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Duo Springer mit Deutz-Quartett

Von Wladimir Kleschtschow 25.05.2005, 16:12

Schortewitz/MZ. - Günter Springer ist Inhaber eines Terrazzo- und Natursteinbetriebes in Schortewitz. Und "Franz Springer" ist sein Hobby: Es ist ein kleiner Traktor der berühmten Marke Deutz. "Mein Vater und ich haben ihn im März 1962 vom Rentner Fritz Möbius in Rohndorf gekauft", erinnert sich Günter Springer. "Damals wurden Kleintraktoren in der DDR-Landwirtschaft noch angewendet. Deshalb brauchten wir für den Kauf einige Genehmigungen: vom Landwirtschaftsamt, vom Kraftverkehr und so weiter... Eine Zulassung bekamen wir über die LPG Typ I."

Dieser erste Deutz sollte nicht der letzte von Günter Springer sein. Richtig Blut geleckt hat der gelernte Maurer aber erst etwa drei Jahre später, beim Militärdienst. "Im letzten halben Jahr war ich in einer Panzerwerkstatt eingesetzt", erinnert sich der Schortewitzer. "Da habe ich mir allerhand Fertigkeiten bei der Reparatur von Motoren angeeignet."

Zu DDR-Zeiten waren nicht nur Ersatzteile für Trabant und Wartburg Mangelware. Auch für sein neues Hobby musste sich Günter Springer einiges einfallen lassen.

"In der Lohmannstraße in Köthen hatte Hermann Kohlrusch damals eine Deutz-Werkstatt", so Springer. "Die Frage war: Wie bringe ich ihn dazu, mir Ersatzteile zu verkaufen? Da gab mir mein Nachbar einen guten Rat: Fang mit Kohlrusch ein Gespräch über Pferde und Ponys an, und du wirst sehen, du bekommst alles. So war es dann auch. Außerdem durchwühlte ich jeden Schrotthaufen nach Deutz- und Lanz-Teilen." Auch zu einer Deutz-Werkstatt in Leipzig knüpfte der Schortewitzer Kontakte.

Seinen ersten Deutz nannte Günter Springer im Andenken an seinen Vater "Franz Springer." Die drei weiteren Traktoren, die später hinzu kamen, erhielten ebenfalls ihre Namen. So heißt der 1938 gebaute Deutz "Franz Hensel" - nach einem Meister, der in Werben bei Stumsdorf Reparaturarbeiten ausführte. Der Traktor von 1948 trägt den Namen von Friedrich Bartolomäus: "Von ihm hatte ich einen Motor bekommen", so Springer. Und der vierte Deutz in der Sammlung, Baujahr 1950, wurde nach Fritz Woit, dem damaligen LPG-Chef genannt.

"Franz Springer" hat noch den Originalkühler", sagt Günter Springer und streichelt liebevoll die alte Maschine. "Die Kühler bei den drei anderen habe ich selber nachgebaut." Ansonsten hätten die Oldies bis auf manche Kleinigkeiten Originalteile.

Für zehn Jahre musste der Schortewitzer seine Hobby ruhen lassen, als er nach der Wende sein jetziges Unternehmen gründete: Er hatte einfach keine Zeit mehr für Basteleien. Irgendwann im Jahre 2000 bekam Springer jedoch einen alten Deutz geschenkt. Und die alte Leidenschaft flammte wieder auf.

Jetzt, da er in Sachen Terrazzo- und Natursteinbetrieb kürzer tritt und diesen noch im laufenden Jahr an seinen Sohn André übergibt, hat Günter Springer nun wieder Zeit für sein Hobby. "Ich werde mich doch nicht für den ganzen Tag vor den Fernseher setzen", sagt er. André Springer, der noch in der Tischlerei seines Onkels im Haus gegenüber arbeitet, macht übrigens auch bei den Basteleien an den Traktoren-Oldies mit.

Die Feierlichkeiten zum 850. Bestehen der Gemeinde Schortewitz im nächsten Jahr hat Günter Springer bereits in seine mittelfristige Planung einbezogen. Anlässlich dieses Jubiläums will er seine Oldies der Öffentlichkeit präsentieren. Vielleicht wird bis dahin auch ein alter Traktor "Pionier" noch flott gemacht. Die Rarität - in den 60er Jahren in Nordhausen gebaut - wartet bereits auf ihre Restaurierung.