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Ein Kriegerdenkmal gibt viele Rätsel auf

Von Thomas Steinberg 06.09.2006, 17:25

Dessau/MZ. - Und doch ist es so: Über die Geschichte der Mosigkauer Stele weiß man fast nichts. Weder ist bekannt, wer sie finanziert hat, noch wann sie errichtet wurde. "Vermutlich in den zwanziger Jahren", meint Wotzlaw anhand der Schriftart datieren zu können. Und er hält es für wahrscheinlich, dass das Denkmal in der Steinmetzwerkstatt Melchert gefertigt wurde - der verwendete Muschelkalk, ein Lieblingsmaterial Melcherts, lege das nahe. Stimmt Wotzlaws Theorie, dann sind die vier Gesteinsblöcke auf dem Hof in der Heidestraße wieder an ihren Entstehungsort zurückgekehrt - Wotzlaws Werkstatt befindet sich dort, wo vor einigen Jahren noch die Melchertsche zu finden war.

Schwer hatte dem Mosigkauer Kriegerdenkmal die Zeit zugesetzt. Fünf Millimeter Material mussten von der Oberfläche abgetragen werden, um all die Narben verschwinden zu lassen, Risse wurden mit Epoxydharz geschlossen. Das größte Problem indes: Die Inschriften mit 58 Namen von im ersten Weltkrieg gefallenen Mosigkauern waren völlig verwittert und kaum mehr zu entziffern.

Wotzlaw richtete scharfes Licht schräg auf die Inschriften. Der starke Schattenwurf ließ dann teilweise sichtbar werden, was ansonsten verborgen blieb. "Da hatten wir dann zwei, drei Buchstaben." Genug, um das Puzzle mit Hilfe der Eintragungen in den Mosigkauer Kirchenbüchern zu vervollständigen.

Ein Rätsel bleibt indes ungelöst: Der Stein wird von einem Wappen gekrönt. Völlig verwittert und zerfressen, lässt sich weder mit Tricks noch mit Mühe dessen ehemalige Gestalt ermitteln. "Häufig", erklärt Wotzlaw, in dessen Werkstatt nicht zum ersten Mal Kriegerdenkmäler restauriert werden, handele es sich um die Wappen der Stifter. Vielleicht war dies im Falle Mosigkau ebenso - doch um dies nachweisen zu können, bräuchte es historischer Unterlagen oder detailreicher historischer Fotos. Die aber fehlen bis heute.