Erntedankfest in Tornau Erntedankfest in Tornau: Familie Kruse bilanziert gute Ernte

Tornau - Nervös und ruhelos war Heinrich Kruse vor Beginn des großen Festes. Zwar lud seine Familie schon zum achten Mal auf den Kartoffelhof in Tornau ein. Aber „wir denken uns auch jedes Jahr etwas Neues aus, deshalb haben wir keine wirkliche Routine bei der Planung und Durchführung“, räumte Kruse ein. „Wir alle möchten den Leuten was bieten und sie mit einem Lächeln im Gesicht wieder nach Hause gehen lassen“, erklärte er.
Kruse ist froh über die gute Ernte in diesem Jahr. „Die neue Saat gedeiht schon wieder für das neue Jahr und ein wenig Mais, Rüben und Kartoffeln sind noch auf den Feldern“, sagte er. Doch wir hatten einen guten Ertrag. Da haben die Menschen und die Natur gut zusammengearbeitet.“ Das Erntedankfest dafür hat der Kartoffelhof Kruse bewusst auf den Tag der Deutschen Einheit gelegt, weil mit einem Fest viel mehr Leute zu erreichen seien, um den geschichtsträchtigen Tag zu begehen.
Auftakt des diesjährigen Erntedankfestes war ein gemeinsamer Gottesdienst in der festlich geschmückten Scheune mit Weihbischof Wilfried Theising, der extra aus Xanten angereist war. „Wir danken für den Ertrag, den die Ernte gebracht hat und gerade heute sollten wir uns bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich ist, ausreichend zu essen zu haben“, so Theising. Auch der Mauerfall war Thema des Gottesdienstes. „Die Freiheit zu reisen, die Familie überall in der Republik besuchen zu können und Meinungen offen äußern zu können, ohne Angst vor Repressalien haben zu müssen, dies ist ein Geschenk, das so wichtig war für die neuen Bundesländer“, erklärte der Bischof aus dem Münsterland. Neben ernsten und nachdenklichen Worten und einer kleinen bebilderten Ausstellung zum Mauerfall stand aber der gemeinsame Spaß am Freitag im Vordergrund.
So erkundeten die Besucher den Kartoffelhof und schlenderten am sonnigen Spätherbstnachmittag zwischen den Verkaufsständen umher. Die Landfrauen aus Nutha banden auf Wunsch hübsche Herbststräuße, Gestecke und Kränze aus Getreide und Kornblumen. Da konnten sich dann auch die Kleinen mal ausprobieren, die aber auch die Bastelstraße mit Kastanien nutzten. Die Glasbläserei Schumann bot ihren beliebten Schmuck an und auch Esther Henze aus Kemberg hatte liebevoll designte und handgefertigte Schmuckstücke dabei.
Ein Highlight war die kleine Schauschmiede, bei der das mittelalterliche Handwerk gezeigt wurde. Auch die Spinnräder des ostelbischen Spinnkreises begeisterten die Besucher. „Ich spinne jetzt seit knapp zwei Jahren, vorrangig mit Schafwolle. Es ist fast ein bisschen meditativ, wer einmal anfängt, kann nicht mehr aufhören“, sagte schmunzelnd Corinna Mangelsdorf. Die Wolle ihrer Alpakas verarbeitete Heidi Rühlich am Freitag vor den Besuchern. Zwei der flauschigen Tiere brachten sie und ihr Mann mit. Auch Traktor- und Kremserfahrten standen hoch im Kurs. Für die passende Musik sorgten das Abtsdorfer Blasmusikorchester und Gerhard Mitschke mit seiner Drehorgel, die ein besonderer Blickfang war. „20 Jahre sind meine Drehorgel und ich nun quasi schon zusammen und es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Leute sich dafür begeistern können“, strahlte Mitschke.
Am späten Nachmittag konnte sich dann auch Heinrich Kruse richtig freuen. „Nun bin ich entspannt. Alles hat geklappt, die Besucher sind zufrieden und das Wetter war einfach perfekt. Nun kann das nächste Erntedankfest geplant werden“, meinte er lächelnd. (mz)