Erzieherinnen-Ausstand in Dessau Erzieherinnen-Ausstand in Dessau: Dekita-Streik nun bis 29. Mai ausgeweitet

Dessau-Roßlau - Die erste Aufregung hatte sich gerade gelegt. Dienstag gegen 18 Uhr verkündete Verdi, dass der Streik in Dessau-Roßlaus Kitas bis Freitag verlängert wird. Auf Facebook hatte sich Frust und Ärger der genervten Eltern entladen. Keine 24 Stunden später aber war der Plan schon wieder überholt. Verdi weitete den Ausstand an den Kitas der Dekita ein weiteres Mal aus. Der unbefristete Streik soll nun mindestens bis zum 29. Mai dauern. Dessau-Roßlau wäre damit die Stadt, die der Arbeitskampf der Erzieherinnen am härtesten getroffen hätte.
Info-Politik wird kritisiert
„Die Schmerzgrenze bei den Eltern ist erreicht“, sagte Elke Walter vom Eigenbetrieb Dekita, der die Wut der Eltern am direktesten zu spüren bekommt. Vor allem die mangelnden Informationen werden beklagt. Doch von der Verlängerung des Streiks erfuhr die Dekita von der Webseite der MZ. „Ein offizieller Streikaufruf hat uns bis Mittwochfrüh nicht vorgelegen.“ Das macht rechtzeitige Eltern-Informationen schwierig.
Seit eineinhalb Wochen werden die Dessau-Roßlauer Dekita-Einrichtungen bestreikt. 580 Notfall-Plätze hat der Eigenbetrieb inzwischen eingerichtet. „75 Prozent waren am Dienstag belegt“, sagt Walter. Tendenz steigend. Die Urlaubstage der betroffenen Eltern werden weniger. Auch die Großeltern können nicht mehr immer einspringen. Nach Pfingsten, wenn die Ferien vorbei sind, dürfte der Andrang in den neun Notfall-Einrichtungen noch größer werden. Der Streik geht dann in die dritte Woche - und immer mehr Eltern fragen, was aus den gezahlten Kita-Gebühren wird.
„In der Satzung ist eine Rückerstattung nicht vorgesehen. Ein Streik fällt unter höhere Gewalt“, sagt Walter. „Das ist am Ende eine politische Entscheidung.“ Die in Mitteldeutschland von Stadt zu Stadt verschieden gehandhabt wird. Chemnitz hat sich auf höhere Gewalt berufen. Dresden lehnt eine Erstattung ebenfalls ab, verspricht aber, die eingesparten Gelder für den Erhalt der städtischen Kitas einzusetzen. Leipzig und Zwickau wollen anteilig Geld zurückzahlen.
Anträge auf Rückerstattung gehen ein
Und Dessau-Roßlau? „Es liegen schon zahlreiche Anträge auf Rückerstattung vor. Wir nehmen die Erwartungen der Eltern ernst“, sagt Sozialdezernent Gerd Raschpichler, der zugleich Vorsitzender des Dekita-Betriebsausschusses ist. Bislang seien Rückerstattungen kein Thema gewesen. „Da gab es mal einen Warnstreik, da blieben die Kitas mal ein, zwei Tage zu. Da hätte der Verwaltungsaufwand in keinem Verhältnis gestanden.“ Das sei nun anders. „Jetzt geht es ans Eingemachte“, weiß auch Raschpichler. Die Dekita soll deshalb in den nächsten Wochen die Kosten ermitteln, die durch den Streik nicht angefallen sind. „Mit dem Ergebnis muss sich dann der Stadtrat befassen. Nur der kann über eine Rückerstattung entscheiden.“
„Wir werden das in unserem Ausschuss zum Thema machen“, sagt Ottmar Bier, Chef des Jugendhilfeausschusses. „Wir müssen einen Weg finden, der weder die Dekita, noch die Eltern einseitig belastet.“ Das sieht auch Eiko Adamek vom Dekita-Betriebsausschuss so. „Da müssen alle Seiten aufeinander zugehen.“ Adamek war für eine Sondersitzung.
Neue Streik-Strategie geplant
Vorab gilt es aber erst einmal, die nächsten Streiktage zu überstehen. Verdi denkt dabei über eine neue Streik-Strategie nach. „Bislang freuen sich doch die Kommunen ein Loch in den Bauch, weil die richtig Geld sparen“, sagt Verdi-Sekretär Uwe Henschke, ohne Angaben über den neuen Kurs zu machen. „Wir wollen aber die Kommunen stärker treffen.“ Und damit erreichen, dass die Tarif-Verhandlungen forciert werden. Bislang ist das nächste Treffen zwischen dem Kommunalen Arbeitgeberverband und Verdi erst am kommenden Donnerstag geplant. Klar ist aber eines: Die neue Strategie wird nicht dazu führen, dass die Probleme der Eltern weniger werden. Die dritte Streikwoche kommt. (mz)