Der Adel ist zurück Ein Prominenter hat im Palais Minckwitz in Dessau Quartier bezogen
Der Kunstexperte Carl Ludwig Fuchs hat das Palais Minckwitz einst herrschaftlich hergerichtet. Jetzt hat ein Prominenter dort Quartier bezogen.
Dessau - Im Palais Minckwitz geht es seit einiger Zeit ganz unbesehen von der Öffentlichkeit wieder „herrschaftlich“ zu. Ein Adeliger hat in dem pastellfarbenen Haus gegenüber der Johanniskirche Quartier bezogen.
Wer ist es? Dass das ZDF im Palais vor kurzem für eine Online-Dokumentation über den skandalumwitterten, englischen Prinzen Andrew drehte, lockt bei der Suche nach der Antwort zunächst auf die falsche Fährte. In Dessau hat der Sohn von Queen Elisabeth II. und Bruder von Prinz Charles seine Spuren dann doch noch nicht hinterlassen.
Aber ein Verwandter von ihm: Prinz Eduard von Anhalt. Der 79-Jährige, jüngster Sohn des letzten Herzogs von Anhalt, ist der Cousin der Prinzen Charles und Andrew und gilt als intimer Kenner des englischen Königshauses wie des europäischen Adels insgesamt. Für ein Interview mit dem Anhaltiner Adelsspross suchte das Team des ZDF nur noch die passende Location. Doch nicht wie meist üblich, im Luxushotel-Ambiente einer Metropole, wollte Eduard von Anhalt seine Einschätzungen zu Prinz Andrew abgeben, sondern ganz bewusst in Dessau, im Palais Minckwitz.
„Ich komme so oft und regelmäßig wie möglich her, weil es für mich noch vieles in Dessau und der Region zu entdecken gibt“
Das Domizil dient Eduard von Anhalt aber nicht nur als Kulisse, sondern auch als Zweitwohnsitz. Seinen Lebensmittelpunkt hat er in der Bundeshauptstadt Berlin. Mehrere Stunden drehte das ZDF in seinem zweiten Wohnzimmer. Das Interview mit ihm und englischen Journalisten wird voraussichtlich ab Mai im Online-Angebot des ZDF zur Verfügung stehen.
Dreh- und Interviewtermine sind für den Anhalt-Prinzen Routine. Im Palais Minckwitz aber war es eine Premiere. Es ist Samstagnachmittag, als das Team vom ZDF seine Sachen packt. Der Prinz kann entspannen und sich im MZ-Gespräch über Dinge unterhalten, die ihm in Bezug auf die Stadt am Herzen liegen.
„Ich komme so oft und regelmäßig wie möglich her, weil es für mich noch vieles in Dessau und der Region zu entdecken gibt“, erzählt Eduard von Anhalt. Dass er dann oft im Palais Minckwitz übernachtet, hat seine Gründe. „Ich hatte eine ganze Weile anderswo in der Stadt eine Wohnung, diese dann aber aufgegeben, auch weil mir oft unwohl war, die dortigen Schätze so lange unbeaufsichtigt zu lassen.“ Die Schätze gingen ins Familienschloss nach Ballenstedt.
Der Hausherr dort ist der Lebensgefährte des im August 2019 verstorbenen Kunsthistorikers und TV-Experten Carl Ludwig Fuchs
In der Johannisstraße hat er eine neue Bleibe gefunden. Der Hausherr dort ist der Lebensgefährte des im August 2019 verstorbenen Kunsthistorikers und TV-Experten Carl Ludwig Fuchs. Durch einen Dachbodenfund im Palais Minckwitz wurde vor rund 20 Jahren die Verwandtschaft zwischen Fuchs und Eduard von Anhalt bekannt.
Fuchs, der als langjähriger Gutachter für die Sendung „Kunst und Krempel“ im Bayerischen Fernsehen bundesweit bekannt war, kaufte sich das Palais Minckwitz Anfang der 2000er Jahre zurück. Als es Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, war es schon einmal im Familienbesitz seiner Vorfahren. Der Alte Dessauer, Leopold I, gab das Palais einer seiner außerehelichen Liebschaften als Mitgift für die Heirat mit einem preußischen Adligen. Aus dieser Linie stammte Fuchs. Eduard stammt aus der direkten Linie des Fürsten. Dokumente auf besagtem Dachboden des Palais Minckwitz belegten die Verwandtschaft zwischen Fuchs und ihm. Eine Freundschaft entstand.
Fuchs richtete im Laufe der Zeit das über 400 Quadratmeter große Anwesen in der Johannisstraße im Stile eines Stadtschlosses ein. Eduard genießt nun dieses Ambiente. „In Rücksprache mit dem Lebensgefährten von Carl Ludwig Fuchs sind wir zu der gemeinsamen Einsicht gelangt, dass viel mehr Menschen an dieser Umgebung partizipieren sollen“, verrät der Prinz im Gespräch.
Das Palais Minckwitz soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden
Kurzum, das Palais Minckwitz soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Etwa in Form von exklusiven Führungen sowie Dinner- und Musikabenden. Ab der zweiten Jahreshälfte soll es erste Angebote geben. Die Durchführung würde Antje Dähne, Inhaberin eines Regionalladens in der Johannisstraße und Freundin der Familie Fuchs, übernehmen. „Ich könnte es mir auch zum Ausrichten von Empfängen für offizielle Gäste der Stadt vorstellen. Die hätten dann eine besonders schöne Erinnerung an ihren hiesigen Aufenthalt“, ist Eduard von Anhalt überzeugt. Darüber möchte der Prinz mit dem Rathaus ins Gespräch kommen.
Auch für den Erhalt des Leopoldfestes möchte er sich persönlich stark machen und Partner zu dessen Fortführung finden. „Es wäre schade, wenn das Format keine Zukunft hätte“, so Eduard von Anhalt. (mz/Danny Gitter)