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Finale auf 8.848 Metern Ein Dessauer wagt die "Seven Summits": Auf dem Mt. Everest endet seine Pilgerreise

Von Silvia Bürkmann 18.02.2017, 13:00
Am 20. Mai 2013 stand Gregor Hundeshagen auf dem 8.848 Meter hohen Mt. Everest.
Am 20. Mai 2013 stand Gregor Hundeshagen auf dem 8.848 Meter hohen Mt. Everest. privat

Dessau - Marathon-Mann, Bergsteiger und nun auch noch Buchautor: Der Dessauer Zahnarzt und Kieferchirurg Gregor Hundeshagen hat die Reichweite seiner Freizeitaktivitäten um ein neues Feld ausgedehnt. Und stellte in dieser Woche seinen von Buchdeckeln umhüllten druckfrischen „Seven-Summits-Weg“ dem höchst gespannten Dessauer Publikum vor.

„Vielleicht machen Sie am Valentinstag Ihre Liebeserklärung an die Berge“, zog der 56-jährige Dessauer Weltenbummler die große Gesellschaft in der bis auf den letzten Klappstuhl besetzten früheren Grillbar am Museum in den Bann. Und offenbarte noch ein nächstes Talent. Als Geschichtenerzähler.

„Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist. Denn vorher gehörst du ihm.“

Hundeshagen ist nicht der „Märchenonkel“, der seine Abenteuer schildert bei der Besteigung der jeweils höchsten Gipfel der sieben Kontinente. Der Vortragende fesselt ebenso mit nüchternen Fakten wie mit packenden Beschreibungen, die ihm selbst den Atem stocken lassen: Sturmgeheul, Atemnot, Schneeblindheit - das vor Jahren Erlebte ist plötzlich wie gegenwärtig.

Das Sujet der Erzählung fasziniert an sich: Ein Extremsportler meistert die Bergriesen der Kontinente. Hundeshagen hat nie das Wort „bezwingen“ in den Mund genommen. Mehrfach hingegen das Zitat des professionellen Südtiroler Extrembergsteigers Hans Kammerlander: „Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist. Denn vorher gehörst du ihm.“

Die erste Herausforderung war der Kilimandscharo

Mit den „Seven Summits“ hat der Dessauer 2000 angefangen am Kilimandscharo, dessen Gipfel eigentlich Kibo heißt. Afrika abgehakt? Damals war die ultimative Herausforderung für den Dessauer noch nicht definiert. Vielmehr rückte das Bergsteigen zwischenzeitlich in den Hintergrund, verlangten Alltag und Beruf den ganzen Einsatz des Mediziners Hundeshagen.

„Da habe ich eben in diesem Bergwerk tagaus, tagein geschuftet.“ Nach sechs Jahren aber meldete sich wieder der Ehrgeiz des Sportlers und die Sehnsucht nach Bergen. Der Mount Blanc in den Alpen und der Elbrus im Kaukasus fügten sich ein ins Gipfelbuch des Dessauers. Egal, ob nun der Kaukasus zum alten Kontinent gezählt wird (hier wechselt die Zuordnung) - Hundeshagen hat von der Spitze auf Europa geguckt.

Die Idee zu den „Seven Summits“ reifte erst im Laufe der Zeit

Eine besondere Grenzerfahrung bescherte der Denali dem Dessauer Bergsteiger. 2008 nahm Hundeshagen den höchsten Gipfel Nordamerikas in Alaska unter die Stiefel und erklomm mit dem bis 2015 Mount McKinley genannten Eisriesen „den kältesten Berg der Erde“. Dem hat Barack Obama 2015 mit Denali den Namen der Ureinwohner zurückgegeben. „Der Hohe“, „Der Große“ ist im Rückblick für Hundeshagen ein ganz Extremer.

Danach nahm allmählich der Plan von den „Seven Summits“ im Kopf des Dessauer Gestalt an: Kannst du auch das schaffen? 2010 rückte eine Doppelexpedition ins Blickfeld: Südamerika und die Antarktis liegen doch fast nebeneinander? Den Aconcagua in den argentinischen Anden erklomm Hundeshagen in der Seilschaft mit dem ecuadorianischen Freund Alberto, den Mount Vinson nahe dem Südpol in Zweckgemeinschaft mit der amerikanischen Abenteurerin Megan aus San Francisco. Die Carstensz-Pyramide in Australien meisterte er allein als Kletterer.

Das große Finale auf dem Mount Everest

Der „Berg der Berge“ blieb lange ein Traum. Nach dem Überfliegen per Flugzeug aber verschaffte sich der Mount Everest unverrückbar Platz im Sinn des Dessauers. Anderthalb Jahre hatte sich Hundeshagen auf das große Gipfel-Finale vorbereitet.

Körperliche Fitness wurde antrainiert, die Tour bis ins Detail geplant, organisiert und einen Platz in einem eingespielten Schweizer Bergführer-Team gefunden. Von der wochenlangen Akklimatisierung im tibetischen Hochland und dem Kampf mit dem „Second Step“, der zweiten, fast 40 Meter hohen und senkrechten Felsstufe im Berg sowie der Ankunft am Gipfel, berichten Notizen.

Die Ankunft auf dem Dach der Welt erlebt der Dessauer wie in spiritueller Trance. Davon berichten viele Bergsteiger, deren Kopf vom endlosen, wortlosen Marsch völlig frei werde. „Das ist Pilgern. Zum Himmel und zu sich selbst.“ Und das gibt es nun auch zum Nachlesen in einem Buch. (mz)

In Asien steht mit dem Mount Everest (nepalesisch Sagarmatha; tibetisch Chomolungma) mit 8.848 Metern der höchsten Berg der Erde. Der Everest ist der einzige Achttausender unter den Seven Summits.

Südamerika hat mit dem Aconcagua (6.962 Meter) den zweithöchsten der Seven Summits in den Anden auf argentinischem Territorium.

Nordamerikas höchster Berg ist mit 6.190 Metern Höhe der Denali (früher Mount McKinley) als höchster Punkt der Alaskakette. Der Berg gilt als einer der klimatisch extremsten der Erde und wird durch starke Winde und besonders tiefe Temperaturen charakterisiert.

Afrikas höchster Berg und vierthöchste der Seven Summits ist der Kibo (swahili „der Helle„) im Nordosten von Tansania, nahe der kenianischen Grenze. Er wird oft auch „Kilimandscharo“ genannt nach dem namensgebenden Massiv.

In Europa streiten Mount Blanc und Elbrus in den Auffassungen der Bergsteiger um die Krone.

Der Elbrus ist mit 5.642 Metern der höchste Berg im Kaukasus und der höchste Berg Russlands. Zählt man ihn zu Europa, ist er der höchste Berg des Kontinents.

Der Mont Blanc (französisch; italienisch: Monte Bianco, beides „weißer Berg„) ist mit 4.810 Metern Höhe der höchste Berg der Alpen und der höchste auf dem Gebiet der Europäischen Union.

Die Antarktis hat mit dem 4.892 Meter hohen Mount Vinson ihren höchsten Berg. Er wurde als letzter der Seven Summits bei einem Flug der US-Luftwaffe 1957 entdeckt

Australien hat die Besonderheit der Carstensz-Pyramide. Sie ist im indonesischen Urwald gelegen und mit 4.884 Metern der höchste Berg des australischen Kontinents. Ihre schroffe und steile Felswand macht sie klettertechnisch zum schwierigsten der Seven Summits.

„Mein Seven-Summits-Weg“ heißt das Buch.
„Mein Seven-Summits-Weg“ heißt das Buch.
Lutz Sebastian
Die Besucher waren fasziniert.
Die Besucher waren fasziniert.
Sebastian