder zu "Wilhelm Behr", das Büro ist eingerichtet, die Produktionsanlage steht. Die Wartezeit hat Frau Kubitz jedoch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Um die Geschichte der Firma hat sie sich gekümmert und alte Rezepte gesichtet. Und eine Produktionsanlage gekauft. "Mit der Anlage für die Sektproduktion konnte ich ja nichts anfangen." Die habe sich nicht einmal verkaufen lassen.
Mittlerweile läuft die Produktion wieder, wenn auch nicht rund um die Uhr. Sechs verschiedene Spirituosen, darunter der originale Bärenkorn und der Bärenkräuter, laufen nach Bedarf vom Band. Darunter ist auch die Spezialität "Köthener Kräuter Melodie", von deren Etikett Bach grüßt und die bereits in einigen Gaststätten im Landkreis ausgeschenkt wird. Ein erster Erfolg? "Halbwegs über die Runden kommen", nennt es Frau Kubitz. Zwei Jahre, so rechnet sie, brauche sie um den Namen Behr regional wieder bekannt zu machen. In einigen Supermärkten seien die Spirituosen aber auch schon im Regal zu finden. Von der Qualität der Traditionsgetränke ist die Unternehmerin überzeugt: "Der Kräuter zum Beispiel ist nicht so süß, das wissen die Leute zu schätzen." Auch bei einer anderen Sache ist sich Cornelia Kubitz ziemlich sicher: "Ich habe nicht vor, Pleite zu gehen." Die Strategie ist klar: Die Kosten müssen gering bleiben. Nicht benötigte Gebäude werden vermietet, auf äußeren Glanz des Firmenbildes wird erst einmal verzichtet. Und Frau Kubitz packt überall selbst mit an, steht auch an der Produktionsanlage. Das gehört aber sowieso zu ihrer Philosophie: "In seiner eigenen Firma muss man auch alles selber können." Den Rest erledigen zurzeit Pauschalkräfte.
"Die Konkurrenz ist schon sehr groß", gibt Frau Kubitz zu bedenken. Trotzdem, die Angebotspalette soll erweitert werden. "Geschenkartikel sollen dazukommen, zum Beispiel sollen Tonflaschen angeboten werden." Zum Höhenflug will sie aber nicht ansetzen: "Das Risiko muss immer kalkulierbar bleiben."