Ehemalige schwelgen in Erinnerungen
Roßlau/MZ. - Viele der knapp 400 Besucher des sechsten Ehemaligentreffens interessierten sich ohnehin nur für diesen Teil des Gymnasiums, weil sie hier die einstige Erweiterte Oberschule (EOS) besucht hatten.
Wie etwa Dr. Dieter Görsch aus Natho vom Abiturjahrgang 1965. Als er in einen Klassenraum schaute, kamen sogleich die Erinnerungen: Mit 28 Schülern seien sie damals eine starke Klasse gewesen. "Es hat mir an dieser Schule gut gefallen", sagte er und nannte Namen beliebter Lehrer wie sein ehemaliger Klassenlehrer Dieter Teichmann und der Physiklehrer Fritz Lüderitz. An den alten Hausmeister Fräßdorf dachte Dr. Görsch mit einem Schmunzeln: "Das war ein Original." Und auch mancher Streich fiel ihm ein. Von Musiklehrer Engelmann habe er sich mal eine Fünf in Betragen eingefangen, weil er beim Singen das Arbeiter-Kampflied "Ich trage eine Fahne" verballhornte. "Das ist jetzt alles anders hier", meinte Görsch, als er in das Physik-Kabinett trat. Der Raum sei mit seinen Stufen bewusst wie ein Uni-Hörsaal gestaltet, erläuterte Mathe- und Physiklehrerin Gabriele Dreiling. Zur Freude vieler Besucher konnte sie kurz darauf ihren 78-jährigen ehemaligen Kollegen Fritz Lüderitz begrüßen, der hier von 1953 bis 1981 unterrichtet hat. "Die kenne ich fast alle noch", murmelte Lüderitz gerührt und zählte viele Namen auf, nachdem er in einer extra für das Treffen angefertigten Chronik ein Klassenfoto aus dem Jahr 1955 entdeckt hatte. Vielen seiner ehemaligen Schüler begegnete er an diesem Abend beim Ball in der Elbe-Rossel-Halle noch leibhaftig.
Leider gebe es heute den Schülerfasching nicht mehr, bedauerte Dirk Hoth, Abiturjahrgang 1978. Hoth, der an der TU Dresden Architektur studiert hat, bekam als Vorsitzender des Elferrates an der Roßlauer EOS sogar mal Schwierigkeiten mit der Polizei. "Als wir in unseren schwarzen Roben durch die Stadt zogen, galt das als ,nicht genehmigte Demonstration'", berichtete er.
Von einem üblen Streich erzählte der Vorsitzende des Fördervereins "Goethe-Gymnasium", Bernd Möhring (Abi-Jahrgang 1981): Feueralarm sei bei Übungen mit einem Schienenstück ausgelöst worden. "Manchmal schlug jemand aus unserer Klasse mit dem Klöppel dagegen. Noch ehe einer mitbekam, dass es ein Scherz war, standen alle auf dem Schulhof."
Das rote Schienenstück und der Klöppel hängen zwar heute noch gegenüber dem Lehrerzimmer, der Schabernack würde trotzdem nicht mehr funktionieren. Feueralarm wird längst mit der Schulklingel ausgelöst.