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Eiserne Hochzeit  Eiserne Hochzeit : 65 Jahre Eheglück in Dessau

Von Sylke Kaufhold und Danny Gitter 25.09.2016, 10:00
Margarete und Horst Schmidt aus Dessau feiern am Donnerstag ihren 65. Hochzeitstag
Margarete und Horst Schmidt aus Dessau feiern am Donnerstag ihren 65. Hochzeitstag Sebastian

Dessau - Die Glückwünsche der Ehrengäste wollten Margarete und Horst Schmidt stehend entgegen nehmen. Das sei Ehrensache, finden die beiden Kleutscher, die am Donnerstag ihren 65. Hochzeitstag feierten. Und dazu Glückwünsche vom Oberbürgermeister, Ministerpräsidenten und sogar vom Bundespräsidenten bekamen. Was beide sichtlich freute. Denn so viele Jahre zusammen, sagt Margarete Schmidt stolz, „das schaffen nicht viele Paare“.

Richtig gefeiert wird die Eiserne Hochzeit am Sonntag. Mit der ganzen Familie, zu der Tochter und Schwiegersöhne und der Enkel mit Frau und Kindern gehören. Die beiden kleinen Mädchen sind „unsere ganze Freude“, sagen die beiden.

Überhaupt sei sie sehr dankbar, betont die 87-jährige Margarete Schmidt. „Ich bin mit nichts hergekommen und habe heute eine schöne Familie.“ Bei diesen Worten streichelt Ehemann Horst sanft ihren Arm. Nur zu gut weiß er, dass seine „Gretel“ an der Flucht aus Westpreußen 1947 und dem Tod ihres Vaters bis heute zu knabbern hat. „Ich weiß, was Flucht bedeutet“, sagt sie traurig und denkt dabei an die vielen heutigen Flüchtlinge.

Kennengelernt haben sich beide mit süßen 20 Lenzen Weihnachten 1949 beim Tanz.  „Ich habe mich gar nicht alleine hingetraut, meine Mutter ist mitgekommen“, erinnert sich Margarethe und schmunzelt.

Dem ersten Abend folgte am folgenden Tag - es war Weihnachtstanz in Mildensee - gleich der zweite. „Er hat mir eine Tafel Schokolade geschenkt, das war damals ein Vermögen“, hat Margarete bis heute nicht vergessen.

Inge und Günter Schiebeling gingen durch gute und schlechte Zeiten

So viele Hände wie am Donnerstag mussten Inge und Günter Schiebeling in letzter Zeit selten schütteln. Die Familie, Freunde, Nachbarn und Vertreter der Stadt kamen in den Roßlauer Siedlerweg zum Gratulieren. So eine Eiserne Hochzeit ist schließlich kein Allerweltsereignis. 65 Jahre muss man es dafür miteinander ausgehalten haben und wie einst vorm Traualtar versprochen, durch die guten und schlechten Zeiten gegangen sein.

„Wir hatten sehr lange sehr viele gute Zeiten“, sagt Günter Schiebeling. 1947 hat er sie kennengelernt, als er mit einem Freund ihre Schwester nach Meinsdorf nach Hause brachte. „Da öffnete plötzlich dieses wunderschöne 14-jährige Mädchen die Tür und um mich war es geschehen“, kann sich Schiebeling noch genau erinnern.

Auch bei ihr war es Liebe auf den ersten Blick. Vier Jahre später heirateten sie, zogen in sein Elternhaus nach Roßlau, bekamen eine Tochter, unternahmen viel. Sie arbeitete unter anderem in einer Brauerei und Tischlerei. Er war sein Leben lang Maschinenschlosser. Zwei Enkel und drei Urenkel bereichern heute das Eheleben der 83 und 86 Jahre alten Eheleute. In den letzten Jahren wurde das Glück durch die Diagnose ALS getrübt.

Selber essen und sprechen kann Inge Schiebeling durch diese unheilbare Nervenkrankheit nicht mehr. Doch die beiden verstehen sich nach so langer Zeit auch ohne viele Worte. Den Rest schreibt sie ihm auf. „Da müssen wir durch“, sagt er. Auf die Frage, was sie denn an ihm besonders schätzt, schreibt sie: „Er ist immer für mich da“.

(mz)