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Ernte Ernte: Gerste unter Dach und Fach

Von silvia bürkmann 23.07.2013, 18:22
Nachdem vielerorts die Wintergerste vom Halm geholt ist, bringen die Landwirte jetzt den Raps unter Dach und Fach.
Nachdem vielerorts die Wintergerste vom Halm geholt ist, bringen die Landwirte jetzt den Raps unter Dach und Fach. Gehrmann/Archiv Lizenz

dessau-rosslau/MZ - Die Serie ist zweistellig und hält seit über einer Woche. Vorläufige Klimax am Dienstag: 16 Sonnenstunden am Tag! Ferienherz, was willst du mehr? So jubeln die Kinder. Gilt der Spruch auch für die Herzen von Bauern und Landwirten?

Auf den Feldern im und rund um das Stadtgebiet von Dessau-Roßlau drehen die Mähdrescher und Erntemaschinen ihre Runden, hinterlassen borstige Stoppelfelder oder die Stroh- und Heuballen. Auch wenn das Wetter 2013 schon tüchtige Kapriolen schlug: Es gibt eine Ernte. „Und die ist voll im Gange“, sagt Heinz Vierenklee, Geschäftsführer im Bauernverband Anhalt. Auch wenn der Winter vier Wochen länger dauerte als gewohnt, habe die Natur im späten Frühling wieder sehr viel aufgeholt und gute Bestände ausgebildet - vielversprechend, solange der Acker nicht Anfang Juni in den Hochwasserfluten versank.

"Das macht die Sonne umsonst"

Jetzt ist bestes Erntewetter für die ersten Getreidesorten. Die Wintergerste ist um Dessau-Roßlau runter vom Halm. „Fast zum normalen Termin“, schmunzelt Lothar Gläser, der für das Landgut Hundeluft auch die Getreideschläge in Mühlstedt, Meinsdorf, Thießen und Luko betreut. Und auch die Erträge seien nicht ganz so schlecht gewesen, etwa 43 bis 50 Dezitonnen pro Hektar. Für den leichten, sandigen Flämingboden kein übler Schnitt. „Wir hatten im April/Mai ja noch mal guten Regen bekommen, anders als bei der Dürre im Vorjahr, nach der ein Hektar nur 35/36 Dezitonnen hergab.“ Jetzt nehmen die „Erntekapitäne“ vom Landgut als nächste Frucht den Weizen von Meinsdorf unter das Schneidwerk der Mähdrescher. „Zum Wochenende könnte es dann in den Raps gehen“, kündigt Gläser an. Vorausgesetzt, die Restfeuchte im Korn trocknet richtig gut aus. „Das macht die Sonne umsonst, während uns maschinelle Nachtrocknung in Rechnung gestellt wird.“ Bei der eher mageren „Bonität“ der leichten Flämingböden, wo das Getreide oft nur Futter- statt Back- und Nahrungsqualität erreicht, ist umso genauer auf den „Pfennig“ zu schauen, so Gläser.

Die Wintergerste unter Dach und Fach gebracht haben inzwischen auch der Agrarbetrieb Mildensee und die Agrargenossenschaft Mosigkau. In der letzten Woche machten die Männer und Frauen um Genossenschaftschef Lutz Kreißler die auf 150 Hektar um Mosigkau und Chörau wogenden Kornfelder zu Stoppelfeldern, bei einer „normalen Ernte“, wie Kreißler sagt. Je nachdem, wann welcher Reifegrad erreicht wird, kommen jetzt Raps und Roggen an die Reihe.

70 Hektar Gründland sind dem Hochwasser zum Opfer gefallen

Mitten in der Ernte steckt auch das kleine Team vom Bauernhof Heinrich Kruse aus der Bernsdorfer Heide. Obwohl in Elbnähe, blieben die hoch gelegenen Ackerflächen vom Hochwasser verschont. „Abgesoffen“ im Wortsinne aber sind 70 Hektar Grünland. Und damit die komplette erste Heumahd.

Jetzt brummt die Getreideernte. Die Gerste ist runter, der Raps gestartet. „Tagsüber warm und trocken, nachts hin und wieder mal einen Regenschauer“, das würde sich Landwirt Kruse wünschen. „Aber wir können nicht auch noch das Wetter machen; bloß gut.“ Den letzten Regen gab’s am 4. Juli. Die Sommerkulturen aber, die Rüben und Kartoffeln und vor allem der Mais, brauchen jetzt dringend Wasser. Und wenn es nicht vom Himmel fällt, dann eben als abgepumptes Grundwasser über die Beregnungsanlage. „Aufwendig und kostspielig, aber nicht zu ändern.“