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Ferienlager der Stadt Roßlau Ferienlager der Stadt Roßlau: Halli-Galli, Pferde und Schnitzeljagd

Von Claus Blumstengel 27.06.2002, 17:35

Deetz/MZ. - Da stehen er, Sebastian Nagel (9) und Lydia Hübner (8) sogar schon ziemlich früh auf, um die Pferde, Ziegen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hühner, Katzen... zu füttern, und am Donnerstag durften sie sogar auf dem Pony reiten. "Naja, einen Morgen füttere ich, am anderen schlafe ich aus", schränkt Lydia ein. Aber es sind ja auch Ferien.

"Der Eismann!" - Der Ruf unterbricht die lebhafte Berichterstattung der Kinder. Tatsächlich fährt das Eismobil von Antonio Palermo aus Roßlau auf den Bauernhof und ist von den 42 Ferienkindern sogleich dicht umlagert. Noch größer wird die Überraschung, als herauskommt, dass das Eis heute überhaupt nichts kostet.

Aber wer steht denn da hinter der Eistheke und füllt die Waffeln? "Den kenne ich vom Stadtsportfest, das ist Herr Koschig, der Bürgermeister", sagt Sebastian und wundert sich kein bisschen, sondern langt routiniert nach der Tüte mit Joghurt-Kirsch und Straciatella.

Klemens Koschig wollte sich im Jugendbauernhof einmal umschauen, schließlich zahlt die Stadt die Hälfte der Kosten für die 42 Ferienkinder zwischen acht und 13 Jahren. Zum dritten Mal schon hat Roßlau solch einen Ferienaufenthalt angeboten, und auch diesmal ist das Lager ausgebucht. "Es war gar nicht sicher, ob wir das Geld überhaupt in den Haushalt einstellen können. Jetzt sind wir - Verwaltung und Sozialausschuss - froh, dass es doch noch geklappt hat", sagte der Bürgermeister beim Rundgang durch den Bauernhof mit dem Schullandheim.

Es sei nicht schwer gewesen, die sechs Betreuer zu finden, informiert Koschig. Da begleiten Mütter die Kinder auf ihren Ausflügen und beim Baden ebenso wie die Roßlauer Streetworkerin und Mitarbeiter sowie zwei Auszubildende der Stadtverwaltung.

Rita Richter war mit ihrer Tochter Lucy (12) schon im vorigen Jahr auf dem Jugendbauernhof. "Ich habe gleich gesagt, wir machen wieder mit", sagt die Mutter, der die Kremserfahrt und ein Vortrag des Revierförsters besonders gefallen haben. Interessant findet sie auch die Kontakte zu den Teilnehmern des internationalen Workcamps auf dem Jugendbauernhof, die unter anderem aus Sri Lanka, Italien und Indien kommen. Die haben am Donnerstag Abend eine Schnitzeljagd mitten durch den Wald organisiert. Der Inder betreut die Stationen. Dabei kann er nur zwei deutsche Sätze: "Guten Tag" und "Wo geht es weiter". "Die Größeren haben an den vergangenen Abenden mit den Leuten vom Workcamp schon viel Englisch gesprochen", deutet Streetworkerin Hannelore Griebsch an, wie man sich behelfen wird.

Karina Görs aus Roßlau hat sich ebenfalls als Betreuerin für das Ferienlager zur Verfügung gestellt und gleich ihre beiden Töchter Roxana (9) und Patricia (8) mitgebracht. Die Geburt eines Kälbchens habe sie eben so beeindruckt wie die Kinder, die dabei zuschauen durften. "Nachmittags kommen dann die Kinder aus dem Dorf zum Spielen auf den Jugendbauernhof", freut sich Karina Görs über die herzliche Atmosphäre in Deetz. Isabel Hädicke habe am Mittwoch sogar ihren 13. Geburtstag auf dem Bauernhof gefeiert. Zur Überraschung brachten ihre Eltern ein Geschenk vorbei. "Bis Sonnabend sind wir noch hier", blickt Rita Richter voraus. "Da gibt es eine Grillfete und eine Disko mit DJ Harry aus Luko, den kennen wir schon vom vorigen Jahr."

Zehn ABM-Kräfte sind auf dem Jugendbauernhof beschäftigt. "Die brauchen wir einmal für die Landwirtschaft, zum anderen für die Küche und die Betreuung des Schullandheimes", verrät Mitarbeiterin Susanne Säger. Vor allem die Küchenfrauen werden immer wieder gelobt. "Das Essen schmeckt eigentlich zu gut", sagt Rita Richter und weiß nicht so recht, wie sie die in Deetz zugesetzten Pfunde anschließend wieder los werden soll.

Viele Briefe kommen täglich im Ferienlager an, und viele werden auch in den Briefkasten an der Lotto-Annahmestelle gesteckt. "Ich habe schon Oma, Opa und Mutti geschrieben", verrät Lydia Hübner. Auf die Frage, ob er denn auch nach Hause schreiben wird, meint Ronny: "Nö, das steht doch alles morgen in der Zeitung."