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Facebook-Fake Facebook-Fake: So sollten kleine Mädchen zu Nackt-Fotos überredet werden

Von Heidi Thiemann 09.12.2017, 08:00
Anika Römer ist Kinderfotografin. Ein Unbekannter hat ihr Profil bei Facebook missbraucht und Mütter mit Töchtern unseriöse Angebote gemacht
Anika Römer ist Kinderfotografin. Ein Unbekannter hat ihr Profil bei Facebook missbraucht und Mütter mit Töchtern unseriöse Angebote gemacht Sebastian

Dessau - Anika Römer ist geschockt. Im Sommer hatte ein Unbekannter sich als sie ausgegeben, eine neue Seite erstellt und Mütter und Töchter zu intimen Fotoshootings eingeladen. Geboten wurden bis zu 50.000 Euro. Die Fotografin aus Waldersee hatte das angezeigt.

Nun hat die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau den Fall zu den Akten gelegt und Römer mitgeteilt, dass kein „öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung ... angenommen werden kann“. Ihr wird eine Privatklage empfohlen. Römer ist erneut schockiert und hat alles auf ihrer Facebookseite dokumentiert. „Ich bin fassungslos“, schreibt sie dort und fragt: „Muss erst etwas passieren?“

Römer kann sich noch genau erinnern, an den Sonntag Anfang August, als sie morgens von Bekannten erfahren hatte, dass ihr Profilbild bei Facebook im Umlauf ist und sie als „Stefanie Schulz“ nach einer Mama mit Tochter für ein spezielles Fotoprojekt von zu Hause sucht - mit sehr guter Gage. Die Rede ist von mehreren 10.000 Euro.

Eine Mutter schrieb Warnung vor unserösen Angeboten des falschen Profils

„Ich war auf 180“, sagt sie. Der Unbekannte hatte Römers Bild missbraucht, das für einen MZ-Beitrag 2015 entstanden war, als über die Existenzgründerin (damals noch Anika Starke) berichtet wurde. Wer nach Starke im Internet googelt, findet das Bild. Der Unbekannte hat sich auch als ihre Firma - AniMoments - ausgegeben, verschiedene Fotos von hier auf seine Facebook-Seite hochgeladen, ebenso Fotos von anderen Fotografen. Erst, weiß Römer, nannte er sich „Annika Starke“, danach „Stefanie Schulz“.

Dass ihr Name, ihr Foto und ihre Firma auf Facebook missbraucht worden sind, war nur durch Zufall herausgekommen. Eine Mutter, die in Bayern wohnt, hatte am 5. August mit einem Brief an alle „Mamas, die wie ich ein Bild mit Kind als Profilbild haben“ gewarnt vor der ominösen Fotografin.

„Sie war am Ende sogar bereit 50.000 zu zahlen und fragte mich, wie intim ich mit meiner Tochter werden würde, wo mir dann endgültig klar war, dass es keine Frau ist“, schieb die Mutter in dem Warnbrief und dokumentierte bei Facebook auch einen Chatverlauf und das Profilbild der „Fotografin“. Der Brief verteilte sich auf Facebook rasend schnell. Eine Mutter aus Coswig erkannte Anika Römer auf dem Foto und alarmierte sie.

Die selbstständige Fotografin Anika Römer spricht von Rufschädigung

„Ich würde so etwas nie machen“, ist Römer noch immer fassungslos über den Missbrauch. Sie selbst fotografiert vorwiegend Kinder, auch in Kindergärten und Schulen. Die 34-Jährige, die selbst Mutter einer neunjährigen Tochter ist, spricht deshalb von Rufschädigung.

Umgehend hatte sie deshalb gehandelt. Am 7. August hatte sie alles bei der Polizei angezeigt, bestätigt Sebastian Opitz, Sprecher des Polizeireviers Dessau-Roßlau. Die Kripo ermittelte, der Fall wurde an die Staatsanwaltschaft übergeben.

Anika Römer hegte Hoffnung, dass dem Fremden das Handwerk gelegt wird. „Eine Mama hatte sogar noch Kontakt mit der Person bei Facebook. Darüber hätte man doch seine IP-Adresse herausfinden können“, denkt sie. Ihr selbst sei geraten worden, dass sie nicht auf eigenen Wegen versuchen solle, den Fremden dranzukriegen. „Das überlassen Sie lieber uns“, wurde ihr bei der Polizei gesagt.

Erneut könnte derjenige versuchen das Profil von Anika Römer zu missbrauchen

Die Spuren, so hat Anika Römer erfahren, sollen wohl nicht nur in den Süden Deutschlands, sondern auch über Ländergrenzen hinweg nach Österreich und in die Schweiz geführt haben.

Das Facebookprofil von „Annika Starke“, später „Stefanie Schulz“ wurde zwar gelöscht, „doch die Person kann sich längst ein anderes Profil zugelegt haben“, denkt Römer. Erneut könnte derjenige versuchen, an Mütter mit Kinder heranzukommen, um „intime“ Fotos zu machen. Die Person könne, schrieb diese in einem Chat, mehrere 10.000 Euro zahlen, da sie nach dem Tod ihres Vaters die geerbte Firma in Düsseldorf verkauft habe.

Für sich hat Anika Römer Lehren gezogen und reagiert nun

„Hoffentlich“, sagt Römer, „fällt niemand auf so etwas hinein.“ Denn dass es sich bei den gebotenen Summen um pornografische Aufnahmen handelt, davon geht Anika Römer aus. Deshalb versteht sie nicht, dass die Staatsanwaltschaft das anderes sieht. „In dem Chat ist keine Rede davon, dass kinderpornografische Aufnahmen erstellt werden sollen“, heißt es vielmehr im Schreiben an Römer.

Wenn sie allerdings weitere Hinweise haben sollte, sagte Frank Pieper, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau auf MZ-Nachfrage, sollte die Dessauerin das der Staatsanwaltschaft mitteilen.

Für sich hat Römer Lehren gezogen und reagiert. Kinderfotos lädt sie nicht mehr auf Facebook hoch, sondern verlinkt dort nur noch Bilder von ihrer Homepage. Wer auf ihre Seite kommt, wird sofort mit der Warnung konfrontiert, dass im Internet ein gefälschte Profil von AniMoments kursiert, Leute anschreibt und absurde Fotoshootings vorschlägt. „Termine“, sagt die 34-Jährige, „verabrede ich nur telefonisch oder per Mail.“ Über Facebook läuft das nicht mehr. (mz)

Chat der „Fotografin“ Stefanie Schulz. Das Profilbild ist das von Römer.
Chat der „Fotografin“ Stefanie Schulz. Das Profilbild ist das von Römer.
Sebastian