Eisprinzessin binnen dreieinhalb Stunden

Dessau/MZ. - Im blond gefärbten Oberhaar der Schönheit glitzern Kristalle, unaufdringlich schimmert das Dekolletté von Jessicas Eisprinzessin.

Es ist kein gewöhnlicher Sonntag, an dem Jessica Schulze und mit ihr weitere 21 angehende Friseurinnen aus Aken, Dessau, Roßlau und Coswig konzentriert im Friseurgeschäft der Scheibe Nord arbeiten. Die Abschlussprüfung steht an, die Phantasie und das handwerkliche Geschick der jungen Frauen soll nach dreieinhalb Stunden Arbeit bewertet werden.

So entstehen unter den Händen der Prüflinge ganz unterschiedliche Typen. Eine elegante Frau, die ein Fest besuchen will, eine schlichte, nett anzusehende Braut, wilde Party-Girls der 50er und 70er Jahre, eine Romantikerin, die fürs Candle-light-Dinner zurecht gemacht ist. Zur Gesellschaft gehört eine Charleston Lady ebenso wie Jessicas Eisprinzessin auch ein Jugendweihling - Modells, die nach der Tortour vor dem Spiegel den kritischen Blicken der Prüfungskommission standhalten mussten.

Geredet wird kaum, wenn Mandy Brand den Models mit der Hand durch die Ponys streift, um das Make-up genau in Augenschein nehmen zu können, wenn die staatlich anerkannte Kosmetikerin die Fingernägel der Models prüft und schaut, ob die Lidschatten sauber aufgetragen wurden.

Nicht nur einmal müssen Marion Hörnlein (Berufsschule), Birgit Conrad (Haar- und Cosmetikpartner e. G Roßlau) und Innungsobermeister Horst Sparfeld die Haarfarben kritisieren. Vor den Mädchen hält sich die Prüfungskommission arg zurück und macht sich Notizen.

Alle jungen Auszubildenden haben ihre Abschlussprüfung bestanden, sagte am Abend Innungsobermeister Horst Sparfeld nach zwei Prüfungsdurchgängen, die Prüflinge wie Kommission am Sonntag zu absolvieren hatten. Die Mehrzahl habe während der Ausbildung durchschnittliche Leistungen gezeigt. Fast 90 Prozent der angehenden Gesellen stünden laut Sparfeld Arbeitsplätze in Aussicht. Jessica Schulze, unter deren Händen die kühle Eisprinzessin entstand, gehört übrigens dazu.