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Eine Stunde später zu Hause Eine Stunde später zu Hause: Neuer Fahrplan macht Schulkindern aus dem Nachbarkreis von Dessau-Roßlau Probleme

Von Silvia Bürkmann 25.02.2019, 13:46
Problem für Schüler aus dem Wörlitzer Winkel: Der Schulbus fährt nicht mehr wie bisher. Der Schulweg wird dadurch erheblich länger.
Problem für Schüler aus dem Wörlitzer Winkel: Der Schulbus fährt nicht mehr wie bisher. Der Schulweg wird dadurch erheblich länger. DPA

Dessau - Wann fährt der Schulbus am Nachmittag nach Hause? Von hier gar nicht mehr, steigt um auf die normale Linie! Fassungslosigkeit in der Peterholzstraße. Die Fahrplanumstellung brachte am vergangenen Montag zum ersten Schultag nach den Winterferien für manche Schüler vom Walter-Gropius-Gymnasium (WGG) eine böse Überraschung: Die in Dessau-Süd beschulten Kinder aus dem Wörlitzer Winkel kommen nach Unterrichtsschluss nicht mehr wie bisher nach Hause. Die Vetter GmbH hat die bisherigen drei Heimfahrten vom Haltepunkt WGG nach Vockerode, Oranienbaum und Wörlitz nach der 6., 7. und 8. Schulstunde aus ihrem Fahrplan gestrichen.

Etwa 15 bis 20 Schüler aus dem Winkel und ihre Eltern sind von dieser Neuerung kalt erwischt. Kinder melden sich hilfesuchend im Schulsekretariat, sprechen sogar bei ihrem Direktor vor. Erschrockene Eltern beschweren sich beim Busunternehmen. Auch Schulleiter Michael Teichert hat erst nach Vollzug von der gravierenden Umstellung erfahren. Und umgehend bei der Stadt Dessau-Roßlau und im Schulverwaltungsamt interveniert: „Das kann nicht sein!“

Durch den veränderten Heimweg kommen die Schüler teils eine Stunde später heim

Das Busunternehmen Vetter habe zur Lösung folgende Möglichkeit aufgezeigt: Die Schüler sollten mit dem Dessauer ÖPNV per Bus oder Straßenbahn zur Zentralhaltestelle am Bauhausmuseum fahren und von da aus mit der Vetter-Linie 304 heim fahren. So informierten André und Kathrin Komarek aus Vockerode die MZ. Ihre Tochter Lea Maria lernt in der 9. Klasse am Gropius-Gymnasium.

Durch den veränderten Heimweg käme sie unterm Strich eine Stunde später heim. Gar nicht zu reden von den Wartezeiten an der Zentralhaltestelle. „Das kann im Winterhalbjahr beschwerlich sein“, glaubt Mutter Kathrin Komarek. Die Eltern sind berufstätig, können die Tochter nur in Ausnahmen nachmittags abholen.

Lea Maria selbst bringt noch einen anderen Punkt zur Sprache: „Zuhause werden wir zur Ehrlichkeit erzogen: Fahrt bloß nicht schwarz mit Bus und Bahn! Wir haben zwar den Busausweis für ein ganzes Schuljahr. Aber der gilt für Vetter-Touristik. Was ist, wenn der Straßenbahnkontrolleur diesen Fahrausweis nicht akzeptiert? Wer trägt die Kosten?“

Auch die verlorene Zeit grämt das Mädchen. Nicht allein wegen der Hausaufgaben. „Man hat definitiv am Nachmittag weniger Möglichkeiten für außerschulische Termine“, so die 15-Jährige.

Stadtelternrat fordert nachbesserungen von Stadt und Busunternehmen Lösung

„Das ist ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt René Schönau zur aktuellen Schülerbeförderung am Gropius-Gymnasium. Die Kinder müssen ohne großen logistischen Mehraufwand nach dem Unterricht nach Hause gelangen, drängt auch der Vorsitzende des Stadtelternrates auf zügige Nachbesserungen. Hier sollten die Stadt und das Busunternehmen als Dienstleistungserbringer unbedingt miteinander reden.

Solle nun wirklich noch die Straßenbahn als Transportmittel dazukommen, müssten auch die Takte zwischen Dessauer Straßenbahn und Vetter-Linie 304 aufeinander abgestimmt sein - sonst würden die Kinder auf ihrem ohnehin längeren Heimweg auch noch den Anschlussbus verpassen.

Laut Schulgesetz ist die kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau für die Schülerbeförderung aller in ihrem Stadtgebiet wohnenden Schüler zuständig, heißt es aus der Stadtverwaltung.

„Der Schülerverkehr für die auswärtigen Kinder wird nicht durch die Stadt Dessau-Roßlau geregelt“

„Diese werden unter zumutbaren Bedingungen laut der derzeit gültigen Satzung zur Schule befördert“, sagt Veronika Wendeborn, Leiterin des Schulverwaltungsamtes. Aber: „Der Schülerverkehr für die auswärtigen Kinder wird nicht durch die Stadt Dessau-Roßlau geregelt.“ Aktuell betrifft das rund 120 Schüler - 40 aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld, 80 aus dem Landkreis Wittenberg.

Für die Schüler aus den umliegenden Landkreisen erteilt das Landesschulamt eine Ausnahmegenehmigung zum Schulbesuch in Dessau-Roßlau. „Mit der Genehmigung werden die Eltern und Schüler durch das Landesschulamt schriftlich informiert, dass keine Beförderungspflicht durch den zuständigen Schulträger Anhalt-Bitterfeld oder Wittenberg zu dieser Schule besteht“, so Wendeborn. Eine Ausnahme bilden die Schüler der Körperbehindertenschule. Diese werden durch die Fahrdienste im Auftrag der Landkreise befördert.

Welche Lösung es nun aber für die betroffenen Schüler aus dem Wörlitzer Winkel gibt, bleibt gegenwärtig offen. (mz)