Fellsammelstelle Dessau Fellsammelstelle Dessau: Jäger verteidigen Projekt: Pelz stammt nicht aus Zuchtfarmen

Roßlau - Die Jägerschaft Dessau hat landesweit die erste Fellwechselstelle ans Netz genommen. Darüber informierte der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt Wilko Florstedt die hiesigen Weidmänner zur Jahreshauptversammlung.
"Projekt Fellwechsel" war im Dezember in Baden-Württemberg gestartet worden
Das „Projekt Fellwechsel“ war im vorigen Dezember vom Deutschen Jagdverband initiiert und in Baden-Württemberg gestartet worden. Ziel ist es, das Fell von jagdlich erlegtem Raubwild (wie Rotfuchs, Marderhund, Waschbär und Dachs) einer weiteren Nutzung zuzuführen.
Dazu werden die Tierkörper zuerst mit genauem Herkunftsnachweis in die Sammelstelle gebracht. Die Jägerschaft Dessau kann hierfür eine Kühlkammer nahe des Haideburger Jagdschlosses nutzen. Die Sammelstellen in ganz Deutschland werden künftig regelmäßig geleert von der Fellwechsel GmbH. Dieses Unternehmen haben der Deutsche Jagdverband und der Landesjagdverband Baden-Württemberg für das Pilotprojekt Fellwechsel gegründet und wollen auf diese Weise Fellnutzung und Artenschutz nachhaltig in Einklang bringen.
Fachleute verarbeiten und veredeln die Felle
Fachleute verarbeiten und veredeln das Fell des erlegten Raubwilds. Das könnte ein echter Pelz aus Kürschner-Hand werden oder ein Kragen als besonderes Accessoire, sagt Kreisjägermeister Michael Mitsching. Und weiß, dass der Echtpelzgarderobe - und ihren Trägern - Kritik aus der Bevölkerung entgegenschlägt.
Kann man heute überhaupt noch Pelz tragen? „Aber natürlich“, betont Mitsching, dass die Wildpelze ihre regionale Herkunft lückenlos nachweisen und dass die Tiere in nachhaltiger, heimischer Jagd weidgerecht zur Strecke gebracht wurden. „Dieser Pelz stammt nicht aus dem Tier-Elend in Zuchtfarmen. Andererseits ist ja auch der Kunstpelz keinesfalls ökologisch unbedenklich.“
Nach diesem Exkurs in die neue Wertschöpfungskette neben dem Wildbret widmete sich die Jägerschaft Dessau ihren handwerklichen Aufgaben und aktuellen Herausforderungen. Der Verein hat seit einem Jahr mit Axel Kaiser einen neuen Vorsitzenden und aktuell 65 Mitglieder.
45 Jäger waren bei der Jahreshauptversammlung dabei
Von denen kamen 45 zur Jahreshauptversammlung nach Roßlau. Im elften Jahr nach der Städtefusion von Dessau und Roßlau hatten es nicht wenige erstmals in den Stadtteil nördlich der Elbe geschafft.
„Jetzt sind wir ,iwwer Elwe‘“, freute sich manch Dessauer in breitester Roßlooer Mundart. Und wurde in der Gaststätte „Zur Biethe“ mit einem vom Kreisjägermeister gesponserten und vom Küchenteam exzellent zubereitetem Wildschweingulasch verwöhnt. „Das war wirklich gut. Richtig zünftig“, applaudierte Axel Kaiser.
Bilanz 2017: Viel geschafft und viel zu tun
Auf ein insgesamt erfolgreiches Jahr bei der Jagd und im Verein kann der Vereinschef zurückblicken. So hat die Jägerschaft Dessau 2017 traditionell das Erntedankfest im Hof von Bauer Kruse in der Bernsdorfer Heide mitgestaltet, die Hubertusmesse in Großkühnau mit viel Publikum gefeiert und zum 19. Mal um den Dessauer „Büchsenpokal“ geschossen.
Außergewöhnliche Aufgaben gab es infolge erhöhter Wildschweinpopulation in bewohnten Gebieten zu lösen: Mit Sondererlaubnis der Stadt wurden in befriedeten Gebieten in Kleingärten, Törten und Umgebung sieben Schwarzkittel zur Strecke gebracht. „Iwwer Elwe“ waren es im waldreichen Flurstück der ehemaligen Garnison Roßlau vier Schwarzkittel. (mz)