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Eine der ersten in der Region Eine der ersten in der Region: Dessauer Fahrschule Enterprise setzt auf Elektro-Autos

Von Daniel Salpius 14.12.2019, 11:00
Mandes Nadler, Stefan Rus und Guido Vogts (v. l.) von der Fahrschule Enterprise setzen auch auf E-Autos.
Mandes Nadler, Stefan Rus und Guido Vogts (v. l.) von der Fahrschule Enterprise setzen auch auf E-Autos. Thomas Ruttke

Dessau - Es sei auch schon mal knapp geworden. Sehr knapp sogar. Die Schnellladesäule auf dem A9-Rasthof Köckern - außer Betrieb! „Zieht eure Jacken an Mädels“, verordnete Fahrlehrer Stefan Rus seinen beiden Fahrschülerinnen. „Wieso? Es ist doch warm“, entgegneten diese.

„Aber gleich nicht mehr “, beharrte Rus und drehte als erstes die Heizung des elektrischen Fahrschulautos runter. Die Ladeanzeige drohte unverhohlen mit dem völligen Zusammenbruch des Akkus in 34 Kilometern. Die nächste Lademöglichkeit in 35 Kilometern.

Rus wechselte ans Steuer, zuckelte mit 80 km/h die Autobahn entlang. Bloß nicht so viel Strom verbrauchen. Die Punktlandung glückte. Gerade so. Die Fahrschülerinnen hatten Zuhause etwas zu erzählen und der Fahrlehrer ein paar Nerven gelassen.

Seit 2017 hat die Dessauer Fahrschule Enterprise als eine der ersten auch E-Autos

Seit 2017 hat die Dessauer Fahrschule Enterprise als eine der ersten auch E-Autos in der Flotte. Rus und Mitarbeiter haben alles in allem sehr positive Erfahrungen damit gemacht. Und zwar derart, dass nicht nur Schüler für Automatikschaltung mit den „Stromern“ unterwegs sind, sondern alle. Zumindest am Anfang.

„Ohne den Stress des Schaltens können die Fahranfänger erst mal ein Gefühl für das Auto und den Verkehr entwickeln“, erklärt Rus. „Wenn das dann passt, steigen wir auf ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und Schaltung um.“ Die Schüler würden so ganz nebenbei noch die Automatikschaltung und den E-Motor kennen lernen. Wer schon einen Führerschein besitze und die E-Technologie testen wolle, könne sich daher natürlich ebenfalls eine Fahrstunde kaufen.

Rus selbst ist bekennender Fan großer Verbrennungsmotoren und glaubt nicht so ganz an den Zusammenhang zwischen Auto und Klimawandel. Vom E-Antrieb ist er dennoch völlig überzeugt.

E-Fahrzeuge seien weniger wartungsanfällig und dem Verbrenner im Wirkungsgrad überlegen

Die E-Fahrzeuge seien günstiger in der Wartung, viel weniger wartungsanfällig und dem Verbrenner im Wirkungsgrad haushoch überlegen. Den Strom können Rus und seine Mitarbeiter noch dazu preiswert tanken - dank einer besonders günstigen Flatrate bei einem Energieanbieter. Doch auch ohne Flatrate wäre die Tankfüllung gemessen am Strompreis mit circa 18 Euro immer noch wesentlich billiger als bei Benziner oder Diesel. Kurz: Die E-Autos rechnen sich.

Was Rus in Sachen Elektromobilität jedoch ganz und gar nicht überzeugt, ist die derzeitige Ladeinfrastruktur. Gerade einmal fünf oder sechs Ladesäulen gebe es in Dessau-Roßlau. Momentan reiche das noch, da bislang nur sehr wenige E-Autos unterwegs seien. Trotzdem müsse man mitunter lange Wartezeiten einplanen.

Die einzige Schnelladestation habe das BMW-Autohaus Ehrl. 30 bis 50 Minuten dauere es dort, um die Akkus wieder aufzuladen. „Wenn wir da ran fahren, flackert bei denen in der Werkstatt das Licht“, scherzt Rus. Eine eigene Ladestation sei bislang noch keine Option. „Das geht nicht so einfach. Für den Starkstrom müssten erst Leitungen verlegt werden“, erklärt Fahrlehrer Mandes Nadler.

Auch der Weg zum E-Auto sei alles andere als leicht gewesen

Was die Elektromobilität aus Sicht des Enterprise-Teams ebenfalls noch unattraktiv macht, ist der Dschungel unterschiedlicher Anbieter und Tarife an den Ladesäulen. „Strom gibt es preiswert, aber auch jenseits von Gut und Böse, aber du bist drauf angewiesen zu laden, wenn der Akku leer ist“, umschreibt Rus.

Auch der Weg zum E-Auto sei alles andere als leicht gewesen. Als Rus 2016 ein neues Automatik-Auto brauchte, entstand die Idee, auf E-Fahrzeuge zu setzen. Um ein solches überhaupt Probe fahren zu können, mussten er und Nadler bei einer Verleihfirma in Leipzig vorsprechen. Danach bestellten sie drei Hyundai Ioniq bei Autohaus Meinecke in Dessau. Bis sie geliefert wurden, verging ein Jahr.

Inzwischen hat Rus seine E-Flotte schon wieder erneuert - Indiz dafür, dass sich das Experiment bezahlt gemacht hat. Die Ioniqs wichen in diesem Jahr zwei neuen Hyundai Kona. Kostenpunkt 46.000 Euro pro Stück. „Ich finde den Preis nicht exorbitant hoch“, sagt Rus. Die Fahrzeuge würden über eine Top-Ausstattung verfügen und hätten eine höhere Reichweite von 450 Kilometern. Die deutschen Anbieter könnten da noch nicht mithalten, findet Rus. (mz)